Suchergebnisse für: Die Tagespost

Fünf Jahre danach

Heute vor genau fünf Jahren zündete sich ein junger Mann in Tunesien selbst an

Von Oliver Maksan

Die Tagespost, 16. Dezember 2015

Heute vor genau fünf Jahren zündete sich ein junger Mann in Tunesien selbst an. Der Gemüsehändler Muhammad Bouazizi hatte der Demütigungen und der Polizeiwillkür genug, als er sich mit Benzin übergoss und in Brand steckte. Eine ganze Generation erkannte sich in ihm wieder. Das traurige, für den jungen Mann letztlich tödliche Ereignis war, wenn auch nicht Grund, so doch Anlass der Massenproteste, die folgten und bald “Arabischer Frühling“ genannt werden sollten. Wenige Wochen später bestieg Tunesiens Langzeitdiktator Ben Ali ein Flugzeug, das ihn nach Saudi-Arabien brachte. Als die tunesischen Proteste zu Beginn 2011 auch nach Ägypten überschwappten, war klar, dass ein Ereignis von regionalem Rang im Gange war. Mit dem Sturz Mubaraks, der das bevölkerungsreichste Land der arabischen Welt seit dreissig Jahren führte, zeichnete sich eine Zeitenwende ab. Als es dann auch noch zu einem Präsidentenwechsel im Jemen kam, als in Libyen ein Aufstand gegen Gaddafi losbrach und sich Syrien nach Jahrzehnten der Grabesruhe rührte, wurde deutlich, dass sich der arabische Raum fundamental veränderte. Die autoritären Staatsbildungsprojekte waren offensichtlich gescheitert. Staatsversagen führte vielerorts zu Staatszerfall. Es zeigte sich aber schnell: Es ist leichter, eine alte Ordnung abzuschaffen, als eine neue zu etablieren.

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“Die wichtigste Tür ist die zum Beichtstuhl”

Patriarch Fouad Twal eröffnet die Heilige Pforte in Getsemani – Bethlehem und Nazareth folgen noch

Von Oliver Maksan

Jerusalem, Die Tagespost, 14. Dezember 2015

Laut tönend pocht der Hirtenstab des Lateinischen Patriarchen gegen das Metall des Portals der Getsemani-Basilika. Langsam öffnen sich die hohen, mit Ölbaumzweigen verzierten Türflügel. Das von Papst Franziskus ausgerufene Jahr der Barmherzigkeit hat damit auch im Heiligen Land begonnen. Jerusalems katholische Ortskirche hat sich zu der Feier am Sonntagnachmittag zahlreich eingefunden. Einheimische palästinensische Christen mischen sich mit den vielen Priestern und Ordensleuten aus aller Welt, die in der ältesten Teilkirche Dienst tun. Sie drängen durch die Heilige Pforte, berühren oder küssen den Corpus des grossen Kreuzes, das im Eingang zur Basilika aufgestellt ist. Diese war in den zwanziger Jahren erbaut worden. Kostbare Mosaiken und Alabasterfenster zieren das Gotteshaus. Katholische Nationen hatten sich zusammengetan, um der Todesangst Christi ein würdiges Gedächtnis zu bereiten. Ein vor dem Altar eingefasster Felsen wird als der Ort verehrt, wo der Herr mit seiner Sendung rang, ihm der Schweiss Blutstropfen gleich zu Boden fiel. Im vergangenen Jahr war Papst Franziskus bei seinem Heilig-Land-Besuch hier mit der Ortskirche zusammengekommen. Auch seine Vorgänger hatten die Heilige Stätte aufgesucht. Ein von Papst Paul VI. 1964 gepflanzter Ölbaum im Garten Getsemani erinnert an den ersten Besuch eines Papstes seit Petrus.

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Das Ende der Menschheit

Zu den gefährlichsten Irrtümern unserer Zeit gehört zu meinen, Wissen und Weisheit seien Geschwister oder unterhielten eine andere Verwandtschaftsbeziehung

stefan rehderVon Stefan Rehder

Die Tagespost, 11. Dezember 2015

Zu den gefährlichsten Irrtümern unserer Zeit gehört zu meinen, Wissen und Weisheit seien Geschwister oder unterhielten eine andere Verwandtschaftsbeziehung. Tatsächlich ähnelt die Relation von Wissen und Weisheit aber der von Cleverness und Klugheit. Auch die kommen nicht aus demselben Stall. Auch hier kann das eine vom anderen unberührt bleiben, sogar ein Leben lang. So gesehen hat der “International Summit on Human Gene Editing”, der vergangene Woche in Washington stattfand, der Welt zwar eindrucksvoll vor Augen geführt, dass die Wissenschaftler bereits genug über das “Genome Editing” wissen, um sich keinerlei Illusionen über die Gefahren zu machen, die mit der neuartigen CRISPR/Cas9-Technologie verbunden sind. Er hat aber auch gezeigt, dass die Mehrheit der dort versammelten Forscher nicht weise genug ist, um diese Gefahren auch bannen zu wollen (DT vom 8.12.).

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Die Chance des Heiligen Jahres

Auf den Tag genau heute vor 50 Jahren endete das Zweite Vatikanum

Markus RederKurz vor dem Start des Heiligen Jahres
Papst Fraziskus: Sorge um Priester (genaue Kenntnisse der Kirche im deutschsprachigen Raum)

Von Markus Reder

Die Tagespost, 07. Dezember 2015

Auf den Tag genau heute vor 50 Jahren endete das Zweite Vatikanum. Für Papst Franziskus ist das Anlass, die Heilige Pforte im Petersdom aufzustossen. Damit beginnt das Heilige Jahr der Barmherzigkeit. Barmherzigkeit: Wohl kein Wort beschreibt schöner das Wesen Gottes. In Christus ist diese Barmherzigkeit Gottes Mensch geworden. Franziskus betont das in seiner Verkündigungsbulle zum Heilige Jahr: “Jesus Christus ist das Antlitz des Barmherzigen Vaters. Das Geheimnis des christlichen Glaubens scheint in diesem einen Satz auf den Punkt gebracht”, heisst es in “Misericordiae vultus” gleich zu Beginn. Manche tun sich schwer mit dem Wort Barmherzigkeit. Sie fürchten dessen Politisierung. Das ist bitter. Barmherzigkeit, Wahrheit, Gerechtigkeit sind kein Widerspruch. Darum taugt der Verweis auf die Barmherzigkeit nicht, um das Evangelium nach eigenem Gutdünken umzumodeln.

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Christus ist die Tür

Vom Wort des Psalmisten bis zum Anklopfen des Heiligen Vaters: Mit dem Lobpreis der Güte Gottes beginnt das Heilige Jahr

Von Erzbischof Salvatore Fisichella

Die Tagespost, 07. Dezember 2015
Heiliges Jahr: kathpedia

“Aperite mihi portam iustitiae“: Öffnet mir das Tor zur Gerechtigkeit! Der Hammerschlag (*) auf die Heilige Pforte wird die Bitte des Heiligen Vaters am 8. Dezember, dem Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens, lauter erklingen lassen. Dies ist der wahre Beginn des ausserordentlichen Jubiläums der Barmherzigkeit.

Der Papst wird als Erster die Heilige Pforte durchschreiten, ihre Türpfosten küssen und sein Glaubensbekenntnis ablegen. Fünfzehn Jahre nach dem letzten, von Johannes Paul II. im Jahr 2000 gewünschten, Jubiläum wird sich die Tür erneut öffnen, um diejenigen zu empfangen, die als Pilger kommen und um die Vergebung und Barmherzigkeit des Vaters bitten. Es handelt sich um ein ausserordentliches Heiliges Jahr, doch nicht um das einzige in der Geschichte der Jubiläen. 1983 hatte Johannes Paul II. aus Anlass des Jahres der Erlösung ein ähnliches ausserordentliches Jubiläum ausgerufen. Ein weiteres ausserordentliches Heiliges Jahr hatte auch Pius XI. 1933 gewollt, um an das Geheimnis des Todes Jesu Christi zu erinnern.

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“Friedensstadt ohne Frieden”

Bethlehem feiert Weihnachten bescheidener als sonst und will so auf die angespannte Lage aufmerksam machen

Von Oliver Maksan

Bethlehem, Die Tagespost, 4. Dezember 2015

Auch in diesem Jahr lassen sich Weihnachten und Politik in Bethlehem nicht voneinander trennen. Hoch oben auf dem traditionellen Christbaum auf dem Krippenplatz vor der Geburtskirche weht die palästinensische Flagge. Wie jedes Jahr nutzt Bethlehem die weltweite Aufmerksamkeit zur Weihnachtszeit, um auf die Lage in der Stadt und in Palästina aufmerksam zu machen. “Wir sind die Stadt des Friedens ohne Frieden. Die israelische Besatzung hat eine Mauer und Checkpoints um uns herum gezogen. Der Friede wurde eingemauert”, sagte Vera Babun, Bethlehems römisch-katholische Bürgermeisterin, am Donnerstag, als sie die Weihnachtssaison vor Journalisten eröffnete. Die dauert in Bethlehem lange. Nach dem westlichen Weihnachtsfest am 25. Dezember feiert die orthodoxe Welt am 7. Januar. Und am 19. Januar begehen noch die Armenier das Geburtsfest des Herrn. Für die Stadt und ihre vom Pilgertourismus lebenden Einwohner ist jetzt also lange Hochsaison.

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Die Motive liegen völlig im Dunkeln

Der Fall “Vatileaks 2” zieht sich in die Länge – Angeklagte beschuldigen sich gegenseitig

Von Guido Horst

Rom, Die Tagespost, 02. Dezember 2015

Der Fall “Vatileaks 2”, der es sogar in die “fliegende Pressekonferenz” mit Papst Franziskus während der Rückkehr aus Afrika geschafft hat, bleibt dem Vatikan und der Öffentlichkeit noch eine Zeit lang erhalten. Das Vatikangericht, das den Prozess führt, gestand der Angeklagten Francesca Chaouqui zu, statt des Pflichtverteidigers eine Anwältin des Vertrauens hinzuziehen zu dürfen. Diese hat nun einige Tage Zeit, sich mit der Aktenlage vertraut zu machen. Die Vernehmungen gehen nun in der kommenden Woche weiter und der Fall wird sich über die Eröffnung des Heiligen Jahres am kommenden Dienstag hinausziehen.

Vor den mitfliegenden Journalisten räumte der Papst am Montag im Flugzeug ein, dass die Ernennung der beiden Angeklagten, die er 2013 in die COSEA genannte Kommission zur Prüfung der wirtschaftlichen und organisatorischen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls berufen hatte, ein Fehler gewesen sei.

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Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

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