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Die Motive liegen völlig im Dunkeln
Der Fall “Vatileaks 2” zieht sich in die Länge – Angeklagte beschuldigen sich gegenseitig
Rom, Die Tagespost, 02. Dezember 2015
Der Fall “Vatileaks 2”, der es sogar in die “fliegende Pressekonferenz” mit Papst Franziskus während der Rückkehr aus Afrika geschafft hat, bleibt dem Vatikan und der Öffentlichkeit noch eine Zeit lang erhalten. Das Vatikangericht, das den Prozess führt, gestand der Angeklagten Francesca Chaouqui zu, statt des Pflichtverteidigers eine Anwältin des Vertrauens hinzuziehen zu dürfen. Diese hat nun einige Tage Zeit, sich mit der Aktenlage vertraut zu machen. Die Vernehmungen gehen nun in der kommenden Woche weiter und der Fall wird sich über die Eröffnung des Heiligen Jahres am kommenden Dienstag hinausziehen.
Vor den mitfliegenden Journalisten räumte der Papst am Montag im Flugzeug ein, dass die Ernennung der beiden Angeklagten, die er 2013 in die COSEA genannte Kommission zur Prüfung der wirtschaftlichen und organisatorischen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls berufen hatte, ein Fehler gewesen sei.
Wo Sultan und Zar konkurrieren
Militärische Luftraumverletzung ist keine Petitesse, der Abschuss eines Kampfjets noch weniger
Die Tagespost, 02. Dezember 2015
Militärische Luftraumverletzung ist keine Petitesse, der Abschuss eines Kampfjets noch weniger. Dennoch ist rational nicht zu erklären, warum die Präsidenten Putin und Erdogan derart auf Eskalation setzen. Russland und die Türkei sind wirtschaftlich eng verzahnt. Eine intensivere Zusammenarbeit wäre im Interesse beider Staaten, und die von Moskau verhängten Sanktionen schaden beiden. Jenseits rationaler Erwägungen ist die Eskalationsstrategie jedoch erklärbar: Beide Staaten haben trotz ihrer Beteuerungen, in Syrien den IS zu bekämpfen, eine andere politische Agenda. Moskau will mit Assad auch seine militärische Präsenz am Mittelmeer und seinen politischen Einfluss in Nahost zementieren. Ankara will mit Assads Sturz zur führenden Ordnungsmacht im Orient werden und einen zweiten Kurdenstaat verhindern. Zu den politischen kommen die persönlichen Agenden der Präsidenten, die mit Macho-Gehabe allein nicht ausreichend erklärt sind: Putin und Erdogan verstehen sich über ihre Ämter, ja über ihre Staaten hinaus als Identifikationsgestalten für einen geschichtlich-kulturellen Grossraum.
Türkische Illusionen
“Schuheputzen – drei Jahre Garantie!”
Die Tagespost, 30. November 2015
“Schuheputzen – drei Jahre Garantie!”, ruft in der Türkei mancher kleine Junge zur Belustigung der Touristen. Das Angebot hat einen pragmatischen Teil: saubere Schuhe. Und einen utopischen: die Dreijahresgarantie. Ähnlich verhält es sich mit den Ergebnissen des EU-Türkei-Gipfels von Sonntag. Auch hier gibt es einen pragmatischen Teil: Die EU will drei Milliarden Euro für die Versorgung der 2,5 Millionen Flüchtlinge in der Türkei zur Verfügung stellen. Die Türkei wird im Gegenzug ihre Küsten besser schützen und gegen Schlepper vorgehen. Es ist bitter, dass Griechenland unfähig ist, seine EU-Aussengrenzen zu sichern. Es macht nachdenklich, dass wir die Türkei als Puffer zu den Krisenherden des Orients brauchen, damit die EU nicht an der Flüchtlingskrise zerbricht. Und doch ist dieses Arrangement ganz pragmatisch: Europa kauft sich von einem Teil der Lasten des Flüchtlingsstroms frei. Nicht schön, aber pragmatisch ist auch, dass Europa einen Teil der Flüchtlinge ohne Asyl-Chance künftig in die Türkei rückführen wird – und die Türkei im Gegenzug ab Juni 2016 eine Visa-Liberalisierung bekommt.
Papst warnt in Kenia vor der Ausbreitung neuer Wüsten
In seiner ersten interreligiösen Begegnung auf afrikanischem Boden erinnert Franziskus die Religionsführer an ihre Verantwortung
Die Tagespost, 27. November 2015
Der ökumenische und interreligiöse Dialog sei kein Luxus. “Unsere durch Konflikte und Spaltungen verletzte Welt“ brauche ihn sogar “immer dringender“, so mahnte Papst Franziskus bei seiner morgendlichen Begegnung mit Vertretern anderer Konfessionen und Religionen am Donnerstag in der Nuntiatur in Nairobi. Dabei hatte der Heilige Vater nicht bloss die neue Terrorbedrohung in Europa vor Augen: Kenia selbst ist Schauplatz von islamistischem Terrorismus, vor allem durch die aus dem Nachbarland Somalia stammende Terrormiliz Al-Shabaab. Der Papst erinnerte an einige der “barbarischen Anschläge“ und warnte, es würden “Jugendliche im Namen der Religion zu Extremisten gemacht, um Zwietracht und Angst zu säen und um das Gefüge unserer Gesellschaften zu zerstören”.
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