“Wir haben Gott zum Softie gemacht”
Machtmissbrauch in der Kirche – Machtmissbrauch im Evangelium?
Von Thorsten Paprotny, 14. Juni 2019
Vor wenigen Tagen hat der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer in einem grossen Interview “Wir haben Gott zum Softie gemacht” am 12. Juni 2019 mit der “Süddeutschen Zeitung” erneut Stellung bezogen – zu Themen, die sowohl die römisch-katholische Kirche als auch weite Teile der Gesellschaft von heute bewegen oder zu erschüttern scheinen. Wir alle dürfen Bischof Dr. Wilmer dankbar sein. Glaubwürdig ist seine Erschütterung über den Missbrauchsskandal im Bistum Hildesheim, und glaubwürdig ist auch sein energisch artikuliertes Interesse daran, zu einer vollständigen Aufklärung der Vorgänge beizutragen. Ja, die römisch-katholische Kirche ist keine Sonderwelt und auch nicht dazu berufen, als religiös verbrämte Anstalt für die Vertuschung von Straftaten und damit am Schutz strafrechtlich schuldig gewordener Mitarbeitern sich besonders hervorzutun. Der sexuelle Missbrauchsskandal ist und bleibt erschütternd. Was bleibt, sind Sprachlosigkeit und Entsetzen. Was not tut, ist die lückenlose Aufklärung der Vorgänge. Wilmer sagt richtig, dass die Kirche eine Institution in der Welt sei, die selbstverständlich auch mit allen anderen Institutionen zusammenarbeiten müsse. Der Hildesheimer Bischof verdient dabei jede nur mögliche Unterstützung.
Analyse
Analyse: Wie geht es weiter mit Kardinal George Pell?
Das umstrittene Urteil gegen den Kardinal ist in Berufung gegangen. Aber selbst ein Freispruch wäre noch lange nicht das Ende eines Dramas, bei dem mehr auf dem Spiel steht als die Missbrauchsvorwürfe.
Von AC Wimmer
Melbourne, 15. Juni 2019 (CNA Deutsch)
Es war der Schlüsselmoment in diesen vor Spannung knisternden Stunden im Gerichtssaal: Vor laufenden Kameras, die das Drama per Livestream im Internet ausstrahlten und weltweit verfolgen liessen, fragte Gerichtspräsident Chris Maxwell vom Obersten Gerichtshof von Victoria einen stammelnden Staatsanwalt, er möge doch bitte erklären, wie Kardinal George Pell unter “höchst unwahrscheinlichen” Umständen überhaupt die Verbrechen habe begehen können, für die ihn ein Geschworenengericht im vergangenen Dezember schuldig befunden hat.
Berufungsverfahren von Kardinal George Pell
Auftakt der Anhörung im Berufungsverfahren von Kardinal George Pell
Von AC Wimmer
Melbourne, 5. Juni 2019 (CNA Deutsch)
Zum Auftakt der Anhörung des Berufungsantrags für Kardinal George Pell haben dessen Anwälte 13 Gründe angeführt, warum ein Geschworenengericht begründete Zweifel hätten haben sollen, bevor es den 77-jährigen für schuldig befand, in den 1990er Jahren zwei Chorknaben in der St.-Patricks-Kathedrale von Melbourne sexuell missbraucht zu haben.
Die Anwälte von Kardinal George Pell unterbreiteten am heutigen Mittwochmorgen vor dem Obersten Gerichtshof des Bundesstaates Victoria ihre Argumente für die Aufnahme eines Berufungsverfahrens.
Die Anhörung unter dem Vorsitz von Hauptrichterin Anne Ferguson und zwei weiteren Richtern verläuft über zwei Tage.
Kardinal Pell hat bereits drei Monate einer sechsjährige Gefängnisstrafe verbüsst, nachdem ein Schwurgericht den prominenten Prälaten im Dezember 2018 in fünf Fällen des sexuellen Missbrauchs für schuldig gesprochen wurde.
Das Urteil des umstrittenen Verfahrens gegen Pell müsse aus mehreren Gründen aufgehoben werden, argumentierten am 5. Juni 2019 dessen Anwälte.
Benedikts Projekt der Aufklärung
Von Thorsten Paprotny, 3. Juni 2019
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat für die realistische Analyse der sexuellen Aufklärung und der sogenannten sexuellen Revolution herbe, teilweise feindselige Kritik ertragen müssen. Warum eigentlich? Herrscht eine sentimental-nostalgische Verklärung dieser Bewegung noch immer vor?
Jeder von uns kann sich vielleicht vorstellen – dazu bedarf es keiner Fantasie –, wie scharf die Kritik ausgefallen wäre, wenn Benedikt XVI. in dezidiert kritischer Absicht das nachfolgend Zitierte gesagt hätte: “Zu den Projekten der 68er gehörte die sexuelle Befreiung der Kinder, der Bruch aller Schamgrenzen wurde bei einem Teil der Bewegung zum Programm. So entstand ein Klima, in dem selbst Pädophilie als fortschrittlich galt.” Davon hat Benedikt nicht gesprochen, und das musste er auch nicht. Eine sprachlos machende Analyse der skandalösen Grenzüberschreitungen und Anleitungen zum sexuellen Missbrauch in der Sexualpädagogik im Gefolge der 1968er-Bewegung stand im Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” – am 21. Juni 2010. Darf man als romtreuer Katholik eigentlich den “Spiegel” lesen? Und ob! Wer möchte, kann sich jederzeit informieren. Vielleicht ist das auch eine gute Anregung für die katholischen Theologen, die dem gesellschaftlichen und politischen Aufbruch der 1968er-Bewegung grundsätzlich so viel Positives abgewinnen.
Joh. Paul II. hat sich gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche engagiert
Kardinal Dziwisz: Johannes Paul II. hat sich gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche engagiert

Quelle
Dokument „Sacramentorum Sanctitatis Tutela“
Krakau, 20. März 2019
Kardinal Dziwisz: Johannes Paul II. hat sich gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche engagiert
Die Erklärung von Kardinal Stanislaw Dziwisz, emeritierter Erzbischof von Krakau und enger Vertrauter von Papst Johannes Paul II., im Wortlaut.
Kardinal Stanislaw Dziwisz, emeritierter Erzbischof von Krakau, war als Sekretär Karol Wojtylas bereits zu dessen Amtszeit als Krakauer Erzbischof eng mit dem späteren Papst Johannes Paul II. verbunden. Von Weihbischof Karol Wojtyla wurde er 1963 zum Priester, von Papst Johannes Paul II. 1998 zum Bischof geweiht. Nach der Wahl Wojtylas zum Papst (1978), folgte Dziwisz ihm in den Vatikan und diente Johannes Paul II. bis zu dessen Tod am 2. April 2005. Dziwisz gehörte zu dem kleinen Kreis derer, die in der Sterbestunde des Papstes in seinen Gemächern anwesend waren.
Die unantatsbare Würde des Menschen
Wie überzeugend ist die “neue” katholische Moraltheologie aus Deutschland?
Von Thorsten Paprotny, 26. Mai 2019
In diesem Jahr wird in der Bundesrepublik Deutschland dankbar an die Verfassung erinnert. Das Grundgesetz schützt den freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat nicht vor Anfechtungen und Anfeindungen. Es bleibt aber Verpflichtung und Auftrag. Papst Benedikt XVI. hat während seiner Apostolischen Reise nach Deutschland im Jahr 2011 den Einsatz junger Menschen für die Natur, christlich gesprochen: für die Bewahrung der Schöpfung, vor dem Deutschen Bundestag in den 1970er-Jahren gewürdigt, die ein notwendiger Weckruf, ja eine wichtige Korrektur des besinnungslosen Fortschrittsglaubens gewesen ist.
Benedikt hat seinerzeit den Naturschutz mit Achtung der Natur des Menschen verbunden. Er sprach von einer Ökologie des Menschen:
“Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann. Der Mensch ist nicht nur sich selbst machende Freiheit. Der Mensch macht sich nicht selbst. Er ist Geist und Wille, aber er ist auch Natur, und sein Wille ist dann recht, wenn er auf die Natur achtet, sie hört und sich annimmt als der, der er ist und der sich nicht selbst gemacht hat. Gerade so und nur so vollzieht sich wahre menschliche Freiheit.”
Kardinal Sarah würdigt Aufsatz von Benedikt XVI.
Kardinal Sarah würdigt Aufsatz von Benedikt, widerspricht Kritikern
Vatikanstadt, 21. Mai 2019 (CNA Deutsch)
Kardinal Robert Sarah hat den aufsehenerregenden Aufsatz von Papst emeritus Benedikt XVI. über die Krise des sexuellen Missbrauchs gewürdigt und die “Erbärmlichkeit und Dummheit” negativer Reaktionen angesprochen. Tatsächlich sei es “wieder einmal der Theologe Ratzinger” gewesen, “der den Rang eines wahren Vaters und Doktors der Kirche hat”, der den eigentlichen Grund der Kirchenkrise richtig erkannt und aufgezeigt habe.
Der Kurienkardinal und Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst sollte eigentlich über sein neues Buch “Le soir approche et déjà le jour baisse” bei der Veranstaltung am 14. Mai in Rom sprechen. Stattdessen überraschte Sarah das Publikum – eingeladen waren französische Intellektuelle und vatikanische Diplomaten –mit einem Vortrag, der sich ganz den Überlegungen Benedikts widmete.








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