“Vorbild sein, Vorbild sein, Vorbild sein!” *UPDATE

Die Gemeinschaft Cenacolo als Werk der Neuevangelisierung: Ein Gespräch mit Hausleiter Georg Schwarz über das Charisma des Hauses der Gemeinschaft

Quelle
Cenacolo – Gemeinschaft Cenacolo Österreich
Suchthilfe – Cenacolo
Cenacolo – Medjugorje
*Mutter Elvira Petrozzi, Gründerin der Cenacolo Gemeinschaft, mit 84 Jahren verstorben (catholicnewsagency.com)
Die Umarmung: Die Geschichte der Gemeinschaft Cenacolo

21.07.2023

Matthias Chrobok

Herr Schwarz, im vergangenen Jahr haben Sie stellvertretend für die Gemeinschaft Cenacolo den “Mission Award” von Missio Österreich gewonnen. Ist das eine Art Lohn für Ihre Arbeit?

Der “Mission Award” war nicht mein persönlicher Preis, sondern einer für viele Angehörige unserer Gemeinschaft, die die Ärmel hochkrempeln, um Menschen in ein neues Leben zu begleiten. “Cenacolo” ist keine Therapieeinrichtung, bei der man durch Medikamente oder Psychiater geheilt wird; das Heilmittel ist die Gemeinschaft selbst. Ich habe zugestimmt, den Preis entgegenzunehmen, weil es eine schöne Möglichkeit ist, um den Menschen zu zeigen: Es gibt Hoffnung und eine Möglichkeit für einen Neubeginn. Das Leben, das oft in der Finsternis, Einsamkeit und Drogen gefangen ist, kann durch die Gemeinschaft gerettet und verändert werden. Ich habe den Preis also sehr gerne angenommen, auch mit dem Hinweis, dass er eigentlich an Mutter Elvira geht, die Gründerin unserer Gemeinschaft.

Dieses Jahr wird Cenacolo 40 Jahre alt. Inwiefern kann die Gemeinschaft Cenacolo wegweisend für die Kirche sein oder ist sie es schon?

Cenacolo ist gerade in der heutigen Zeit ein Licht, weil wir Menschen abholen, die vielleicht mit dem Glauben nicht so viel zu tun haben oder noch nie eine Erfahrung mit Gott gemacht haben. Hier ist die Gemeinschaft ein schönes Zeichen dafür, wie die Kirche sein kann: Ein Platz, wo man Hilfe und Begleitung findet. Die Kirche ist ein Ort, wo Menschen der Liebe und Barmherzigkeit Gottes begegnen. Die Kirche ist die Kirche Christi und Jesus lebt durch die verschiedenen Teile der Kirche.

“Cenacolo ist gerade in der heutigen Zeit ein Licht, weil wir Menschen abholen, die vielleicht mit dem Glauben nicht so viel zu tun haben oder noch nie eine Erfahrung mit Gott gemacht haben”

Cenacolo vertraut auf Freunde, Förderer, Spender und nicht zuletzt die Vorsehung. Hat dieses Konzept Zukunft?

Da habe ich überhaupt keine Zweifel! Warum? Weil Gott treu war und ist und immer bleiben wird. Vielleicht passiert nicht alles so, wie wir uns das vorstellen und wünschen. Die große Gefahr ist ja, dass wir den lieben Gott hineindenken wollen in unsere Art, die Dinge zu sehen. Gott werden wir mit unserem menschlichen Verstand nie fassen können. Was wir aber können, ist, ihn zu lieben und auf ihn zu vertrauen. Dieses Gottvertrauen hat uns Mutter Elvira beigebracht: Sie hatte nichts, war unstudiert und alle waren skeptisch, als diese einfache Frau ein Werk mit jungen Leuten auf die Beine stellte. Sie vertraute auf Gott und hat ihn herausgefordert, indem sie sagte: “Du bist ein Gott der Liebe, du bist Vater, du kümmerst dich und ich gebe alles, was ich habe und bin.” Von ihrer Seite aus war Elvira bereit, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche alles zu geben. Und der liebe Gott hat dieses tiefe Vertrauen und das brennende Herz von Mutter Elvira gesegnet. Die Vorsehung Gottes ist treu! Unser Job ist es, in diesem Vertrauen auf Gott treu zu bleiben.

Wie prägt dieses Gottvertrauen auch Ihre Arbeit?

Es ist auch für mich wichtig, dass wir immer wieder einen in die Mitte stellen: Jesus Christus. Seine Liebe ist es, die alles zum Guten wendet. Das durfte ich in meinem Leben erfahren, das früher einmal von Sucht und Traurigkeit geprägt war und das darf ich auch heute immer wieder erfahren, wenn die Dinge mal nicht so laufen, wie ich mir das vorgestellt habe: Ich muss immer wieder Gott in die Mitte stellen und ihm kann ich meine ganzen Sorgen und Ängste anvertrauen. Deshalb knien auch unsere Jungen und Mädchen in der Kapelle, weil sie diese Erfahrung machen: “Da ist jemand größer als ich und konkret fassbar im Allerheiligsten. Zum ihm kann ich kommen mit all meinen Anliegen und ihm darf ich vertrauen.”

Die Gemeinschaft Cenacolo nimmt junge Menschen in Krisensituationen auf und hilft ihnen, neue Freude am Leben zu finden. Wie geht sie auf die Jungs und Mädchen und ihre Eltern zu?

Das passiert vor allem durch persönliche Begegnungen, die sich ergeben, wenn man auf Gott vertraut. Natürlich müssen wir auch von unserer Seite aus das Bestmögliche tun, aber in Wirklichkeit ist es das Vertrauen, das die Menschen zu uns bringt. Übrigens ist das überall so: Wo eine Familie Gott den ersten Platz einräumt, strahlt das aus. Christus verkündigen wir am besten durch unser persönliches Leben und Zeugnis. Wenn die Ehemaligen zum Beispiel an ihrem Arbeitsplatz hören, dass jemand Hilfe braucht, können sie vom Cenacolo erzählen. Mutter Elvira hat immer gesagt: “Wie kann man Kindern Dinge vermitteln? Vorbild sein, Vorbild sein, Vorbild sein!” Darüber hinaus sprechen wir die Leute an durch Musicals, die wir veranstalten – vor Corona sind zu unserem Krippenspiel tausende Menschen nach Kleinfrauenhaid gekommen.

“In Wirklichkeit ist es das Vertrauen, das die Menschen zu uns bringt”

Mutter Elvira wusste es genau: Mit ihren paar wenigen Jungs ist sie am Anfang zu den Menschen gegangen und hat Zeugnis gegeben. So ist die Gemeinschaft gewachsen und tut das immer noch. Wir trauen Gott oft viel zu wenig zu, dabei sollten wir ihn wirklich miteinbeziehen in alle Schwierigkeiten, auch die weltlichen. Wir müssen dann natürlich auch unseren Beitrag leisten wie eine Mutter Elvira, die nicht in der Kapelle sitzen geblieben ist und gebetet hat, dass die jungen Menschen geheilt würden, sondern sie ist rausgegangen und hat selbst angepackt.

Viele junge Menschen kommen in die Gemeinschaft, um die Freude am Leben und einen Weg aus der Krise zu finden. Siehst du Cenacolo als einen Ort der Mission?

Glaube ist Mission, Mission ist Glaube! Bei uns ist es der Normalfall, dass die Mädchen und Jungs zu Gott finden, sich ein neues Leben aufbauen und dann vielleicht eine Familie gründen. Daneben gibt es aber auch Menschen wie beispielsweise mich selbst, die gespürt haben und spüren: Es brennt etwas in meinem Herzen durch die Gnade, die mir geschenkt wurde. Da gibt es eben bei uns die Gottgeweihten, die Priester und Ordensschwestern. Genau das ist Mission. Dort, wo gebetet und Gott in die Mitte gestellt wird, da wachsen die Berufungen. Wir beklagen uns immer über fehlende Berufungen, dabei wollen wir Gott in unserer Gesellschaft nicht mehr präsent haben. Wo der Boden gut ist, wächst auch viel Gutes.

Wird das Haus der Gemeinschaft Cenacolo im Burgenland noch in 20 Jahren bestehen?

Ich hoffe, dass sich unser Haus weiterentwickelt und weiter entfaltet, um den jungen Menschen immer besser helfen zu können. Wir lernen schon heute von denen, die zu uns kommen. Wir sind berufen, sie anzuschauen und mit ihnen hineinzugehen in ihre Verzweiflung und Probleme in der heutigen Zeit. Die Versuchung ist sehr groß, dass wir an unserem Alten, Gewohnten festhalten und dadurch den Menschen nicht abholen können, der heute an die Tür unserer Gemeinschaft klopft. Das bedeutet aber keinesfalls, dass wir unsere Werte oder Fundamente aufgeben müssten! Die Begegnung mit dem lebendigen Jesus Christus in der Messe, in der Anbetung, im Rosenkranz, im Gespräch, bleibt das Fundament. Das wird sich nie ändern. Denn auch der heutige Mensch – das sehe ich jeden Tag – kann sich mit all seinen Problemen und Schwierigkeiten vor das Allerheiligste knien und Gott wirken lassen. Jesus Christus heilt auch heute und steht den Menschen zur Seite. Gott liebt uns unvorstellbar. Um das herauszufinden, müssen wir nur in die Stille gehen und dann werden wir vor Rührung weinen, wenn wir die Liebe Gottes zu uns spüren. Ich hoffe, dass wir noch viele Menschen erreichen können, um der Welt immer wieder Jesus Christus als das wahre Licht zu bringen, das jeden Menschen erleuchtet. Wenn wir das schaffen – jeder im Kleinen, dann mache ich mir um diese Welt keine Sorgen.

Die Gemeinschaft Cenacolo (italienisch für “Abendmahlsaal”) bietet jungen Menschen in Krisensituationen – besonders bei Drogenproblemen – die Möglichkeit zu einem Neubeginn. Ob beim Sport, in der Arbeit oder im Gebet – Cenacolo hilft jungen Menschen, ihre Wurzeln zu entdecken, Kraft zu tanken und neu zu beginnen. Gegründet wurde die Gemeinschaft 1983 durch die italienische Ordensschwester Elvira Petrozzi.

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Matthias Chrobok
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