Kampf um Mossul
Kampf um Mossul: Werden die Christen zurückkehren können?
Im Sturm war sie 2014 von IS-Terroristen erobert worden, jetzt gestaltet sich ihre Rückeroberung durch die Armee äusserst mühsam: Mossul, die Millionenstadt im Norden des Irak. Seit dem 17. Oktober läuft die Offensive der irakischen Armee auf Mossul; mehrere Stadtviertel sind befreit worden, mehrere Tigris-Brücken. Doch obwohl Bagdad mit Zahlen geizt, ist klar, dass seine Kämpfer einen hohen Blutzoll entrichten und nur langsam vorankommen. Auch viele ehemals christliche Dörfer in der Niniveh-Ebene sind wieder unter der Kontrolle der irakischen Zentralregierung. Eine erste Bilanz der Schäden, die der IS hinterlassen hat, spricht von mindestens hundert verwüsteten Kultstätten, die meisten davon christliche Kirchen.
„In den Dörfern in der Niniveh-Ebene, die die Armee jetzt befreit, lebten einmal mehr als 120.000 Christen“, sagt uns der Priester Karam Najeeb aus dem Bistum Algosh. „Die Christen mussten vor dem anrückenden IS fliehen. Natürlich weckt das, was die Armee jetzt tut, gewisse Hoffnungen… Aber wenn wir dann sehen, was uns die irakische Armee und der IS – alle beide – übriggelassen haben, dann sehen wir nur Zerstörung! Tausende von niedergebrannten Häusern; verbrannte Kirchen, zerstörte, ausgeplünderte Kirchen…“
Die Christen des Irak beten auch heute noch, daran erinnert der Priester, auf Aramäisch, also im Dialekt Jesu; die Chaldäer führten sich seit dem ersten Jahrhundert auf Abraham zurück, von dem das biblische Buch Genesis notiert, er sei aus „Ur in Chaldäa“ aufgebrochen ins Gelobte Land. Mit der christlichen Präsenz an Euphrat und Tigris stehe also, so gibt Najeeb zu verstehen, ein gerüttelt Mass Kirchen- und Religionsgeschichte auf dem Spiel.
„Bisher ist noch nicht klar, was die Regierung in Bagdad für die Christen tun wird, die zurückkehren wollen. Noch sind ja weder Mossul noch die Niniveh-Ebene wirklich völlig befreit. Wir hoffen allerdings, dass die Regierung dann ihre Pflicht tun und alles Zerstörte wiederherstellen wird. Die Kirche hat, auch dank vieler Wohltäter und Stiftungen, eine Menge getan, um die Christen im Land zu halten, sie hat u.a. viele Schulen im Nordirak eröffnet. Die Regierung hat nichts dergleichen getan, und auch nicht die Länder des Westens. Natürlich brauchen wir Nähe und Hilfe, um weiter hier im Land leben und existieren zu können.“
rv 11.01.2016 sk
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