Irak: „Mossul ist komplett zerstört”

Erzbischof berichtet über die Situation nach Befreiung vom IS

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Nach erbitterten monatelangen Kämpfen ist die irakische Metropole Mossul von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) befreit. Vor der Eroberung lebten in der zweitgrössten Stadt des Irak nach lokalen Angaben über 25 000 Christen.

In der umliegenden Ninive-Ebene waren viele Dörfer mehrheitlich christlich besiedelt. Wie die Bewohner dort werden auch die Christen Mossuls nun zunächst stunden- und tageweise zurückkehren. Sie finden eine Trümmerwüste vor.

Olivier Labesse hat für Kirche in Not mit dem syrisch-katholischen Erzbischof von Mossul, Yohanna Petros Mouche, über die Lage und die Zukunftsaussichten der Christen gesprochen.

Oliver Labesse: Herr Erzbischof, wie haben Sie die Befreiung von Mossul erlebt?

Erzbischof Yohanna Petros Mouche: Nach drei Jahren des Krieges, der Vertreibung und des Todes können wir endlich wieder Hoffnung schöpfen! Mossul ist offiziell vollständig befreit, auch wenn sich an manchen Orten noch IS-Anhänger versteckt halten.

Aber ich bin sicher, dass man sie bald ausfindig machen wird. Ich hoffe, dass sich dann auch die Einstellung der Bewohner ändert, die sich von der islamistischen Ideologie haben verführen lassen.

Für uns syrisch-katholische Christen im Irak ist die Befreiung Mossuls ein besonderer Grund zur Freude: Denn die Mehrheit der Gläubigen meiner Diözese lebte rund um Mossul.

Wann werden die Christen zurückkehren können?

Das wird noch einige Zeit dauern, vielleicht Jahre. Momentan ist es unmöglich, dauerhaft hier zu leben. Denn Mossul ist vollständig zerstört. Die Christen werden jetzt nach und nach stundenweise herkommen, um nach ihren Häusern zu sehen.

Für viele ist die Rückkehr in die Ninive-Ebene eine Alternative. Die christlichen Dörfer dort sind zwar auch zerstört, aber der Wiederaufbau hat schon begonnen – dank Kirche in Not.

„Wie haben alle genug vom Krieg”

Der IS ist zwar geschlagen, aber das ist nicht das Ende des Islamismus. Wie kann man, abgesehen von militärischen Mssnahmen, den Terror noch bekämpfen?

Das ist ja das Schwierige: Es muss gelingen, die Einstellung der Menschen zu ändern. Krieg ist keine dauerhafte Lösung. Seit 1958 gab es immer wieder Krieg im Irak. Wir haben alle genug davon.

Es muss auch weiterhin möglich sein, dass Christen und Muslime zusammenleben. Früher war das kein Problem. Wir müssen jetzt wieder lernen, im Frieden miteinander zu leben.

Sie haben den Wiederaufbau in der Ninive-Ebene angesprochen, den Kirche in Not massgeblich unterstützt. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Einige Familien sind bereits in die Ninive-Ebene zurückgekehrt. Mit der Hilfe von Kirche in Not werden sie ihre Häuser wiederaufbauen können. Manche haben schon Arbeit gefunden. Handwerksbetriebe, Geschäfte und Lokale öffnen nach und nach wieder.

Die syrisch-katholischen Christen sind die am stärksten betroffene christliche Gruppe. Ihr Anteil an den Flüchtlingen im Nordirak liegt bei 60 Prozent. Sie brauchen viel Mut, um jetzt wieder ganz von vorne anzufangen! Es ist eine grosse Gnade, dass wir dabei auf die Hilfe von Kirche in Not zählen können.

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