Aleppo – ‘Evakuierung ausgesetzt’
Bericht über Explosionen am Bus-Abfahrtsort in Aleppo
16. Dezember 2016
Die Evakuierung der Rebellengebiete in der syrischen Stadt Aleppo ist ausgesetzt worden.
– In der Region seien mehrere Explosionen zu hören gewesen. Die Ursache dafür war zunächst unklar.
-Ein regierungsnaher Fernsehsender berichtete, Rebellen hätten das Feuer eröffnet.
Die Waffenruhe in Aleppo ist brüchig. Die Evakuierung der Menschen aus den von den Rebellen gehaltenen Gebieten soll ausgesetzt sein. Das erfuhr die Nachrichtenagentur dpa von Hilfsorganisationen. Ein Vertreter Syriens sagte, die Evakuierung werde wegen „Behinderungen“ ausgesetzt. Ein Reuters-Informant berichtete von mindestens vier Explosionen, die an einem Abfahrtsort für Busse zu hören gewesen seien. Im syrischen Fernsehen war die Rede davon, Rebellen hätten einen Konvoi an einem Kreuzungspunkt beschossen. Nach Angaben des UN-Sondergesandten Staffan de Mistura sitzen dort immer noch etwa 50.000 Menschen fest. Die Zivilisten sollen in den Westteil der Stadt gebracht werden, die Aufständischen und ihre Familien in die Rebellenhochburg Idlib. Der staatliche syrische Fernsehsender Ichbarija berichtete, dass Rebellen in Aleppo versucht hätten, Gefangene mitzunehmen. Das sei ein Verstoss gegen die Abmachungen.
Bei der Evakuierung von Ost-Aleppo durften die Einwohner zuletzt nach Angaben des Vertreters einer Rebellengruppe nun auch eigene Autos nutzen. Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärt, Autos verliessen die Stadt. Damit werde offenbar versucht, die Menschen schneller aus den letzten von Rebellen gehaltenen Teilen Aleppos herauszubringen.
Ahmed al-Dbis, der ein Team aus Ärzten und Freiwilligen leitet, das die Evakuierungen überwacht, sagte, viele Familien kämen mit ihren Haushaltsgegenständen in Geländewagen an einen Ankunftspunkt im Westen der Provinz. Viele setzten von dort ihren Weg weiter westlich fort und suchten Camps oder Verwandte auf.
Baschar al-Assad verkündete „Befreiung“ von Aleppo
Aus dem Ostteil der Stadt sind nach Angaben des Roten Kreuzes seit dem Beginn der Evakuierungsaktion mehrere Tausend traumatisierte Zivilisten und Rebellen weggebracht worden. Die Aktion habe die ganze Nacht angedauert, sagte Ingy Sedky, Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), am Freitag. Busse und Krankenwagen waren ohne Pause zwischen den letzten Rebellenvierteln in Ost-Aleppo und anderen Gebieten der gleichnamigen Provinz gependelt.
Zunächst sei der Konvoi zusammengeblieben, dann aber sei jedes Fahrzeug sofort wieder umgekehrt, sobald es die Menschen abgesetzt habe, sagte Sedky. Daher sei es schwer zu sagen, wie viele Menschen bislang aus der Stadt weggebracht wurden.
IKRK-Sprecherin Marianne Gasser hatte am Donnerstag gesagt, allein mit den ersten beiden Konvois hätten rund 3000 Zivilisten und mehr als 40 Verletzte die Stadt verlassen. Die Evakuierung könne sich noch über Tage hinziehen, fügte sie vor der Unterbrechung ebendieser hinzu.
In den Bussen und Krankenwagen waren nach Beobachtungen von AFP-Reportern sowie der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge bislang vor allem Zivilisten und nur wenige Rebellenkämpfer. Die Evakuierung von Aleppo hatte am Donnerstag begonnen, nachdem eine vorherige Einigung gescheitert war. Zuvor hatten die syrischen Regierungstruppen fast das gesamte von bewaffneten Rebellen gehaltene Ost-Aleppo zurückerobert. Der syrische Staatschef Baschar al-Assad hatte am Donnerstag die „Befreiung“ von Aleppo verkündet.
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