Schutzlose Armenier *UPDATE

Der Exodus der Karabach-Armenier ist eine humanitäre Tragödie, und zugleich eine historische. Ein Kommentar

Quelle
Berg Karabach
*Armenien: UNESCO sichert Flüchtlingen aus Berg-Karabach Hilfe zu – Vatican News

05.10.2023

Stephan Baier

In Berg-Karabach (Arzach) ist abgeschlossen, was makaber verharmlosend “ethnische Säuberung” genannt wird. Nur etwa 100 Armenier sind in ihrer angestammten Heimat geblieben, weit über 100.000 sind auf der Flucht oder bereits in Armenien angekommen. “Eine uralte Wiege des Christentums wurde ausgelöscht, die Kirchen und Klöster werden geplündert oder niedergerissen”, so ein armenischer Bischof gegenüber dieser Zeitung.

Eine humanitäre Tragödie, und zugleich eine historische. Der Angriff Aserbaidschans auf die “Republik Arzach” kam nicht unerwartet, doch die Welt sah der nahenden Katastrophe tatenlos zu. Für die Mächtigen in Moskau wie in Brüssel scheint aserbaidschanisches Öl wertvoller zu sein als armenisches Blut.

Bruch zwischen Jerewan und Moskau ist wohl irreversibel

Nun mühen sich viele westliche Staaten und sogar der Nachbar Iran, bei der humanitären Versorgung der Geflohenen in Armenien zu helfen, denn das kleine Land ist damit heillos überfordert. Nur die bisherige “Schutzmacht” Russland hält sich mit Hilfe zurück. Der Bruch zwischen Jerewan und Moskau ist wohl irreversibel: Am Dienstag ratifizierte das armenische Parlament allen russischen Drohungen zum Trotz den Beitritt zum Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), und damit den internationalen Haftbefehl gegen Wladimir Putin. Wie sehr sich die neue Partnerschaft zwischen Russland und Aserbaidschan gefestigt hat, zeigt der aktuelle Besuch von UN-Beobachtern in Berg-Karabach: Baku ließ nur Beobachter aus muslimischen Ländern in die entvölkerte Region   und aus Russland.

108 Jahre nach dem armenischen Genozid, bei dem 1,5 Millionen Armenier zu Tode kamen, gibt es weder Schutz noch Sicherheit für dieses traditionsreiche, kleine christliche Volk. Wieder ist es der Willkür seiner Nachbarn schutzlos ausgeliefert. Und schon droht die nächste Katastrophe: Weil ihm bei der Eroberung von Berg-Karabach niemand in den Arm fiel, könnte der Diktator Aserbaidschans, Ilham Aliyev, jetzt versuchen, den lange ersehnten “souveränen Korridor” quer durch Armenien nach Nachitschewan zu erzwingen. Damit würde Armenien selbst lebensgefährlich verwundet.

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