Eine Reise in das Land der Pilger und Gottsucher

Ein Besuch in Israel wird zu einem unvergesslichen Erlebnis. Das Land ist voller Widersprüche und dennoch ein reicher Quell für geistliche Erfahrungen

Quelle
Ostern mit Feuer sprühendem Holzlamm
Heiliges Land

09.05.2023

Alex Lamprecht

Das Heilige Land wird mitunter auch das fünfte Evangelium genannt. In einer Studienfahrt während der Semesterferien durfte ich gemeinsam mit der Brixner Hochschulgemeinschaft zehn Tage lang in diesem faszinierenden Buch blättern.

Weite und Mauern

Es ist ein Buch voller Widersprüche.

Da gibt es ein wunderschönes, tiefblaues Meer mitten in der Wüste, das so viel Salz und Mineralien enthält, dass keine Tiere darin überleben können. Da erblickt man eine landschaftliche Weite, durch die sich immer wieder hohe Mauern mit Stacheldraht schlängeln. Da grüßen die meisten Menschen einander mit dem Friedensgruß “Schalom” oder “Salam” und doch will das Land keinen Frieden finden. Da sind die Menschen laut World Happiness Report 2023 besonders glücklich und doch droht ein Bürgerkrieg.

Jenseits der unzähligen Stätten, die wir bei der Studienfahrt allzu hektisch abklapperten, waren es vor allem die vielen Menschen auf der Suche nach Gott, die mich in diesem Land faszinierten. Die Juden an der Klagemauer mit Gebetsriemen, langen Quasten an den Gewändern und Gebetsbüchern in der Hand. Die Gebetsrufe der Muezzin und die in Strömen zum Tempelberg hinströmenden Muslime am Freitag. Die vielen christlichen Pilger aller Konfessionen in Betlehem, Nazaret, den Ausgrabungsstätten, in Jerusalem und am idyllischen See Gennesaret. Wie selbstverständlich scheint es in dieser Gesellschaft, dass das eigene Leben eine Suche nach Gott ist, der allein unseres Herzens Sehnsucht stillen kann.

Gebet in der Nacht

Eine Nacht durfte ich in der Grabeskirche in Jerusalem verbringen. Während sich tagsüber Scharen von Menschen durch die Kirche drängen, ist das Gebäude nachts in tiefe Stille gehüllt, die nur hin und wieder von Gebeten durchbrochen wird. Unvergesslich ist mir die von Ruhe und Gebet durchtränkte Atmosphäre dieses Ortes, an dem ich mit den Franziskanerpatres um halb 5 Uhr früh die erste heilige Messe des Tages feiern durfte. Im Anschluss an die Eucharistiefeier machte ich mich allein durch die Altstadt wieder auf den Weg zurück ins Hotel und sah auf der Via Dolorosa bereits erste Pilgergruppen in die Kreuzwegandacht versunken.

Unsere Studienfahrt endete am See Gennesaret. Dort besuchten wir zahlreiche archäologische Ausgrabungsstädten, die von längst untergegangenen Städten berichten, in denen Jesus einst gepredigt und geheilt hat. Wir feierten die heilige Messe direkt am See und erinnerten uns dabei an die vielen biblischen Geschichten, die sich dort abspielten: Von der Berufung der Jünger bis zur Begegnung mit dem auferstandenen Herrn.

Kostbares Erlebnis

Die Studienfahrt ins Heilige Land war unheimlich kostbar für mein Glaubensleben. Gleichzeitig habe ich dort immer deutlicher erfahren, dass Gott nicht an Raum und Zeit gebunden ist. Wir können ihm im Heiligen Land begegnen oder in der schlecht besuchten Eucharistiefeier am Werktag, in den biblischen Texten oder im Bettler am Wegesrand, in einem Stoßgebet im Alltag oder in den Sakramenten. Und manchmal treffen wir ihn gerade da, wo wir ihn nicht erwartet hatten.

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