Armenier danken Franziskus für klare Worte zum Genozid

Bischof von Gourgak: Papst sprach historische Wahrheit aus  *UPDATE

La Salette Tränen der Königin der ProphetenPapst Johannes Paul II.
Pastoralbesuch in Kasachstan und Apostolische Reise nach Armenien, 2001 | Johannes Paul II. (vatican.va)
Türkischer Protest
Genozid

Türkei muss Schmerz der Armenier sehen und sich Wahrheit des Genozids stellen

Ankara-Rom, kath.net/KAP, 11. Juni 2013

Der armenisch-apostolische Bischof von Gougark in Nordarmenien, Sebouh Chouldjian, hat in einem Interview mit der türkischen Zeitung “Hürriyet” Papst Franziskus für seine klaren Worte zum Genozid der Jahre 1915-1919  gedankt. Der Papst habe eine historische Wahrheit ausgesprochen, die Türkei müsse den Schmerz der Armenier sehen und sich der Wahrheit des Genozids stellen, so der Bischof am Montag, wie die Stiftung Pro Oriente berichtet. Chouldjian erinnerte, dass in den vatikanischen Archiven zweifellos aus den Berichten der päpstlichen Diplomaten und katholischen Bischöfe jener Zeit viel zu erfahren sei.

Franziskus hatte am 3. Juni die Gräueltaten an den Armeniern während einer Zusammenkunft mit dem armenisch-katholischen Patriarchen Nerses Bedros XIX. Tarmouni im Vatikan als den “ersten Genozid des 20. Jahrhunderts” bezeichnet. Die Äusserung wurde erst am Wochenende durch Aufnahmen des vatikanischen Fernsehzentrums bekannt.

Der Direktor des Armenischen Nationalkomitees für Südamerika, Alfonso Tabakian, unterstrich die Bedeutung der Äusserung von Franziskus. Die Worte des Papstes würden alle Grenzen von Staat und Religion überschreiten. Zugleich werde damit die entsprechende Äusserung von Johannes Paul II. bei seiner Ankunft in Armenien am 25. September 2001 bestätigt.

Die Türkei legte am Sonntag gegen die Äusserung offiziell Protest ein. Die türkische Botschaft beim Heiligen Stuhl bestätigte am Montag in Rom, dass der Botschafter des Heiligen Stuhls vom Aussenministerium in Ankara einbestellt worden sei.

In einer im Internet veröffentlichten Erklärung verurteilte das türkische Aussenministerium die päpstliche Aussage am Wochenende als “absolut inakzeptabel”. Vom Papst werde erwartet, dass er zum Weltfrieden beitrage, und nicht, dass er Feindseligkeiten über historische Ereignisse schüre. Von vatikanischer Seite lag hierzu bis Dienstag keine Stellungnahme vor.

Durch Massaker und im Zuge von Vertreibungen kamen zwischen 1915 und 1917 im damaligen Osmanischen Reich mehrere hunderttausend Armenier ums Leben. Die Gräueltaten an den Armeniern stellen nach Ansicht vieler Historiker den ersten Völkermord im 20. Jahrhundert dar. Mehr als ein Dutzend Staaten haben sie mittlerweile als Genozid anerkannt. Dazu gehören Frankreich, die Schweiz und die Niederlande.

Die Türkei beharrt hingegen auf ihrer Position, nach der die Vertreibung mit ihren Folgen nicht als Genozid zu bewerten sei. Papst Franziskus hatte das Vorgehen gegen die Armenier bereits in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires als Völkermord bezeichnet.

Armenische Medien hatten breit über die Papstaussage zu den Massenmorden im Osmanischen Reich berichtet. Nach Angaben des Aussenministeriums in der Hauptstadt Eriwan dankte der neue armenische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Mikayel Minasyan, bei der Übergabe seines Beglaubigungsschreibens am Freitag Franziskus für seine Worte. Zugleich lud er ihn nach Armenien ein.

Bei seinem Armenien-Besuch 2001 hatte Johannes Paul II. gemeinsam mit dem armenischen Katholikos Karekin II. erklärt: “Die Ermordung von eineinhalb Millionen armenischen Christen ist das, was generell als der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts bezeichnet wird, und die spätere Vernichtung von Tausenden von Menschenleben unter dem ehemaligen totalitären Regime sind Tragödien, die in der Erinnerung der heutigen Generation noch immer lebendig sind.”

Franziskus hatte bereits als Erzbischof von Buenos Aires im April 2006 bei den Gedenkfeiern zum Jahrestag des Beginns der Armenierverfolgung appelliert, den “Genozid an den Armeniern” als das “schwerste Verbrechen der osmanischen Türkei am armenischen Volk und der ganzen Menschheit” anzuerkennen.

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