Unser Sonntag: Sie nahmen Anstoss an ihm…. *UPDATE
*Unser Sonntag: Sie nahmen Anstoss an ihm…. – Quelle
Tageslesung/Evangelium
Evangelium Tag für Tag
14. Sonntag im Jahreskreis – In der Schwachheit zeigt sich Gottes Kraft
Prof. Johannes Grohe geht der Frage nach, was in Nazareth dazu geführt hat, dass Jesus abgelehnt wurde. War es Neid? Jesus wundert sich über ihren Unglauben – und Grohe erläutert, dass Gott Widerstand auch immer wieder in seinen Heilsplan hineinnimmt.
Prof. Dr. Johannes Grohe
Mk 6 1-6 – Lesejahr B
Wenn jemand aus einem Dorf in die Nachrichten kommt, im Fernsehen zu sehen ist, Karriere macht, berühmt wird, dann freuen sich normalerweise Freunde und Verwandte. Die Nachbarn sind stolz: den kennen wir, das ist eine von uns, das ist eine Künstlerin, mit der ich auf die Schule gegangen bin; ein Fussballer, ein Politiker mit denen man aufgewachsen ist.
Im Fall von Jesus von Nazareth scheint es anders zu sein. Er kommt in seine Heimatstadt Nazareth, und wird nicht gut aufgenommen. Warum?
Mag sein, dass Neid eine Rolle spielt. Was kann mir der schon sagen? Der hat doch die gleichen Lehrer gehabt wie ich. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass Gott durch Propheten eine Wahrheit übermitteln will – eine Botschaft, die eine Umkehr des Herzens erfordert. Es sind Söhne mit trotzigem Gesicht und hartem Herzen. Zu ihnen sende ich dich. Du sollst zu ihnen sagen:
“Sie werden erkennen müssen, dass mitten unter ihnen ein Prophet war…”
So spricht Gott, der Herr vernimmt der Prophet Ezechiel als Auftrag des Herrn (Ez 2,4). Ob sie dann hören oder nicht … sie werden erkennen müssen, dass mitten unter ihnen ein Prophet war heisst es dann im Anschluss (Ez, 2,5). Diese Aufgabe kommt nun jedem Christgläubigen zu: Das heilige Gottesvolk nimmt … teil an dem prophetischen Amt Christi, in der Verbreitung seines lebendigen Zeugnisses vor allem durch ein Leben in Glauben und Liebe hat das II. Vatikanische Konzil in Lumen Gentium in Erinnerung gerufen (LG 12).
Christen als Einladung zur Umkehr
Da kann es also sein, dass ein gläubiger Christ auf Situationen trifft, in denen er mit seinem Vorbild und seinem Wort für die anderen eine Erinnerung, eine Einladung zur Umkehr bedeutet. Wie ist dann die Reaktion: Ablehnung? Gleichgültigkeit? – Jesus wunderte sich über ihren Unglauben – heisst es im heutigen Evangelium. Oder gar Wut? In der Parallelstelle bei Lukas heisst es: Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen.
Widerstand gehört zum Zeugnis
Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg (Lk 4,28-30). – Der Widerstand gehört durchaus zum Zeugnis dazu: bei den Propheten des Alten Bundes, bei Jesus Christus, bei jedem einzelnen Christen, im Leben der Kirche.
In der Osterzeit haben wir mehrfach das Wort Jesu im Gespräch mit den Emmaus-Jüngern gehört: Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit einzugehen (Lk 24,26)? – und wie als Echo die Ermahnung Paulus und seines Begleiters Barnabas: als sie in der Stadt (Derbe) das Evangelium verkündet und viele Jünger gewonnen hatten, kehrten sie nach Lystra, Ikonien und Antiochien zurück.
“Gott nimmt auch den Widerstand in seinen Heilsplan mit hinein”
Sie sprachen den Jüngern Mut zu und ermahnten sie, treu am Glauben festzuhalten; sie sagten: Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen (Apg. 14,21-22). – Was heisst in diesem Zusammenhang denn müssen? Mögliche Antworten sind: Gott nimmt auch den Widerstand in seinen Heilsplan mit hinein und: Gott hat offenbar, wie für seinen Sohn, so auch für den einzelnen Gläubigen und die Kirche, den Weg über das Leid zur Herrlichkeit der Auferstehung vorgesehen.
Apostel mit Zuversicht und Freude
Die Apostel liessen sich jedenfalls durch den Widerstand nicht aufhalten, sondern setzen in Zuversicht und Freude den einmal eingeschlagenen Weg fort. Sie … gingen weg vom Hohen Rat – heisst es nach einer der Vernehmungen durch die Anführer des Volkes – und freuten sich darüber, dass sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erdulden. Und Tag für Tag lehrten sie unermüdlich im Tempel und in den Häusern und verkündeten das Evangelium von Jesus dem Christus (Apg 5, 41-42). Ein anderes Beispiel, dass ich besonders eindrucksvoll finde: Paulus und Silas im Kerker von Philippi: Beschimpft, ausgepeitscht und vom Gefängniswärter in das innere Gefängnis geworfen und Gefängniswärter schloss zur Sicherheit ihre Füsse in einen Block.
Mystische Vereinigung mit dem leidenden Christus
Und dann heisst es doch tatsächlich: Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und sangen Loblieder; und die Gefangenen hörten ihnen zu (Apg. 16, 22-25). Sind die völlig durchgedreht? Nein! Es ist für Paulus und Silas ein Augenblick mystischer Vereinigung mit dem leidenden Christus. Daher die überströmende Freude – trotz allem.
Dieses Gesetz gilt auch für die Kirche von heute. Sie lebt nicht im jubelnden Hosianna, sondern hört eher das Geschrei des Kreuzige ihn! Wie sieht das in unserem persönlichen Leben aus, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer: Kenne ich den Widerspruch? Wenn Ja: das muss nicht notwendigerweise das Kreuz Christi sein; vielleicht liegt es einfach daran, dass wir in unserem Leben und Zeugnis negativ und lieblos auf die anderen wirken? Wenn Ja: weil ich abgelehnt werde, obwohl ich mich um Herzlichkeit und Verständnis bemühe?
Unser Zeugnis in Gottes Hände legen
Dann kommt der Augenblick, dass wir unser Zeugnis in Gottes Hände legen: er weiss es zu fügen, dass unser Zeugnis nicht ins Leere geht. Und wenn es am Widerspruch mangelt, dann kann es natür-lich sein, dass wir von lieben Menschen umgeben sind, mit denen wir die Leben und Lehre Christi teilen? Aber es kann natürlich auch daran liegen, dass wir angepasst und allzu harmlos sind…
Gottes Heiliger Geist gebe uns die rechte Unterscheidung, damit wir mutig und kraftvoll am prophetischen Amt Christi teilhaben und dabei wie der Herr selbst sanftmütig und demütig von Herzen (Mt 11,29) sind.
radio vatikan – claudia kaminski, 3. Juli 2021
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