Glaube ist ganz einfach – Glaube ist nicht immer einfach

Glaube ist ganz einfach – Glaube ist nicht immer einfach

Quelle
Dogma – Feuerschwert Dogma | Pater Karl Wallner | Predigt vom 16.12.2020
‚Konfessionelle Eigenarten’ zugunsten der Ökumene ‚redimensionieren’

Ein Essay, 20. Juni 2021

“Der Glaube ist einfach, keine Summe von Sätzen, keine Theorie. Der Glaube erwächst vielmehr aus der Begegnung mit Gott, der “das Grosse” ist, nach dem wir Ausschau halten und uns sehnen.» schrieb jüngst jemand in einem Blog.

Ja, der Glaube meiner Jugend war ganz einfach. Ich glaubte, was meine Eltern und Religionslehrer mir über Gott erzählten. Ich glaubte, weil ich diesen glaubte. Ich glaubte, weil ich sah, dass sie selbst glaubten, dass sie der Kirche glaubten. Ich glaubte, weil ich erlebte, wie die Kirche glaubte, nicht zuletzt in ihrem Gebet, in ihrer Liturgie. Ich glaubte auch, weil dieser mir übermittelte Glaube mir eine Begegnung mit diesem «lieben Gott» schenkte, mit meinem Vater im Himmel. Es war ein kindlich-glücklicher Glaube.

Später dann wurde mir klar, dass schon Paulus einen solchen Glaubensweg als normal erachtet hatte: «Wie sollen sie nun den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündigt?» (Röm 10,14) Ich musste aber auch feststellen, dass viele meiner Freunde und Bekannten nicht, nicht mehr oder nicht mehr alles glaubten. Und in den sich daraus ergebende Diskussionen zeigte sich immer mehr, dass die Ursache eine mangelhafte Verkündigung war, welche wiederum oft auf einem Mangel an Glauben der mit der Verkündigung betrauten Personen beruhte.

Glaube ist ganz einfach. Kompliziert wird er, wenn man nicht bereit ist zu glauben, bereit alles zu glauben. Glauben hat wenig mit Wissen und/oder Erfahrung zu tun. Oder besser gesagt, Wissen ist wichtig für den Glauben. Wissen ist eine Stütze des Glaubens. Wissen ist eine Bereicherung des Glaubens. Aber ohne den Glauben, ohne den Willensakt des Glaubens, nützt alles Wissen nichts. Erfahrungen, Glaubens- und Gotteserfahrungen, fliesen aus dem Glauben. Sie bestätigen ihn, sie «belohnen» den Glauben, um einmal einen gewagten Ausdruck zu verwenden. Aber ohne den Glauben weisen wir all unsere Erfahrungen allem Möglichen zu, nur nicht der Quelle unseres Glaubens, Gott, dem Dreifaltigen, und besonders dem Sohn, der von sich sagen kann: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.»

Heute Ich glaube, weil ich weiss, wem ich glaube. Ich glaube Gott und seiner Offenbarung. Doch auch das ist nicht einfach. Zum einen muss ich dazu zuerst einmal glauben, dass es ihn gibt, dieses personalen, in der Geschichte handelnden, sich uns offenbarenden Gott. Das übersteigt unsere menschlichen Erkenntnisfähigkeiten, auch wenn es nicht unlogisch ist, auch wenn es keine bessere Antwort gibt auf die Frage, woher wir kommen und wohin wir gehen. Zum anderen muss ich jenen glauben, welche uns diesen Glauben vermitteln, welche von Gott beauftragt sind, ihn zu verkünden. Und das sind Menschen wie du und ich. Das sind Menschen und Organisationen, welche oft nicht besonders glaubwürdig erscheinen, besonders heute. Ich muss glauben, dass eigentlich immer Gott selbst uns den Glauben schenkt, dass wir nur eines können, dieses Geschenk anzunehmen, uns zu bemühen, daraus das Beste zu machen, oder dann abzulehnen.

Ein Geschenk anzunehmen ist nicht immer einfach, besonders das Geschenk des Glaubens nicht. Hier kommt sofort das «selber wissen können/wollen» ins Spiel, jene Neigung sein zu wollen wie Gott, die wir aus der Geschichte der Erbschuld kennen. Und dann ist dieses Geschenk immer auch Auftrag. Die Frage: «Wozu sind wir auf Erden?» lässt sich nicht einfach verdrängen. Dass wir nicht einfach rein zufällig, wegen und/oder für uns selbst, hier sind, dass auch wir irgendwo im Schöpfungsplan Gottes stehen, ist zwar logisch, sofern wir an den Schöpfergott glauben. Und doch müssen wir uns immer neu bemühen zu glauben. Dann wird alles viel leichter. Dann leuchtet uns auf wie schön es ist, einen solchen Gott zu haben, in seinem Dienst zu stehen, nur unser Möglichstes tun zu müssen, und ihm überlassen zu dürfen, was unsere Möglichkeiten übersteigt.

Gott ist grösser. Gott ist grösser, wichtiger, herrlicher, als wir ihn uns vorstellen können. Gott ist allmächtig, allwissend. Gott ist die Liebe in Person, aber auch die Gerechtigkeit. Gott ist umfassender, allumfassend. Gott ist jener, welchen die Himmel und die Himmel der Himmel nicht zu fassen vermögen. Und doch ist er uns näher als je ein Geschöpf uns sein könnte. Dieser Glaube lehrt uns die Demut ihm gegenüber, den Mut ihm zu dienen immer und überall, wohin er uns gestellt hat, wohin er uns ruft. Oder ist es eine solche Demut, welche uns den Glauben an ihn, den allzeit grösseren, erst ermöglicht? Ist es die Demut, welche uns ihn erfahren lässt, soweit dies für uns in unserer menschlichen Begrenztheit überhaupt möglich ist? Ist es die Demut, welche uns zu seinen Jüngern, zu seinen Dienern, macht?

Glauben ist ganz einfach, wenn wir Gott «in Demut nah’n», wie wir in einem Kirchenlied singen. Gaube wird immer dort kompliziert, wo sich der Stolz einmischt. Darum gehört zum Glauben auch immer die Bitte: «Brich meinen Stolz, mein Herr und mein Gott, und zeige mir, wie sehr ich selber Deiner Barmherzigkeit bedarf. Dann werde ich erfahren, wir gut es ist, in Deine Barmherzigkeit zu flüchten.»

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