Familiensynode

Familiensynode: Die katholischen Bischöfe Polens stellen sich hinter “Familiaris Consortio” von Papst Johannes Paul II.

Quelle
Familiaris Consortio: Vatikan

Polnische Bischöfe stellen sich hinter polnischen Papst.

Lehre der Kirche, Lebensschutz und verfolgte Christen: Bei der Frühjahrskonferenz der polnischen Bischofskonferenz wurden viele heisse Eisen angefasst.

Von Stefan Meetschen

Warschau, Die Tagespost, 13. März 2015

Bei ihrer diesjährigen Frühjahrskonferenz haben die polnischen Bischöfe sich eindeutig zur Ehe- und Familienlehre von Johannes Paul II. bekannt. So betonte Marek Jêdraszewski, der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz und Erzbischof von Lodz (£ódŸ), gegenüber Journalisten, man werde “treu zur Lehre von Johannes Paul II. bleiben, wie sie in dem Apostolischen Schreiben Familiaris Consortio formuliert” sei. Entschieden widersprach Jêdraszewski der Ansicht, dass Papst Franziskus die Lehre der Kirche in diesem Bereich liberalisieren werde. “Der Heilige Vater ist nicht der Schöpfer der Lehre, sondern ihr erster Hüter in Verbindung mit dem ganzen Episkopat.”

Der Pressesprecher der Bischofskonferenz, Artur Miziñski, machte hinsichtlich der Zulassung zur Kommunion von Geschiedenen, die in einer nochmaligen Beziehung leben (im Deutschen gewöhnlich als “Wiederverheiratete Geschiedene” bezeichnet) deutlich: “Es geht um die Entdeckung der Ehe im Licht von Gottes Offenbarung und nicht darum, die Stimme der Welt zu hören, um das Evangelium und die Lehre der Kirche an die kulturellen Haltungen, die sich ändern, anzupassen.”

Wie die katholische Nachrichtenagentur Polens KAI berichtet, gab es während der Bischofsversammlung eine Anhörung von fünf Experten, welche das Thema Ehe und Familie aus philosophischer, theologischer und kirchenrechtlicher Sicht darstellten. Alle, so KAI, stimmten in der Einschätzung überein, dass die Ehe aufgrund ihres sakramentalen Charakters heilig und unauflöslich sei.

Keine moralischen Kompromisse

Für besonderes Aufsehen sorgte als einer der geladenen Experten der Philosophie-Professor Stanis³aw Grygiel, ein früherer Student von Karol Wojty³a, langjähriger Leiter des Wojty³a-Lehrstuhls an der Lateran-Universität und Berater des Päpstlichen Rats für die Familie, in scharfen Worten auf aktuelle innerkirchliche Reformvorhaben Bezug nahm.

So bezeichnete Grygiel die Absicht, einer Person, die sich in einem “zweiten oder dritten Ehe-Ersatz” befinde, nach einer Zeit der Reue und Busse die Absolution zu geben, verbunden mit der gleichzeitigen Erlaubnis, diesen Ersatz fortzusetzen, trotz des Sakraments, das ihn oder sie weiterhin mit einer anderen Person verbinde, als eine “Segnung der Sünde” (benedictio peccati). Die sogenannte “Revolution der Barmherzigkeit in der Kirche”, so Grygiel weiter, die sich in der angedachten Zulassung von Geschiedenen, die in einer nochmaligen Beziehung leben, zur Kommunion widerspiegele, werde “Chaos bringen”. Dabei betonte Grygiel mit Blick auf den Begriff der Barmherzigkeit: “Die heilige Schwester Faustina sprach über die Bekehrung zum barmherzigen Gott und nicht über die Revolution der Barmherzigkeit”. Berufend auf Worte von Johannes Paul II. stellte Grygiel fest, “dass wir uns in einer Situation befinden, in welcher der Mensch sich selbst verloren” habe, darunter seien auch viele Prediger, Katecheten und Erzieher.

Kritisch äusserten sich die polnischen Bischöfe zu einem aktuellen polnischen Gesetzentwurf, der die Legalisierung der In-Vitro-Fertilisations-Methode in Polen vorsieht und in den vergangenen Tagen vom Sejm, dem polnischen Parlament, befürwortet wurde. “Die Kirche sieht die schwierige Situation von Menschen, die keine Kinder haben können und leidet mit ihnen, aber aufgrund der Morallehre der Kirche ist In-vitro nicht akzeptabel.” Die Kirche werde werde keinem moralischen Kompromiss zustimmen.

Die Bischöfe appellierten ferner an alle katholischen Abgeordneten, den Schutz des Lebens vom Moment der natürlichen Empfängnis an zu respektieren. Ausdrücklich solidarisierten sie sich dabei mit dem katholischen Arzt, Professor Bogdan Chazan, der im vergangenen Jahr (DT berichtete) seine Stelle als Leiter eines Krankenhauses verloren hatte, weil er sich geweigert hatte, einer Patientin bei dem Wunsch eine Abtreibung durchführen zu lassen, behilflich zu sein. Derzeit streitet Chazan juristisch vor dem Arbeitsgericht um seine Wiedereinstellung.

Hirtenbrief thematisiert Christenverfolgung

Auch die Situation im Nahen Osten war bei der Frühjahrsversammlung der polnischen Bischöfe ein Thema. So liessen sich die Bischöfe von zwei Gästen aus der Region informieren: Basil Yakobo, dem chaldäischen Weihbischof von Bagdad, und Pater Douglas Dawood, die beide von islamistischen Terroristen entführt und einer auch gefoltert worden sind. Einer der beiden zeigte den Bischöfen sein blutbeflecktes Hemd und beschrieb genauestens seine Verletzungen samt Knochenbrüchen. Erst vor wenigen Wochen war der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanis³aw G¹decki aus Posen, zu Besuch im Irak gewesen, um den Christen dort mit einer Spende von 100 000 Euro zu helfen.

Wie sehr die polnischen Bischöfe das Thema der Christenverfolgung beschäftigt, zeigt der Entwurf eines Hirtenbriefes, der den verfolgten Christen in der Welt und in Europa gewidmet sein soll. Zusammen mit Professor Waldemar Cis³o, dem Direktor der polnischen Sektion des päpstlichen Hilfswerks “Kirche in Not“ ist dieser Brief konzipiert worden – im Herbst soll er in allen polnischen Gemeinden verlesen werden.

Auch Deutschland spielte beim Treffen der polnischen Bischöfe eine Rolle. So wurde jetzt offiziell bekannt gegeben, dass die Vorsitzenden der Polnischen und Deutschen Bischofskonferenz aus Anlass des 70. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau gemeinsam die Gedenkstätte besuchen werden. Im KZ Dachau, das sich in der Nähe von München befindet, waren mehr als 1800 polnische Priester inhaftiert. Mehr als 800 von ihnen wurden ermordet. (Dazu folgt in Kürze ein Interview mit Erzbischof Marek Jêdraszewski in der “Tagespost”).

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