Wozu wir heilige Päpste brauchen
Johannes XXIII. und Johannes Paul II. sind heiliggesprochen
Die Tagespost, 02. Mai 2014, Von Stephan Baier
Johannes XXIII. und Johannes Paul II. sind also nun heiliggesprochen. Und was machen wir jetzt mit ihnen? Die Frage klingt flapsig, ist aber ganz ernst gemeint. Wer nämlich denkt, die Heiligsprechung sei eine Art Prämie für ganz besonders tolle und beliebte Päpste oder eine Nostalgieshow für jene, die sich emotional von den Päpsten ihrer Jugend noch nicht ganz lösen konnten, darf theologisch nachjustieren. Wer diese beiden Päpste am Barmherzigkeitssonntag geistig abhakte, um sich mental den nächsten Kanonisationen zuzuwenden, erst recht.
Die Allerheiligenlitanei zu Beginn der Feier in Rom verweist auf eine tiefe Wahrheit: Die pilgernde Kirche auf Erden ist nur der eine, der für uns sichtbare Teil der Kirche Christi – aber untrennbar verbunden mit denen, die bereits Vollendung bei Gott gefunden haben, mit der “ecclesia triumphans”. Nichts wäre darum irriger, als die heiligen Päpste “in Frieden ruhen2 zu lassen. Kirche und Welt, und wir alle ganz persönlich, haben mehr Sorgen, Nöte und Probleme, als wir aus eigener Kraft stemmen können.
Wofür also könnten wir Johannes XXIII. und Johannes Paul II. als Fürsprecher am Thron Gottes einspannen? Johannes Paul II. sei “der Papst der Familie” gewesen, sagte Papst Franziskus und erklärte seinen Vorvorgänger zum himmlischen Begleiter für die kommende Familien-Synode. Das heisst nicht bloss, dass sich die Synodenväter von der Lehrverkündigung des Propheten aus Polen inspirieren lassen sollen, sondern auch, dass die Synode daran schlicht nicht vorbeikommt. In einer Zeit der Verwirrung, in der ein widerchristliches Menschenbild vor allem über die Destruktion der Familie gesellschaftlich Platz greift, kann der heilige Johannes Paul II. zum Patron einer Erneuerung von Ehe und Familie werden. Wie er als Patron der Menschenwürde – insbesondere des alten, kranken, leidenden und ungeborenen Menschen – angerufen werden darf.
Beide Päpste wären grossartige Fürsprecher der geistlichen Vertiefung wie eines in Demut erneuerten Priestertums. Angelo Roncalli, der sich als päpstlicher Diplomat in Bulgarien, in Griechenland, in der Türkei und in Frankreich bewährte, und Karol Wojtyla, der in seiner politischen Weitsicht alle Politiker seiner Zeit um Klassen übertraf, wären zugleich die richtigen Fürsprecher für alle, die sich um den Frieden in der Welt und um soziale Gerechtigkeit in der Gesellschaft mühen. In einer Epoche der wachsenden zwischenstaatlichen und gesellschaftlichen Spannungen können die heiligen Päpste machtvolle und inspirierende Helfer sein.
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