“Frieden erreichen die Volksgruppen nur gemeinsam”

Kirche in Not, Bosnien-Herzegowina, August 2012 

Als eine “verhängnisvolle Auffassung von Frieden” kritisiert der geschäftsführende  Präsident von Kirche in Not, Johannes Freiherr Heereman, den Versuch, Konflikte in Bosnien-Herzegowina durch eine Trennung der Volksgruppen zu lösen.

Während einer Reise durch alle katholischen Diözesen des Landes und nach zahlreichen Gesprächen mit lokalen Vertretern der Kirche habe er sich persönlich ein Bild der Lage machen können. Noch immer seien zahlreiche Dörfer, in denen vor dem Bosnienkrieg (1992-95) katholische Kroaten gelebt hatten, zerstört und verwaist, öffentliche Hilfsgelder kämen vor allem den nicht-katholischen Volksgruppen zugute.

Die Rückkehr der im Krieg vertriebenen katholischen Kroaten werde mehrheitlich weder von der nationalen noch der internationalen Politik gewünscht und gefördert. “Ich habe den Eindruck, dass die meisten Politiker sich das Problem vom Halse schaffen wollen, indem sie die Volksgruppen nach Möglichkeit trennen”, so Heereman.

“Frieden können die Volksgruppen aber nur zusammen erreichen. Sie müssen dabei unterstützt werden, Wege der Versöhnung zu finden”.

Beeindruckend sei, wie stark die katholische Kirche sich in der Gesellschaft trotz ihrer geringen Zahl für Frieden und Versöhnung einsetze. Vorbildlich sei beispielsweise die Jugendarbeit, die Mädchen und Jungen der verschiedenen Volksgruppen zusammenbringe. Dadurch, dass die Jugendlichen gemeinsam Sport treiben, spielen und sich besser kennen lernen, werde ein konstruktiver Beitrag zu einer friedlicheren Gesellschaft geleistet.  Auch in den katholischen karitativen Einrichtungen werde nicht auf die ethnische und religiöse Zugehörigkeit der Hilfsbedürftigen geachtet, sondern im Geiste christlicher Nächstenliebe konkrete Versöhnungsarbeit geleistet. “Es hat mich sehr beindruckt, wie liebevoll alte und schwerstbehinderte Menschen betreut werden, von denen mancherorts nur wenige katholisch sind. Wo die Kirche sich den Ärmsten ungeachtet ihrer Herkunft zuwendet, da gibt sie ein lebendiges Glaubenszeugnis”, unterstrich der Präsident von Kirche in Not.

Kirche in Bosnien-Herzegowina weiterhin auf Hilfe angewiesen

Die Kirche bedürfe jedoch auch 17 Jahre nach Ende des Krieges dringend der Unterstützung aus dem Ausland, da viele Kirchen, Pfarrhäuser, Klöster und andere Einrichtungen noch immer zerstört seien. Zudem bemühe sich die Kirche nach Kräften, rückkehrenden Kriegsflüchtlingen dabei zu helfen, ihre Häuser und ihre Dörfer wieder aufzubauen. Es werde auch in Zukunft sehr viel Hilfe benötigt, betonte Heereman. Trotz aller Bedrängnis und ihrer wirtschaftlichen Not sei die Kirche in Bosnien-Herzegowina jedoch “keine ängstliche Kirche”, sondern zeichne sich durch ein “starkes Gottvertrauen” aus.

Von den 835.000 Katholiken, die vor dem Krieg in Bosnien-Herzegowina lebten, sind nur 450.000 übrig geblieben. 40 Prozent der Bevölkerung bekennen sich heute zum Islam, rund 31 Prozent gehören der Serbisch-Orthodoxen Kirche an. Der Rest gehört anderen Religionsgemeinschaften an. Katholiken machen noch rund 10 Prozent aus. Kirche in Not unterstützt  die katholische Kirche in Bosnien-Herzegowina regelmässig. Im vergangenen Jahr hat das internationale katholische Hilfswerk der Kirche in dem südosteuropäischen Land mit 1.1 Millionen CHF geholfen.

Malteser ….weil Nähe zählt

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