Römische Warte

Konservativ oder progressiv?

Zwei Lager, zwei Strömungen, zwei unterschiedliche Erwartungshaltungen

Rom, Die Tagespost, 05.07.2011: Blog Römische Warte von Guido Horst

Seitdem sich die Ideologen der Kirche bemächtigt haben, scheint sie tief gespalten zu sein. Aber das Gegengift liegt bereit: Es sind die Seligen und Heiligen der Kirche

Der designierte Erzbischof von Berlin, Rainer Maria Woelki, musste jetzt einigen Medien, die sich mit der für Deutschland bezeichnenden “sprungbereiten Feindseligkeit” auf ihn gestürzt hatten, entgegenhalten, dass er von Zuordnungen wie “konservativ” oder “liberal” nichts hält und einfach versucht, katholisch zu sein. War Franz von Assisi “konservativ” oder “liberal”? Was war Benedikt von Nursia? War Jesu von Nazareth ein “Konservativer” oder ein “Progressiver”?

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Zwanzig Meter lange Pferde

Anmerkung zu einer Strömung innerhalb des Vatikans

Die Tagespost, 04.07.2011: Blog Römische Warte, von Guido Horst 

Die Konservativen und ihr Spiel. Anmerkung zu einer Strömung innerhalb des Vatikans, die den Schein liebt, aber nicht mehr weiss, was Kardinal Ottaviani noch wusste

Nach einer Woche “Kurzurlaub” in Deutschland (der Kalender war voller Termine…) bin ich wieder in Rom und denke noch über ein Gespräch mit einem Vatikankenner nördlich der Alpen nach, dessen Namen ich hier mal besser nicht nenne, dem ich aber eine fast erlösende Einschätzung verdanke. Ich hatte es schon geschrieben: Bei meiner Schilderung der innervatikanischen Strömungen oder Seilschaften oder Schulen liegen mit einige im Magen und das gilt besonders für die Fraktion der “Konservativen”, um sie mal so zu nennen – ist aber eher ein Arbeitsbegriff.

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Auf den Spuren der Gottsucher

Der Gegenpol zum barocken Rom

Rom, Die Tagespost, 24.06.2011, Blog Römische Warte, von Guido Horst

Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet die Stadt der Päpste von einsamen Orten umgeben ist, wo grosse Heilige mitten in der Wildnis die Energie fanden, die zur Kraftquelle für die ganze Kirche wurde

Es gibt Tage, da kommt man einfach zu gar nichts. Da war der Tag mit dem Papst im Zwergstaat (nicht Zwergenstaat) San Marino, ein Besuch in Subiaco sowie in Mentorella, dem ältesten Marienheiligtum Europas, eine römische Tagung über eucharistische Anbetung, der Jahresempfang des Malteser-Ordens auf dem Aventin und ein längeres Gespräch mit Kardinal Kurt Koch. Ein Nachwort noch zu Mentorella, weil es im letzten Blogeintrag ja auch um Felsspalten und Höhlen ging:

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Konzilien sollen einen

Aber das Zweite Vatikanum hat gespalten

Vatikan, Die Tagespost, 25.06.2011, Blog römische Warte, von Guido Horst

Ein Gespräch mir Kardinal Kurt Koch über die Gründe, warum die katholische Kirche nach dem Zweiten Vatikanum in zwei Lager zerfallen ist

Da ich nun vor Wochen angefangen habe, in diesem Blog über vatikanische Seilschaften oder Strömungen zu berichten (einige fehlen noch – und bei manchen muss ich mir erst Mut antrinken, um darüber zu schreiben), sei zwischendurch aber auch der eine oder andere Kuriale eingestreut, der wirklich keinem Flügel, keiner Seilschaft zuzurechnen ist. So warten alle Vatikanbeobachter gespannt auf den 62 Jahre alten Sarden Angelo Becciu, den der Papst zu seinem neuen Substituten ernannt hat und der in diesen Tagen in Rom “auftauchen” wird. Der Erzbischof hat wichtige Nuntiaturen geleitet, aber nie längere Zeit in Rom gearbeitet, was ihn davor bewahrt hat, von irgendwelchen Netzwerken eingefangen zu werden. Weiterlesen

Der Aufbruch, der aus Felsspalten kam

Aufbrüche in der Kirche dort, wo das alte Evangelium wieder ernst genommen wird

Die Tagespost, 16.06.2011, Blog Römische Warte, von Guido Horst

Nicht weit entfernt von Rom verteilen sich die Franziskus-Heiligtümer über das Rieti-Tal – ein beredtes Zeichen dafür, dass Aufbrüche in der Kirche nicht aus Pastoralsitzungen oder Dialogprozessen erwachsen, sondern dort, wo das alte Evangelium wieder ernst genommen wird.

Es ist ja gar nicht so, dass Aufbrüche in der Kirche immer von Rom ausgegangen sind. Im Umland der Ewigen Stadt kann man das mit Händen greifen. Was Montecassino im Südosten ist, das erste vom heiligen Benedikt von Nursia gegründete Kloster, ist im Nordosten Roms das Rieti-Tal mit seinen Franziskus-Heiligtümern, etwa hundert Kilometer oder eine Autostunde von der Hauptstadt entfernt. Montecassino wurde bekanntlich mehrfach wieder aufgebaut, aber an den Orten, wo der Gründervater der Minderbrüder lebte und wirkte, ist vieles noch so, wie es vor achthundert Jahren war.

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Seilschaften im Vatikan, Teil zwei

Eine “bescheidene Spiritualität” in Priesterseminaren und Orden

Rom, Blog Römische Warte, Tagespost, 25.05.2011

Der Abschlussbericht eines Nuntius in Wien nach neunjähriger Tätigkeit führt wieder zurück zum Innenleben der römischen Kurie. Und zu den Bischofsernennungen der Jahrzehnte seit dem Konzil. Und da gibt es die Partei, die nicht nur dem eigenen “System” dient, sondern der ganzen Welt
Heute war ein lieber Gast in meinem Büro, erholte sich bei einem Espresso und viel Wasser von der schwülen Hitze und steckte mir als Gegengabe den “Schlussbericht des Nuntius” und dessen abschliessende Beurteilung des Zustands der Kirche in Österreich zu. Erzbischof Mario Cagna hatte ihn 1985 nach neunjähriger Tätigkeit an der päpstlichen Vertretung in Wien für das römische Staatssekretär geschrieben. Au weia: Alles sehr freundlich, sehr diplomatisch, aber die Krankenheiten hat der Nuntius treffend aufgespiesst.

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Viva Italia!

Beim Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland wäre man in hohem Bogen aus dem Programm geflogen

Die Tagespost, Blog Römische-Warte, von Gudio Horst, 23.05.2011

Abtreibung ist eine schlimme Sache. Im staatlichen Fernsehen des Stiefelstaats darf man das zur besten Sendezeit noch sagen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Aber beim Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland wäre man (mit dem Segen der Kirchenbeauftragten) in hohem Bogen aus dem Programm geflogen.
Heute abend war ich wirklich  beeindruckt: Giuliano Ferrara, dessen Sprachgewalt ungefähr so gross ist wie seine Leibesfülle, Journalist, ehemals Kommunist und heute Ratzinger-Fan, wenn auch selber nicht glaubend, Promotor der Kampagne “Abtreibung nein danke” und Chefredakteur der Berlusconi-nahen Tageszeitung “Il Foglio”, hat  direkt nach den Abendnachrichten von “RAI 1” (was in Deutschland die “Tagesschau” ist) den Lebensschutz thematisiert.

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Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

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