Auftakt zum Jubeljahr in Maria Vesperbild

Kurienkardinal Kurt Koch eröffnet die Wallfahrtssaison in der mittelschwäbischen “Hauptstadt Mariens”

Quelle
Maria Vesperbild

17.04.2025

Esther von Krosigk

Maria Vesperbild, gut 20 Kilometer westlich von Augsburg im Landkreis Günzburg gelegen, ist die schwäbische Hauptstadt Mariens. So jedenfalls wird der bedeutende Wallfahrtsort nahe Ziemetshausen genannt, zu dem sich jährlich knapp eine halbe Million Pilger auf den Weg machen. Am Schmerzensfreitag, der kalendarisch genau eine Woche vor Karfreitag liegt und der Sieben Schmerzen Mariens gedenkt, gab es in diesem Jahr gleich mehrere Anlässe zu feiern: die Eröffnung des Wallfahrtsjahres und das Patrozinium der Kirche. Der Wallfahrtsort begeht zudem sein 375-jähriges Jubiläum – und das im Heiligen Jahr.

Aus Rom angereist war der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, Leiter des Dikasteriums für die Förderung der Einheit der Christen, der das Pontifikalamt am 11. April zelebrierte. Im warmen Licht der Abendsonne und unter den Klängen des Memmenhausener Musikvereins zogen Zelebranten und Ministranten in die einschiffige Kirche ein. Kardinal Koch ist selbst ein großer Marienverehrer, zuletzt war er im Jahre 2017 anlässlich des Hochfestes Mariä Himmelfahrt in Maria Vesperbild.

In seiner Predigt unter dem berühmten Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes wies er auf die Bedeutung der Mutterschaft Mariens hin, indem er an die letzten Worte Jesu am Kreuz erinnerte: “Wie dem Jünger Johannes damals vertraut Jesus auch uns heute seine eigene Mutter an. Was Schöneres und Kostbareres könnte Jesus uns denn geben als seine eigene Mutter? Jesus hat es deshalb getan, weil er weiß und darauf vertraut, dass seine Mutter auch bei uns gut aufgehoben ist.”

Maria wurde in der Todesstunde ihres Sohnes auch zur Mutter der Kirche. Laut Kardinal Koch leuchtete unter dem Kreuz das neue Mariengeheimnis auf. Von dieser Mutter können wir Menschen von jeher und zu allen Zeiten lernen: nämlich wie sie zu werden und “Gottes Wohnung in der Welt zu sein und Gott zu den Menschen zu bringen.”

Dass dies nicht ohne Leid und Tränen geschehen kann, ist mit Blick auf die Pietà am Hochaltar überdeutlich. Das knapp 1,40 Meter hohe Gnadenbild zeigt uns Maria, die ihren gemarterten Sohn im Arm hält und uns ihren Schmerz mitteilt. Die aber als Mutter aller auch unseren Schmerz mit uns teilt. In der erhobenen linken Hand hält sie ein Tuch, um die Tränen dieser Welt damit zu trocknen.

Zum Kreuz stehen

Kardinal Koch hob hervor, dass die Gläubigen gegenwärtig in den säkularisierten Gesellschaften Europas in neuer Weise lernen müssen, zum Kreuz zu stehen: “Der heutige Schmerzensfreitag lädt uns ein, den Ort unter dem Kreuz zusammen mit Maria und Johannes aufzusuchen, ihnen unsere Sorgen und Leiden anzuvertrauen und jenen Trost zu suchen und zu finden, den wir im Vesperbilder Wallfahrtslied mit tiefem Glauben besingen: Der Sohn in seiner Leidensnacht hat sie als Mutter uns vermacht, uns helfen ist ihr Mutterpflicht, Maria, sie vergisst das nicht. Amen.”

Nach dem Pontifikalamt bildete sich draußen vor der Kirche ein Prozessionszug aus Klerus und Gemeinde, der sich vor dem glühenden Abendhimmel durch den Buchenwald zur Fatima-Grotte bewegte. “Unsere Wallfahrt ist wie eine Ellipse aufgebaut”, erläutert Wallfahrtsdirektor Michael Menzinger, der seit gut einem Jahr Maria Vesperbild vorsteht.

“Auf der einen Seite ist der Brennpunkt die Wallfahrtskirche mit dem Gnadenbild und auf der anderen Seite haben wir die Fatima-Grotte mitten im Wald. Man könnte diesen ruhigen, spirituellen Ort auch als Kathedrale der Natur bezeichnen. Die Pilger gehen den Kreuzweg entlang und treffen auf die Statuen vom Heiligsten Herzen Jesu, vom heiligen Josef, von Pater Pio. Schließlich gelangen sie zur Fatima-Madonna, die in eine künstlerisch gestaltete Steineiche hineingestellt wurde, gemäß der Erscheinung in Fatima.”
Der Kreuzweg ist frisch restauriert und wurde von Kardinal Koch gesegnet. An den einzelnen Stationen machte die Lichterprozession Halt und es wurde gebetet.

Immer mit Maria unterwegs

Zweimal im Jahr finden in Maria Vesperbild große abendliche Prozessionen statt, an denen Tausende von Gläubigen mit brennenden Kerzen durch den Wald gehen, singen und beten. Die eine ist am Pfingstsonntag, die andere am 15. August, am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel. Dieses ist auch im Jubeljahr 2025 der Höhepunkt der gesamten Festlichkeiten: An Mariä Himmelfahrt wird Augsburgs Bischof Bertram Meier ein feierliches Pontifikalamt zelebrieren, bei der Grotte befindet sich für diesen Zweck ein Freiluftaltar an einer Waldwiese.

Der Auftakt des Wallfahrtsjahres nahm auch an diesem Schmerzensfreitag bei der Fatima-Grotte sein Ende. Der mit Hunderten Votivtafeln geschmückte Ort wurde von großen, bunt gestalteten Opferlichtern erhellt, die Kerzen in den Händen der umstehenden Menschen vervielfachten das Licht. Wallfahrtsdirektor Michael Menzinger wandte sich mit seinem Dank für den festlichen Abend vor allem an Kardinal Koch und rief allen Anwesenden in Erinnerung, dass sie als Pilger der Hoffnung im Heiligen Jahr immer mit Maria unterwegs seien, die sie zu Jesus, ihrem Sohn, begleite. Eine tiefe Ruhe lag über der Pilgerstätte, die vor fast 400 Jahren auch still und unspektakulär ihren Anfang genommen hat – ohne das Auftreten von Wundern.

Vielmehr stiftete Jakob von St. Vincent, der Herr des nahen Schlosses Seifriedsberg, gleich nach dem Ende des großen Religionskrieges – dem Dreißigjährigen Krieg – das wohl damals schon 100 Jahre alte Vesperbild für eine Feldkapelle bei der Ortschaft Ziemetshausen. Nach und nach zog das Gnadenbild immer mehr Gläubige an, Mitte des 18. Jahrhunderts wurde mit dem Bau der heutigen Wallfahrtskirche, die auch eine Ablasskirche ist, im Stil des Rokokos begonnen. Wunder, kleinere und größere, sind in dieser langen Zeit immer wieder vorgekommen – wovon die Votivtafeln an der Grotte Zeugnis geben.

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