Max Josef Metzger: Ein Leben für den Frieden

Auf den mutigen Priester wartet die Erhebung zur Ehre der Altäre: Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Pazifisten, die Nationalsozialisten machten ihn zum Märtyrer. Zur Ermordung des Priesters vor 80 Jahren

Quelle
“Friede auf Erden!” (jesuiten.org)
Max Josef Metzger, Meitingen (max-josef-metzger-meitingen.de)
Gleicht euch nicht dieser Welt an

17.04.2024

Peter Winnemöller

Der Priester Max Josef Metzger wurde am 17. April 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. Metzger gilt als Vorkämpfer für Frieden und Ökumene. Es dauerte am 14. Oktober 1943 gerade einmal siebzig Minuten, da war der Schauprozess zu Ende. Das Todesurteil stand ohnehin schon vorher fest. Roland Freisler, Volksgerichtshofspräsident und tödlicher Schreihals des Naziregimes, brauchte es am Ende der Farce nur noch vorlesen.

Wegen “Hochverrats und Feindbegünstigung” sollte der Priester sterben. Anhören mochte Freisler den Angeklagten ohnehin nicht. Es wurde aber reichlich aus seiner Schrift “Friede auf Erden” zitiert. Mit dem ungerechten Schuldspruch war das Schicksal des Priesters und Pazifisten besiegelt. Er wurde in die Todeszelle im Zuchthaus Brandenburg-Görden verlegt und trug von nun an auch in der Zelle Handschellen. Dennoch verfasste er dort noch zahlreiche Briefe und Schriften.

Caritas als Lebensaufgabe

Max Josef Metzger wurde am 3. Februar 1887 im badischen Schopfheim im Dreiländereck zu Frankreich und der Schweiz geboren. Nach seinem Abitur studierte er Theologie und Philosophie in Freiburg im Breisgau und in Fribourg in der Schweiz. Es folgten Promotion und Priesterweihe im Jahr 1911 in Freiburg. Metzger sah vor allem die Caritas als eine Lebensaufgabe. Eine wissenschaftliche Laufbahn schlug er trotz seiner großen Begabung aus. Es folgten Seelsorgestellen in Mannheim, Karlsruhe und Oberhausen.

Im Ersten Weltkrieg wird Metzger Divisionspfarrer. Diese Zeit prägt ihn für sein gesamtes weiteres Leben: Er wird zu einem radikalen Pazifisten. In den Folgejahren gründet Metzger mehrere pazifistische Organisationen. So gehen der “Friedensbund Deutscher Katholiken” und der “Weltfriedensbund vom Weißen Kreuz” auf seine Initiative zurück. Er war für die ökumenische “Una-Sancta-Bewegung” tätig und für die Christkönigsgesellschaft. Letztere war ein Sozialprojekt für Alkoholiker. Ab 1915 war er Generalsekretär des “Kreuzbund-Verbandes abstinenter Katholiken”. Schließlich wurde er im Jahr 1917 Mitgründer und später Generalleiter des Säkularinstituts “Christkönigs-Institut” in Meitingen, das zunächst unter dem Namen “Weltfriedenswerk vom Weißen Kreuz” gegründet und 1927 umbenannt wurde. Im Institut nahm Metzger den Namen “Bruder Paulus” an. Im Institut lebten einige Mitglieder wie Ordensleute, anderen lebten als “Freie Mitglieder” in der Welt.

Mitten im Krieg für den Frieden

Schon während des Krieges hatte Metzger mit seiner Friedensarbeit begonnen. Durch Krankheit kriegsuntauglich geworden, kam er zum Nachdenken und beschloss sich für den Frieden einzusetzen. Dazu war er gezwungen, kreative Umwege zu wählen. Als Generalsekretär des “Kreuzbund-Verbandes abstinenter Katholiken” hielt er sich zeitweise in der Zentralstelle in Graz in Österreich auf. Nachdem die deutsche Militärzensur einen von ihm verfassten “Friedensaufruf an die Völker” verboten hatte, hoffte er, seine Ideen für Frieden und Erneuerung der Christenheit über das österreichische Graz mit Hilfe der Kreuzbündniszentrale verbreiten und umsetzen zu können. Metzger hat im Rahmen seiner Arbeit dort einige Zeitschriften und Rundbriefe herausgebracht, in denen er die Arbeit des Kreuzbundes ausführlich erläuterte und seine Friedensideen verbreitete.

Gründung des Weißen Kreuzes

Er hielt Vorträge und knüpfte internationale Kontakte. Nachdem er gemeinsam mit dem Steyler Missionar Pater Wilhelm Impekoven am 27. Mai 1917 das “Weltfriedenswerk vom Weißen Kreuz” gegründet hatte, formulierte er im selben Jahr seine zwölf Grundsätze für den Frieden.

“Wir fordern”, so leitete er jedes Postulat ein. Es ging um ein Ende des Blutvergießens, einen dauerhaften Weltfrieden, ein Ende des Wettrüstens, letztlich aber auch um eine “Rückkehr aller Völker und Staaten und aller ihrer einzelnen Glieder zu einem praktischen Christentum, unbedingte und rückhaltlose Anerkennung und Durchführung des göttlichen Sittengesetzes und seiner Forderungen der Gerechtigkeit und Nächstenliebe”.

Wir sehen, hieß es dort weiter, “die Gewähr des Erfolges aller Friedensbemühungen, die unversiegbare Kraftquelle des Friedensgeistes, in der geistigen und wirklichen Kommunion aller Völker und ihrer Glieder mit dem Friedenskönig.” Der Seelsorger Max Josef Metzger hatte nicht nur den Frieden im Blick, ihm war völlig klar, dass der Weg zum Frieden über die Erneuerung der Kirche führt.

Diese Postulate sandte er nach Rom an Papst Benedikt XV., noch bevor dieser seine eigene Friedensbotschaft veröffentlicht hatte. Der Papst antwortete durch Kardinal Gasparri, der sich zwei Mal an Metzger wandte. Zunächst dankte der Kardinal dem Priester und teilte mit, der Papst segne sein Bemühen. In seiner zweiten Nachricht schrieb der Kardinal, dass sich der Heilige Vater freue zu sehen, dass die Katholiken unter der Führung des Klerus dahin arbeiten wollten, entsprechend der Lehre des Evangeliums die Wiederversöhnung und Friedenserziehung der Völker in der Liebe Christi zu fördern.

Friedensarbeit in der Weimarer Zeit

Nach dem Ersten Weltkrieg setzte Metzger seine Friedensarbeit fort, kümmerte sich aber auch um den Ausbau des Säkularinstituts. So war Metzger 1921 der erste deutsche Priester, der in Paris auf dem Kongress der “Demokratischen Internationalen” sprach. 1928 stellte er einer interreligiösen Friedenskonferenz die biblische Friedensversion vor. Selbst bei Kommunisten und Sozialisten zeigte der Priester keine Berührungsängste. Auf einen Kongress der “Internationale der Kriegsdienstgegner” warb er sogar für passiven Widerstand gegen die Herstellung und den Transport von Kriegsgerät.

Im Jahr 1932 wandte er sich an Pius XI. mit einem Brief, in dem er vor dem beginnenden Wettrüsten warnte. Er bat den Papst zu intervenieren, um die drohende Katastrophe eines neuen Weltkrieges zu verhindern. Ab Beginn der NS-Zeit stand Metzger unter Beobachtung. Drei Mal wurde er verhaftet. Im Jahr 1940 zog er nach Berlin und gründete dort im Wedding eine Niederlassung seines Säkularinstituts. Hier wird er schließlich am Juni 1943 zum dritten Mal durch die Gestapo verhaftet und im Polizeigefängnis Plötzensee eingesperrt. Es folgten Schauprozess und Hinrichtung.

Ehrungen nach dem Tod

Max Josef Metzger war der erste, der in das Deutsche Martyrologium des 20. Jahrhundert eingetragen wurde. Zahlreiche Straßen und Plätze erinnern an den Priester. In Berlin-Wedding gibt es den Max-Josef-Metzger-Platz. In Magdeburg, Brandenburg an der Havel, Leipzig-Gohlis, Konstanz, in Freiburger und in Augsburg wurden Straßen nach Max Josef Metzger benannt. Die Staatliche Realschule in Meitingen ist nach ihm benannt und in Lörrach gibt es ein Max-Josef-Metzger-Haus.

Ferner wurde in seiner Geburtsstadt Schopfheim die Grundschule nach ihm benannt. Am 22. September 2016 wurde vor der Kirche Sankt Joseph in Berlin-Wedding ein Stolperstein mit seinem Namen verlegt. Im Mai 2008 begann in Freiburg der Seligsprechungsprozess. Am vergangenen 14. März erkannte Papst Franziskus das Martyrium des Dieners Gottes Max Josef Metzger an. Damit ist der Weg für die Seligsprechung frei.

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