Gesellschaft für bedrohte Völker – Kurdistan

Die Kurden zählen zu den indogermanischen Völkern

Kurdistan
Gesellschaft für bedrohte Völker/Quelle

Nahost

Die Kurden zählen zu den indogermanischen Völkern. Mit 25 bis 30 Millionen Menschen sind sie weltweit das grösste Volk ohne eigenen Staat. Ihr Siedlungsgebiet wurde nach dem ersten Weltkrieg zwischen den neu entstandenen Staaten Syrien, Irak, Türkische Republik und Iran aufgeteilt. Eine kurdische Streuminderheit lebt in der ehemaligen Sowjetunion. Sie bekennen sich überwiegend zum sunnitischen Islam, wobei es auch kurdische Schiiten, Yeziden, Aleviten, Zoroastrier und Christen gibt. Eine einheitliche kurdische Sprache gibt es nicht.

Die unwegsame Gebirgsgegend ihres Siedlungsgebietes bildete seit jeher eine natürliche Grenze zwischen dem Osmanischen und dem Persischen Reich, die schlecht kontrollierbar ist. Daher blieben die regionalen kurdischen Herrscher lange Zeit weitgehend unabhängig. Offene Grenzen ermöglichten ihnen den ungehinderten Übertritt von einem Reich ins andere. Die kurdische Bevölkerung empfand sich bis ins 20. Jahrhundert vor allem als Angehörige bestimmter Stämme. Zweites identitätsstiftendes Element war die Zugehörigkeit zum Islam vorwiegend sunnitischer Prägung. Ein kurdisches Nationalgefühl entwickelte sich erst im 20. Jahrhundert unter dem Einfluss europäischer Ideen und als Reaktion auf die Zentralisierungs- und Assimilierungsbestrebungen der jeweiligen Staaten.

Im Iran werden die Kurden trotz ihres vielfältigen Kulturgutes nicht als Volk anerkannt und ihre politischen Parteien sogar verboten. Da viele Kurden nicht nur eine ethnische Minderheit darstellen, sondern häufig auch sunnitischen Glaubens sind, kam es in der Vergangenheit immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Kurden und iranischen Sicherheitskräften, die in der Regel Schiiten sind.

Mit dem Vertrag von Lausanne wurden die Kurden in der Türkei nicht mehr als Minderheit berücksichtigt, sondern entsprechend des islamischen Nationenbegriffs als türkische Staatsangehörige eingegliedert. Dieser starke Assimilationsdruck, der durch die Leugnung der kurdischen Identität in Gang gesetzt wurde, führte letztlich zu heftigen Aufständen. Seit 1984 starben bei dem Guerillakrieg der Arbeiterpartei Kurdistans, die in der Bundesrepublik als terroristische Vereinigung eingestuft ist, und dem türkischen Militär 5.500 Zivilisten. Zuletzt wurden ab 2012 Friedensverhandlungen mit dem inhaftierten PKK-Anführer Abdullah Öcalan und der türkischen Regierung geführt. Nach den Parlamentswahlen im Juni 2015 kündigte der türkische Präsident Erdogan die Friedensgespräche mit den Kurden wieder auf: Demokratisch gewählte kurdische Repräsentanten werden wieder verfolgt, PKK-Stellungen im autonomen Irakisch-Kurdistan bombardiert und die Grenzübergänge zu den Kurdengebieten Nordsyriens, wo Hunderttausende Binnenflüchtlinge vor dem Terror des Islamischen Staates (IS) Schutz gesucht haben, bleiben abgeriegelt.

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