Profit um jeden Preis? Als Entwicklungsmodell “unhaltbar”
Der Vatikanvertreter bei den mit Ernährung und Landwirtschaft befassten UN-Organisationen hat einem allein profitorientierten Entwicklungsmodell eine Absage erteilt. “Wir müssen unser Entwicklungsmodell ändern. Es ist mittlerweile unhaltbar geworden”, sagte der spanische Diplomat Chica Arellano. Er äußerte sich bei einem Studienseminar zu integraler Entwicklung am Sitz des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) in Rom
Quelle
Brasilien: Kirche protestiert gegen Vertreibungen von Kleinbauern – Vatican News
“Im Jahr 2024 litten 673 Millionen Menschen Hunger, und 2,6 Milliarden können sich nach wie vor keine gesunde Ernährung leisten, insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen, wo die Lebensmittelkosten mehr als die Hälfte der Haushaltsausgaben ausmachen und die Inflation die Kaufkraft geschwächt und die Armut verschärft hat”, erinnerte der Vatikanvertreter mit Blick auf die Welternährungslage. “Gnadenlose Kriege, extreme Wetterereignisse, wirtschaftliche Schocks, politische Instabilität und volatile Märkte haben sich zu einer tödlichen Kombination für die weltweiten Ernährungssysteme summiert”, hob Arellano vor einem Publikum aus Vertretern der Diplomatie, von Nichtregierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft hervor.
“Jahrzehntelang herrschte die Vorstellung vor, dass man, um glücklich zu sein, immer mehr haben müsse und dass Wachstum nur durch eine Steigerung des BIP möglich sei, das als Maßstab für den Wohlstand einer Gesellschaft galt”. Heute, so die dringende Aufforderung des Vatikanvertreters, müsse man “die Vorstellung überwinden, dass die Wirtschaft um jeden Preis vom Gesetz des Profits geleitet werden muss, und sie stattdessen als Instrument im Dienste einer ganzheitlichen Entwicklung begreifen, was eine Infragestellung unseres derzeitigen Entwicklungsmodells erfordert, das sich als völlig unhaltbar erwiesen hat”.
“Vorstellung überwinden, dass die Wirtschaft um jeden Preis vom Gesetz des Profits geleitet werden muss, und sie stattdessen als Instrument im Dienste einer ganzheitlichen Entwicklung begreifen”
Es gelte gemeinsam zu handeln, um niemanden zurückzulassen: Unter Berufung auf Leo XIV. bekräftigte Chica Arellano die Notwendigkeit, die Nachhaltigkeit der Ernährungssysteme zu gewährleisten. Sie müssten auf einen solidarischeren Mechanismus ausgerichtet werden, der die Logik der rücksichtslosen Ausbeutung überwinde und die besten Voraussetzungen für die Erhaltung und Bewahrung der Ressourcen der Schöpfung schaffe.
Arellano ist seit 2015 der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhles bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dem Welternährungsprogramm (WFP) und dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) in Rom. Er äußerte sich in einer Rede bei einem Studienseminar zum Thema “Die Wirtschaft im Dienste der integralen Entwicklung”, das diesen Dienstag am Sitz des IFAD durchgeführt wurde.
vatican news – pr, 30. September 2025
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