Wahre und falsche Propheten

Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Quelle
“Dienst an Glaube und Recht”
Online Predigt: Wie kann man den wahren Christus von falschen Christi unterscheiden (bibel-de.org)

31.7.2011

Wahre und fal­sche Pro­phe­ten – Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Das heu­tige Evan­ge­lium ist den fal­schen Pro­phe­ten gewid­met. Um zu erken­nen, wer ein fal­scher Pro­phet ist, muss man wis­sen, wer ein wah­rer Pro­phet ist. Pro­phe­ten gab es im Alten wie im Neuen Bunde. Pro­phe­ten sind immer cha­ris­ma­ti­sche Got­tes­bo­ten; sie wer­den von Gott beru­fen. Der Gott des Alten Bun­des, mit Namen Jahwe, belegt sie mit Beschlag und berei­tet sie für ihren Dienst. Ihr Amt ruht also nicht auf einem Beruf, den sie wäh­len, son­dern auf der Beru­fung, die Gott ihnen schenkt. Sie drän­gen sich nicht zu ihrem Amt. Im Gegen­teil: sie suchen ihm zu ent­flie­hen – wie Jonas. Sie fürch­ten sich vor dem Auf­trag Got­tes, und sie rin­gen mit Gott, um sich dann schließ­lich doch sei­nem Wil­len zu beu­gen. Das ist das Wahr­heits­kri­te­rium der ech­ten Pro­phe­ten.

An die Pro­phe­ten ergeht Got­tes Wort. Sie haben Auf­träge im Namen Got­tes aus­zu­rich­ten. Sie tre­ten als Heils- und als Unheils­pro­phe­ten auf. Als Heils­pro­phe­ten ver­kün­den sie die segens­rei­che Hand Got­tes, als Unheils­pro­phe­ten seine stra­fende Hand. Sie deu­ten die Gescheh­nisse in Natur und Geschichte im Lichte Got­tes. Oft len­ken sie den Blick aus der Gegen­wart in die Zukunft, in die Heils­zu­kunft am Ende der Tage. Wenn sie zur Tages­po­li­tik Stel­lung neh­men, und das tun sie auch, dann geschieht das aus dem Anspruch des über­zeit­lich gül­ti­gen Heils­plans Got­tes. Kenn­zei­chen des ech­ten Pro­phe­ten ist, dass er den Wil­len Got­tes in sei­ner geschicht­li­chen Stunde erkennt und unbe­irrt für die Belange Got­tes ein­tritt. Das kön­nen nur Män­ner, die wirk­lich von Gott erfüllt sind, und das waren die Pro­phe­ten. Sie sind von der Wirk­lich­keit und von der Majes­tät Got­tes gleich­sam durch­drun­gen. Sie ver­kün­den Gott als den sitt­lich erha­be­nen, den hei­li­gen, den unum­schränk­ten Herrn aller Zei­ten und aller Völ­ker.

Die Pro­phe­ten haben eine anspruchs­volle Pre­digt, denn sie for­dern viel von den Men­schen. Sie ver­lan­gen das, was Gott von ihnen getan wis­sen will. Sie for­dern vor allem eine unbe­dingte Hin­kehr zu Gott. In der Zeit des reli­giö­sen und sitt­li­chen Nie­der­gan­ges reden sie als die uner­schro­cke­nen Ver­tei­di­ger der Rechte und des Gerich­tes Got­tes!

Die Pro­phe­ten sind Kämp­fer. Sie füh­ren einen drei­fa­chen Kampf. Ein­mal sind sie reli­giöse Kämp­fer. Sie kämp­fen gegen die frem­den Göt­ter für die allei­nige Ver­eh­rung Jah­wes, des Got­tes des Alten Tes­ta­men­tes. Sie wen­den sich gegen die Ver­mi­schung mit frem­den Kul­ten, gegen den Syn­kre­tis­mus. Sie neh­men auch Stel­lung gegen die Über­schät­zung des äuße­ren Got­tes­diens­tes, des äußer­li­chen Got­tes­diens­tes zuguns­ten des wah­ren, inne­ren Got­tes­diens­tes. Der zweite Kampf der Pro­phe­ten gilt dem mora­li­schen Nie­der­gang. Sie neh­men Stel­lung gegen die sitt­li­che Ver­wil­de­rung ihrer Zeit. Sie brin­gen Got­tes Anspruch über den Men­schen zu Gehör. Sie wen­den sich gegen Eigen­nutz und Unsitt­lich­keit. Sie ver­kün­den Got­tes Absich­ten über dem Ein­zel­men­schen und über den Gemein­schaf­ten, wie der Ehe und dem Volk. Die Pro­phe­ten haben auch, im Alten Bunde jeden­falls, eine poli­ti­sche Auf­gabe gehabt und einen poli­ti­schen Kampf geführt. Sie wand­ten sich gegen die fal­sche Bünd­nis­po­li­tik, die die Könige betrie­ben. Sie fürch­te­ten von dem Zusam­men­ge­hen mit heid­ni­schen Mäch­ten eine Ver­mi­schung mit der fal­schen Reli­gion. Ja, sie fürch­te­ten den Abfall zu der frem­den Reli­gion, wie es ja oft genug auch in der Geschichte Israels der Fall gewe­sen ist. Die­ser Kampf der Pro­phe­ten gilt der Ret­tung des Volkes vor dem unaus­weich­li­chen Gericht Got­tes. Er gilt auch der Berei­tung des hei­li­gen Res­tes, der übrig blei­ben wird, wenn alles in Unsitt­lich­keit ver­sun­ken ist, des hei­li­gen Res­tes als des Trä­gers des kom­men­den Hei­les. Ihre schönste Auf­gabe ist, hin­zu­wei­sen auf das Erschei­nen eines Ret­ters. Die Pro­phe­ten sind mes­sia­ni­sche Kün­der. Sie hal­ten die Hoff­nung wach auf den Hei­land, auf den Erlö­ser, der ein­mal kom­men wird.

Wegen ihrer Wahr­haf­tig­keit und wegen ihrer Ermah­nun­gen, wegen ihrer Ankün­di­gung von Unheil und Strafe und Gericht sind die Pro­phe­ten unbe­liebt. Man peitscht sie aus, man bestraft sie, man tötet sie, wie zuletzt den Pro­phe­ten Johan­nes den Täu­fer. Er wurde getö­tet, weil er pro­phe­tisch ver­kün­det hatte: „Es ist dir nicht erlaubt, die Frau dei­nes Bru­ders zu haben.“ Die wirk­li­chen, die ech­ten Pro­phe­ten machen sich unwei­ger­lich unbe­liebt.

Auch in der christ­li­chen Kir­che der Urzeit gab es Pro­phe­ten. Sie wer­den neben den Apos­teln und Leh­rern genannt. Die Pro­phe­ten des Neuen Bun­des wer­den eben­falls von Gott beru­fen. Ihre Funk­tion in der Gemeinde beruht auf dem Besitz des Hei­li­gen Geis­tes. Was sie sagen, das wird ihnen ein­ge­ge­ben. Ihre Worte bezie­hen sich auf die Zukunft oder auch auf die Gegen­wart. Sie ken­nen die Geheim­nisse Got­tes. Sie spen­den Trost, sie mah­nen, sie war­nen. Sie sagen das, was die Stunde ver­langt. Die Pro­phe­ten die­nen dem Auf­bau der Gemeinde. Im Laufe der Kir­chen­ge­schichte hat Gott immer wie­der pro­phe­ti­sche Män­ner und Frauen erwirkt. Einer in unse­rer Zeit war der Ful­daer Bischof Johan­nes Dyba.

Das Alte Tes­ta­ment wie das Neue Tes­ta­ment ken­nen aber auch fal­sche Pro­phe­ten. Fal­sche Pro­phe­ten sind Per­so­nen, die behaup­ten, Pro­phe­ten zu sein, obwohl sie es nicht sind. Die fal­schen Pro­phe­ten sind Ora­kel­pro­phe­ten, Hof­pro­phe­ten, wie sie die Hei­lige Schrift nennt. Sie reden um Gel­des wil­len dem Volk nach dem Sinne. Sie ver­kün­den Heil, wo kein Heil ist. Beim Pro­phe­ten Jere­mias heißt es: „Die Pro­phe­ten lie­ben den Betrug. Sie sagen, es ist Friede, und es ist doch kein Friede.“

Maß­stab für den ech­ten Pro­phe­ten ist die Über­ein­stim­mung mit dem Glau­ben. Ein Pro­phet muss leh­ren, was der Glaube gebie­tet. Er muss sich zu Chris­tus beken­nen. Er muss die Art des Herrn an sich haben. Und des­we­gen mahnt der Apos­tel Johan­nes: „Trauet nicht jedem Geiste, son­dern prü­fet die Geis­ter, ob sie aus Gott sind, denn viele fal­sche Pro­phe­ten sind in die Welt aus­ge­gan­gen. Daran erkennt man den Geist Got­tes: Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Chris­tus im Flei­sche gekom­men ist, der ist aus Gott. Jeder, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott.“

Nun tre­ten aber fal­sche Pro­phe­ten auf, die äußer­lich gese­hen auch Chris­tus beken­nen. Da gibt es ein zwei­tes Kri­te­rium, um sie zu durch­schauen, näm­lich: man muss auf ihren Wan­del ach­ten. „An ihren Früch­ten wer­det ihr sie erken­nen.“ Was von ihnen aus­geht, was sie bewir­ken, das ist ein Kri­te­rium für die Unter­schei­dung der Geis­ter, die not­wen­dig ist, um den ech­ten vom fal­schen Pro­phe­ten zu unter­schei­den. Und fal­sche Pro­phe­ten sind schon in der Urzeit der Kir­che auf­ge­tre­ten. Der hei­lige Petrus schreibt in sei­nem zwei­ten Briefe: „Es gibt fal­sche Pro­phe­ten und fal­sche Leh­rer. Sie füh­ren ver­derb­li­che Irr­leh­ren ein, weil sie den Herrn, der sie erkauft hat, ver­leug­nen.“ Und der Herr sel­ber hat es ja vor­her­ver­kün­det: „Es wer­den fal­sche Pro­phe­ten und fal­sche Mes­si­asse auf­tre­ten und Zei­chen und Wun­der wir­ken, Schein­zei­chen, Schein­wun­der, um, wenn es mög­lich ist, auch die Aus­er­wähl­ten in den Irr­tum zu füh­ren. Seht, ich habe es euch vor­her­ge­sagt!“

Die Art der fal­schen Pro­phe­ten wird vom Herrn beschrie­ben. Es sind Wölfe in Schafs­klei­dern. Was ist der Wolf? Der Wolf ist die ein­zige Gefahr für die Schaf­her­den Gali­läas. Er dringt in die Herde ein, er jagt sie, er reißt sie, er tötet sie, alles zum eige­nen Nut­zen. Das ist die Art des Wol­fes. Und warum legt er Schafs­klei­der an? Das Schaf ist ein harm­lo­ses, gut­ar­ti­ges Tier. Vor ihm braucht man sich nicht zu fürch­ten. Und wenn der Wolf in Schafs­klei­dern kommt, dann erweckt er den Anschein, man kann ihm trauen, man braucht sich nicht vor ihm in acht zu neh­men.

Jetzt aber, meine lie­ben Freunde, die ent­schei­dende Frage: Gibt es auch heute fal­sche Pro­phe­ten? Wer sind sie, die in Schafs­klei­dern daher­kom­men, inwen­dig aber rei­ßende Wölfe sind? Ganz all­ge­mein ist zu sagen: Fal­sche Pro­phe­ten sind jene, die erklä­ren, die Kir­che müsse sich an die Welt anpas­sen, sie müsse mit der Zeit gehen, also sie müsse den katho­li­schen Glau­ben abbauen und vor allem die Sit­ten­lehre der Kir­che ändern. Das sind die fal­schen Pro­phe­ten, von Alois Glück in Mün­chen ange­fan­gen bis zu den Memo­ran­dis­ten von Kir­che 2011. Mit die­sen fal­schen Pro­phe­ten möchte ich mich heute beschäf­ti­gen, meine lie­ben Freunde. Was for­dern diese Memo­ran­dis­ten, 311 Theo­lo­gen, 311. Für schlechte Sachen kriegt man immer eine Mehr­heit zusam­men. Sie for­dern ers­tens die Ände­rung der kirch­li­chen Struk­tu­ren. Es brau­che mehr syn­odale Struk­tu­ren auf allen Ebe­nen, also mehr Räte, mehr Gre­mien, Foren, Zen­tral­ko­mi­tees. Es zeugt von der Ver­blen­dung die­ser fal­schen Pro­phe­ten, dass sie der Kir­che auf­hel­fen wol­len mit der­ar­ti­gen Mätz­chen. Eine sol­che For­de­rung ist gera­dezu eine Auf­for­de­rung zum Selbst­mord. Die hier vor­ge­stellte Räte­kir­che der Zukunft macht die Kir­che zu einem Schilf­rohr, das von den Mei­nun­gen der Mehr­heit hin und her getrie­ben wird, macht die Amts­trä­ger der Kir­che zu Ange­stell­ten von Ver­samm­lun­gen. Das Memo­ran­dum die­ser 311 zielt auf eine andere Kir­che! Sie wol­len den hier­ar­chi­schen Orga­nis­mus durch einen Debat­tier­klub erset­zen. Was die Memo­ran­dis­ten wol­len, ist nicht die Kir­che Jesu Christi. Er hat gewußt, wes­halb er sei­ner Grün­dung ein Lehr­amt ein­stif­tete und nicht die Herr­schaft von Mehr­heits­mei­nun­gen auf­ge­rich­tet hat. Wer Abstim­mun­gen in der Kir­che orga­ni­sie­ren will, der ist sich gewiß, dass sich stets eine satte Mehr­heit für die bequeme Mei­nung ergibt. Wenn Wesen und Wir­ken von Mehr­heits­mei­nun­gen abhin­gen, wäre die Wahr­heit und die Gnade in der Kir­che längst zugrunde gegan­gen.

Die Memo­ran­dis­ten for­dern zwei­tens, die Gläu­bi­gen sol­len an der Bestel­lung der Bischöfe und der Pfar­rer betei­ligt wer­den. Was wäre die Folge die­ser Betei­li­gung, meine lie­ben Freunde? Gewählt wird, wer die Reli­gion am bil­ligs­ten macht. Gewählt wird, wer sich am bes­ten dar­zu­stel­len ver­mag. Gewählt wird, wer den Men­schen nach dem Mund redet. Wenn es auf Mehr­heits­mei­nun­gen ankäme, wäre Ket­te­ler nie­mals Bischof von Mainz gewor­den. Wenn es auf die Mehr­heits­mei­nung ankäme, hät­ten wir auf den deut­schen Bischofs­stüh­len lau­ter Leh­män­ner. Ich meine, einer reicht uns! Wenn die Gemein­den die Pfar­rer wäh­len könn­ten, dann wäre der hei­lige Johan­nes Vian­ney nie­mals Pfar­rer von Ars gewor­den, und Bern­hard Lich­ten­berg wäre nie­mals Dompfar­rer in Ber­lin gewor­den, denn sie waren zu streng. Die Mehr­heit der Leute will bequeme Seel­sor­ger.

Drit­tens: Die Memo­ran­dis­ten haben auch For­de­run­gen an den Got­tes­dienst der Kir­che. Die Lit­ur­gie soll noch mehr als bis­her dazu die­nen, ein Spie­gel­bild des All­tags­le­bens zu wer­den. Ich habe hier den Text die­ses Papiers. In der Lit­ur­gie sol­len „Erfah­run­gen und Aus­drucks­for­men der Gegen­wart“ Platz fin­den. Ein Spie­gel des All­tags­le­bens soll sie wer­den, ein Mit­tel der Selbst­dar­stel­lung. Das heißt, Lit­ur­gie wird ver­än­der­lich nach den Vor­stel­lun­gen der Teil­neh­mer. Das Memo­ran­dum weiß offen­bar nicht mehr, was Lit­ur­gie ist. Lit­ur­gie ist das Kom­men des Him­mels auf die Erde. Lit­ur­gie ist Berüh­rung des Men­schen durch Gott. Lit­ur­gie ist keine Spiel­wiese für Wich­tig­tuer. Lit­ur­gie ist der Auf­bruch aus die­ser Welt und die Hin­kehr zu Gott.

Die Memo­ran­dis­ten for­dern vier­tens Gewis­sens­frei­heit. Ich kann nicht sehen, wo sie fehlt oder bedroht ist. Jeder Christ kann jeder­zeit die Kir­che ver­las­sen, wenn sie ihm nicht paßt, und viele tun es ja. Gewis­sens­frei­heit besagt aber nicht, dass jeder machen kann, was er will unter Miß­ach­tung der Gebote Got­tes und der Gesetze der Kir­che. Gott ent­läßt nie­man­den aus sei­ner Bin­dung, auch wenn er ein fal­sches Gewis­sen hat. Die Kir­che hat die unauf­geb­bare Ver­pflich­tung, die Men­schen zu Gott zu füh­ren. Sie bin­det die Gewis­sen, das ist ihre Auf­gabe. In der Kir­che ver­sam­meln sich die, denen das Gewis­sen gebie­tet, in die­ser Kir­che zu sein und zu blei­ben. Gewis­sens­frei­heit kann nicht darin beste­hen, in der Kir­che gegen die Kir­che zu arbei­ten, wie es die Memo­ran­dis­ten tun. Es muss in der Kir­che Frei­heit geben, aber Frei­heit im Rah­men von Glaube und Recht, Frei­heit zur Ver­wirk­li­chung der Sen­dung der Kir­che, Frei­heit zum Auf­bau des Rei­ches Got­tes. Diese Frei­heit muss es geben. Auch Frei­heit der Lehre, aber nicht Frei­heit für die Irr­lehre. Jede Frei­heit hat ihre Grenze an der Wahr­heit. Wer im Namen des Gewis­sens Frei­heit gegen die Lehre und Ord­nung der Kir­che for­dert, der hat einen fal­schen Begriff des Gewis­sens. Das Gewis­sen, das die Memo­ran­dis­ten hier vor­stel­len, ist nicht die Emp­fangs­stelle des Wil­lens Got­tes, son­dern die Erhe­bung des eige­nen Gut­dün­kens zum Maß­stab des Han­delns.

Fünf­tens sto­ßen sich die Memo­ran­dis­ten an der Sit­ten­lehre der Kir­che. Sie wol­len – wie immer, wir wis­sen es ja – die Lehre über die geschlecht­li­che Sitt­lich­keit ändern Sie ist ihnen läs­tig, ist zu beschwer­lich. Sie nen­nen das Befrei­ung von der „Bevor­mun­dung“ durch die Kir­che. So war es immer, dass alle, die von der Kir­che weg­gin­gen, Anstoß genom­men haben an der Sit­ten­lehre der Kir­che. Sie wol­len eine bil­li­gere Moral haben, also Frei­gabe der Emp­fäng­nis­ver­hü­tung, Frei­gabe der Schei­dung, Frei­gabe der Wie­der­ver­hei­ra­tung. Die Memo­ran­dis­ten wis­sen offen­bar nicht mehr, dass es eine Moral gibt, die von Gott stammt, dass es mora­li­sche Dog­men gibt, die unum­stöß­lich sind wie die Gesetze der Mathe­ma­tik.

Zu den alten, bekann­ten For­de­run­gen kommt eine neue, näm­lich Zulas­sung akti­ver homo­se­xu­el­ler Betä­ti­gung – Zulas­sung akti­ver homo­se­xu­el­ler Betä­ti­gung. Ein wider­na­tür­li­ches Las­ter, eine him­mel­schrei­ende Sünde soll als erlaubt aus­ge­ge­ben wer­den. Das ist der „Auf­bruch“ der Memo­ran­dis­ten. Wir alle wis­sen, dass die Homo­se­xua­li­tät der Hei­li­gen Schrift wider­spricht. „Habt kei­nen Umgang mit Unzüch­ti­gen“, mahnt der Apos­tel, „Unzüch­tige, Ehe­bre­cher, Weich­linge und Kna­ben­schän­der wer­den das Reich Got­tes nicht erben.“ Die Memo­ran­dis­ten for­dern ein Ende des mora­li­schen Rigo­ris­mus, also der sitt­li­chen Strenge in der Kir­che, die angeb­lich für die Ver­feh­lun­gen von Kir­chen­glie­dern mit Kin­dern ver­ant­wort­lich ist. Dar­auf hat der Spie­gel-Jour­na­list Matt­hias Matus­sek schon die Ant­wort gege­ben. „Sollte“, so schreib er, „die mora­li­sche Sperre nicht eher noch viel rigo­ro­ser wer­den? Wür­den sich Pädo­phile mit einer weni­ger rigi­den Moral eher dem Brief­mar­ken­sam­meln zuwen­den, als sich an Schutz­be­foh­le­nen aus­zu­to­ben?“

Die Memo­ran­dis­ten wol­len – wen wun­dert es? – sechs­tens Kom­mu­ni­o­nun­wür­dige zur Kom­mu­nion zulas­sen. Men­schen, die in schwe­rer Sünde leben, im Zustand der schwe­ren Sünde, wol­len sie zum Tisch des Herrn füh­ren. Sie haben offen­sicht­lich ver­ges­sen, was der Apos­tel Pau­lus im 1. Korin­ther­brief schreibt: „Wer unwür­dig das himm­li­sche Brot ißt oder den Kelch trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht, denn er ist schul­dig am Leibe und Blute des Herrn.“ Die Auf­for­de­rung, Unwür­dige zuzu­las­sen, ist eine Ein­la­dung zur Ver­gif­tung. Es ist unbe­greif­lich, wie jemand mei­nen kann, dass die Nor­men dem Ver­hal­ten der Men­schen ange­paßt wer­den sol­len, statt dass die Men­schen sich den Nor­men anpas­sen. Das ist die totale Per­ver­sion der sitt­li­chen Auf­gabe der Kir­che.

Die Memo­ran­dis­ten for­dern, und das ist uns ja ver­traut, sieb­tens die Auf­he­bung des Zöli­bats des Pries­ters. Sie wis­sen nicht mehr, wer der katho­li­sche Pries­ter ist. Die Ehe­lo­sig­keit des katho­li­schen Pries­ters steht in der Nach­folge des ehe­lo­sen Herrn Jesus Chris­tus. Sie ist eine Opfer­gabe an den Herrn des Him­mels und der Erde. Der Zöli­bat ist die Lebens­form, die dem katho­li­schen Pries­ter ange­mes­sen ist. Er ist seins­mä­ßig sei­nem Herrn gleich­för­mig gemacht. Der nicht­ka­tho­li­sche Reli­gi­ons­die­ner braucht den Zöli­bat nicht, denn er ist nicht Jesus Chris­tus onto­lo­gisch ange­nä­hert. Der Zöli­bat ist ein unauf­geb­ba­rer Bestand­teil der Iden­ti­tät der katho­li­schen Kir­che.

Ach­tens for­dern die Memo­ran­dis­ten die Weihe von Frauen zu Pries­tern. Auch diese For­de­rung kommt aus ihrer Unwis­sen­heit. Sie wis­sen nicht, was ein Pries­ter ist. Der Pries­ter ist der Reprä­sen­tant des Logos, der auf Erden erschie­nen ist. Der Logos aber ist als Mann erschie­nen, und diese Tat­sa­che ist für die Kir­che des Logos maß­ge­bend. Sie ist für die Kir­che ver­bind­lich. Die Zulas­sung von Frauen zum Pries­ter­tum hat die Hei­lige Schrift und die Über­lie­fe­rung von 2000 Jah­ren gegen sich. Johan­nes Paul II. hat noch ein­mal abschlie­ßend und end­gül­tig erklärt, dass die Kir­che keine Voll­macht hat, Frauen zu Pries­tern zu wei­hen.

Meine lie­ben Freunde, die genann­ten For­de­run­gen wer­den mit dem Hin­weis auf den Pries­ter­man­gel begrün­det. Der Pries­ter­man­gel ist eine Tat­sa­che, aber er wird nicht dadurch beho­ben, dass man ver­hei­ra­tete Män­ner und Frauen zu Pries­tern weiht, son­dern indem das Wesen des katho­li­schen Pries­ter­tums licht­voll dar­ge­stellt und durch das Leben hei­lig­mä­ßi­ger Pries­ter anzie­hend gemacht wird. Es wird wie­der Pries­te­rin Fülle geben, wenn die Krise der Kir­che über­wun­den ist.

Die fal­schen Pro­phe­ten sind die Haupt­ver­ant­wort­li­chen für die heu­tige Krise der Kir­che. Das, was sie bekla­gen, haben sie selbst her­vor­ge­ru­fen. Die Unter­zeich­ner sind die Haupt­schul­di­gen für das, was wir heute in unse­rer Kir­che erle­ben. Sie haben seit Jahr­zehn­ten falsch gelehrt. Die Unsi­cher­heit im Glau­ben ist von ihnen ver­ur­sacht wor­den. Ihr Ver­hal­ten hat die skan­da­lö­sen Zustände her­vor­ge­ru­fen, unter denen wir heute lei­den.

Die Memo­ran­dis­ten erman­geln des rech­ten Glau­bens und der rech­ten Moral. Sie haben sich von der Glau­bens- und Sit­ten­lehre der Kir­che ent­fernt. In ihrer Hand wird das Evan­ge­lium zu einer Manö­vrier­masse von Men­schen. Das Memo­ran­dum ist ein Zei­chen reli­giö­ser Deka­denz. Seine Unter­zeich­ner haben nur ein Ziel: es sich und den Men­schen bequem zu machen. Sie sind fal­sche Pro­phe­ten, die die Spal­tung der Kir­che betrei­ben. Ihre For­de­run­gen lau­fen dar­auf hin­aus, dass sich die Kir­che in Deutsch­land von der Papst­kir­che abson­dert. Sie bedie­nen die Abriß­birne gegen die Kir­che. Sie wol­len die Insti­tu­tio­nen der Kir­che nie­der­rei­ßen. Sie zer­stö­ren die katho­li­sche Iden­ti­tät. Sie wol­len die Kir­che ihres Wesens berau­ben. Sie wol­len fort aus dem apos­to­li­schen Ursprung der Kir­che. Sie sind Mies­ma­cher, die eine miese Stim­mung erzeu­gen. Sie ver­un­glimp­fen die Insti­tu­tion, die sie bezahlt. Sie ver­leug­nen ihren Arbeit­ge­ber, die Kir­che.

Der bekannte Domi­ni­ka­ner­pro­fes­sor in Trier, Wolf­gang Ocken­fels, schrieb über diese Memo­ran­dis­ten, es han­dele sich „um den gro­tes­ken Auf­stand theo­lo­gi­scher Zwerge, die sich als Kory­phäen auf­spie­len“. Wahr­haf­tig, hier ste­hen theo­lo­gi­sche Zwerge gegen die Kir­che auf. Hier wird die Selbst­sä­ku­la­ri­sie­rung der Kir­che ver­langt. Was sie treibt, ist der Wunsch nach Anpas­sung an den Pro­tes­tan­tis­mus. Es ist ein Unver­schämt­heit, die Anpas­sung an den Pro­tes­tan­tis­mus als Reform aus­zu­ge­ben. Mögen sie sich doch dem Pro­tes­tan­tis­mus anschlie­ßen, wohin sie gehö­ren. Es ist keine Schande, Pro­tes­tant zu sein.

Der hei­lige Johan­nes sagt uns, wie wir diese fal­schen Pro­phe­ten ein­zu­schät­zen haben: Die Memo­ran­dis­ten gehö­ren nicht mehr zu uns. Sie haben sich von unse­rer Kir­che ver­ab­schie­det. Von ihnen gilt das Wort des hei­li­gen Johan­nes: „Sie sind aus unse­rer Mitte her­vor­ge­gan­gen, aber sie gehör­ten nicht zu uns. Hät­ten sie zu uns gehört, so wären sie bei uns geblie­ben.“

Amen.

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