Die Diktatur in Nicaragua verbietet den Jesuitenorden *UPDATE

Daniel Ortega und seine Frau, Vizepräsidentin Rosario Murillo, entziehen den Jesuiten die Anerkennung als gemeinnützige Organisation, nachdem sie ihren Besitz beschlagnahmt hatten. Die Zentralamerikanische Provinz der Gesellschaft Jesu weist in einer Stellungnahme auf “die ungerechtfertigte Aggression gegen die Jesuiten” hin

Quelle
Nicaragua: Katholische Kirche zunehmend unter Druck
Der Kirche in Nicaragua droht die Zerstörung
Nicaragua: Regime erklärt Jesuitenorden für illegal
*Jesuiten in Nicaragua: “Auch Zeichen des Widerstands” – Vatican News

25.08.2023 – Meldung

Die Diktatur in Nicaragua verschärft die Verfolgung der katholischen Kirche: Sie hat dem Jesuitenorden den Rechtsstatus als zivile Organisation entzogen. Laut der am 23. August im Amtsblatt “La Gaceta” veröffentlichten Vereinbarung 105-2023-OSFL der nicaraguanischen Innenministerin María Amelia Coronel Kinloch, wurde “der Entzug des Rechtsstatus des Vereins Gesellschaft Jesu von Nicaragua aufgrund der Nichteinhaltung der Gesetze” genehmigt. In Bezug auf den Verbleib des beweglichen und unbeweglichen Vermögens heißt es darin, dass die Generalstaatsanwaltschaft es “auf den Namen des Staates Nicaragua übertragen” werde. Begründung: Die Gesellschaft Jesu habe in den vergangenen drei Jahren keine Finanzberichte vorgelegt, zu denen sie als gemeinnützige Organisation verpflichtet sei.

Keine Grundlage

Damit bekommen die autoritären Maßnahmen des Machthabers Daniel Ortega und seiner Frau und Vizepräsidentin Rosario Murillo gegen die katholische Kirche eine neue Dimension. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Regierung die von den Jesuiten geführte “Zentralamerikanische Universität” UCA beschlagnahmt, nachdem ihre Konten eingefroren wurden. Sie wurde in “Nationale Universität Casimiro Sotelo Montenegro” nach dem gleichnamigen sandinistischen Guerillakämpfer umbenannt, und dem “Nationalen Hochschulrat von Nicaragua” (CNU) unterstellt, der als staatliches Verwaltungsorgan unter der Kontrolle des Regimes steht. Die UCA galt als Hochburg der Opposition gegen das Ortega-Regime. Darüber hinaus haben Polizei und Staatsanwaltschaft vor einigen Tagen sechs Jesuiten aus ihrem Haus in Managua vertrieben, obwohl sie Beweise für die Eigentumsverhältnisse vorgelegt hatten. Ihnen wurde keine angemessene Frist eingeräumt, um ihre persönlichen Gegenstände abzuholen.

Die “Zentralamerikanische Provinz” der Gesellschaft Jesu hat in einer Stellungnahme darauf geantwortet: “Die Entscheidung entbehrt jeder juristischen Grundlage. Wie in den meisten der mehr als 3.000 ähnlichen Fälle von Löschung der Rechtspersönlichkeit regierungskritischer Institutionen seit 2018 wurde der Beschluss gefasst, ohne den Jesuiten die Möglichkeit einer legitimen Verteidigung zu geben und ohne die Bestätigung durch eine unabhängige gerichtliche Instanz, die über diesen völlig ungerechtfertigten und willkürlichen Amtsmissbrauch urteilt und ihn beendet”.

In der Stellungnahme “verurteilt (die Zentralamerikanische Provinz) diese neue Aggression gegen die Jesuiten in Nicaragua”. Sie stehe in einem Kontext systematischer Unterdrückung, die von der Expertengruppe der Vereinten Nationen für Menschenrechte in Nicaragua als “Verbrechen gegen die Menschlichkeit” bezeichnet worden sei. Dies ziele “auf die vollständige Errichtung eines totalitären Regimes” ab.

Welle der Solidarität

Die Jesuiten fordern das Präsidentenpaar auf, die Repressionen einzustellen, und die Suche “nach einer rationalen Lösung nach Wahrheit, Gerechtigkeit, Dialog, Achtung der Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit zu akzeptieren”. Sie fordern die “Freiheit und volle Integrität der Jesuiten und der Menschen, die mit ihnen zusammenarbeiten”, und schließen sich “den Tausenden von nicaraguanischen Opfern” an, “die auf Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für den von der derzeitigen nicaraguanischen Regierung verursachten Schaden warten”.

Zum Abschluss der Erklärung zeigt sich die Zentralamerikanische Provinz der Jesuiten “dankbar für die zahllosen Bekundungen der Anerkennung, Unterstützung und Solidarität, die sie angesichts dieser zunehmenden Schandtaten erhalten hat.”

Inzwischen haben sich 116 Katholische Universitäten und andere Bildungseinrichtungen in kirchlicher Trägerschaft in Lateinamerika mit der UCA solidarisiert. Die Mitglieder der “Organisation Katholischer Universitäten in Lateinamerika und der Karibik” (Oducal) forderten das sofortige Ende “der gesteigerten Aggression, die das universitäre System Nicaraguas schädigt”. Sie erinnern daran, dass zuvor bereits 26 Sekundarschulen in kirchlicher Trägerschaft von der Regierung geschlossen wurden.

DT/jga

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