Worte von Robert Schuman Demokratie hat zutiefst christliche Wurzeln

Die Demokratie verdankt ihre Existenz dem Christentum. Sie entstand an dem Tage, als der Mensch dazu berufen wurde, in seinem zeitlichen Leben die Würde der menschlichen Persönlichkeit durch individuelle Freiheit, durch die Achtung der Rechte jedes einzelnen und durch die Ausübung brüderlicher Liebe gegenüber allen zu verwirklichen. In der Zeit vor Christus waren solche Ideen noch nie formuliert worden. Somit ist die Demokratie in der Doktrin und in der zeitlichen Entwicklung an das Christentum gebunden. …

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Worte von Robert Schuman

Demokratie hat zutiefst christliche Wurzeln:

“Die Demokratie verdankt ihre Existenz dem Christentum. Sie entstand an dem Tage, als der Mensch dazu berufen wurde, in seinem zeitlichen Leben die Würde der menschlichen Persönlichkeit durch individuelle Freiheit, durch die Achtung der Rechte jedes einzelnen und durch die Ausübung brüderlicher Liebe gegenüber allen zu verwirklichen.

In der Zeit vor Christus waren solche Ideen noch nie formuliert worden. Somit ist die Demokratie in der Doktrin und in der zeitlichen Entwicklung an das Christentum gebunden. …

Das Christentum hat die Gleichheit aller Menschen in ihrer Natur gelehrt als Kinder desselben Gottes erlöst durch denselben Christus, ohne Unterschied von Rasse, Hautfarbe, Klasse und Beruf. Es hat uns die Würde der Arbeit erkennen lassen und die Verpflichtung aller, sie auf sich zu nehmen. Es hat den Vorrang der inneren Werte erkannt, die allein den Menschen adeln. Das allgemeine Gesetz der Nächstenliebe und Barmherzigkeit hat aus jedem Menschen unseren Nächsten gemacht, auf ihm beruhen seitdem die gesellschaftlichen Beziehungen in der christlichen Welt. Diese gesamte Lehre mit ihren praktischen Folgen hat die Welt umgewandelt. Die Wandlung geschah unter dem fortschreitenden Einfluss des Evangeliums. …

Wenn wir also in der heutigen Politik tiefe Spuren der christlichen Idee finden, so ist und darf das Christentum nicht von einem politischen Regime oder mit irgendeiner Regierungsform – und sei sie demokratisch – identifiziert werden. In diesem Punkte wie in anderen muss man zwischen dem Reich Cäsars und dem Reich Gottes unterscheiden. Diese beiden Gewalten haben jede ihre eigenen Verantwortlichkeiten. Die Kirche muss über die Achtung vor den natürlichen Gesetzen und der enthüllten Wahrheiten wachen; ihre Rolle ist hingegen nicht, konkrete Dinge zu beurteilen, die von den praktischen Gesichtspunkten der Opportunität und den Möglichkeiten der psychologischen und historischen Entwicklung abhängen. Die Aufgabe der verantwortlichen Politiker besteht darin, die beiden Standpunkte, den geistigen und den profanen, in einer oft delikaten, aber notwendigen Synthese miteinander zu versöhnen. … Zwischen diesen beiden Forderungen … besteht jedoch kein unüberbrückbarer Gegensatz.

Quelle: Robert Schuman – Lothringer – Europäer – Christ, hrsg. von Karl Heinz Debus. Pilger-Verlag Speyer 1995, S. 14f

Zitate von Robert Schuman: Plädoyer für ein geeintes Europa:

Es geht nicht darum, die Staaten zu verschmelzen, einen Superstaat zu schaffen. Unsere europäischen Staaten sind eine historische Wirklichkeit; es wäre psychologisch unmöglich, sie verschwinden zu lassen. Ihre Unterschiedlichkeit ist vielmehr ein glücklicher Zustand, wir wollen sie weder nivellieren noch gleichmachen. Wir brauchen jedoch eine Union, eine Kohäsion, eine Koordination. … Vom politischen Standpunkt aus soll das zwischen den verschiedenen Ländern erzielte dauernde organische Einverständnis diesem geteilten Europa den Frieden bringen. Zusammenarbeit und Wohlstand, die wir erreichen wollen, sind die besten Mittel, um dieses Einverständnis zwischen den benachbarten Ländern zu schaffen.

Grundlagen dieser neuen Politik sind Solidarität und fortschreitendes Vertrauen. Sie ist ein Glaubensakt … an den gesunden Menschenverstand der Völker, die endlich davon überzeugt sind, dass ihr Heil im Einverständnis und einer so fest begründeten Zusammenarbeit liegt, dass sich keine dazugehörige Regierung ihr wieder entziehen kann. Diese Idee eines wieder versöhnten, einigen und starken Europas soll von jetzt an das Motto der jungen Generationen sein in ihrem Verlangen einer endlich von Hass und Angst befreiten Menschheit dienen zu können, die nach langem Streit wieder die christliche Brüderlichkeit lernt.

Europa soll sich eine Seele schaffen. Europa muss wieder ein Wegweiser für die Menschheit sein. Europa ist gegen niemand. Das geeinigte Europa ist ein Symbol der allumfassenden Solidarität der Zukunft. Bevor Europa eine militärische Allianz oder eine wirtschaftliche Einheit sein wird, muss es eine kulturelle Einheit im höchsten Sinne des Wortes sein.
Quelle: Quelle: Robert Schuman – Lothringer – Europäer – Christ, hrsg. von Karl Heinz Debus. Pilger-Verlag Speyer 1995, S. 32, 72, 110

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische Sonntags Zeitung

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