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„Ich bitte euch, liebe junge Brüder und Schwestern: Schaut auf dieses Kreuz, kommt ihm ganz nahe, damit ihr erkennen könnt, mit welch wunderbarer Liebe uns der Herr geliebt hat, und überlasst euch mit Freude seinem Werk der Erneuerung der Herzen“

Quelle
Dokument Vatikan

Die Tagespost, 22. März 2005

Mit einem Themenheft zum Weltjugendtag im August in Köln gibt die Zeitschrift Lebendiges Zeugnis (1/2005 Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V. Paderborn) einen Einblick in die Konzeption und den Stand der Vorbereitung dieses Grossereignisses.

Am Palmsonntag 2003 übergab Papst Johannes Paul II. das Weltjugendtagskreuz an Jugendliche aus Deutschland mit den Worten: „Ich bitte euch, liebe junge Brüder und Schwestern: Schaut auf dieses Kreuz, kommt ihm ganz nahe, damit ihr erkennen könnt, mit welch wunderbarer Liebe uns der Herr geliebt hat, und überlasst euch mit Freude seinem Werk der Erneuerung der Herzen.“

Die Geschichte dieses Kreuzes zeichnet Günter Risse nach: Das Kreuz wurde erstmals auf Wunsch des Papstes 1983 zum „Heiligen Jahr der Erlösung“ auf dem Petersplatz aufgerichtet und der Jugend der Welt anvertraut. Jugendliche brachten das Kreuz 1984 nach Lourdes und 1985 nach Prag. „Auf diese bedeutenden Jugendtreffen folgte der erste Weltjugendtag 1986 in Rom, der die Tradition der regelmäßigen Treffen begründete.“ Seitdem ist das Kreuz nicht nur das Symbol für die Vorbereitungsphase jedes dieser internationalen Jugendtreffen geworden, sondern sogar für das Ereignis insgesamt.

Anlässlich des XVIII. Weltjugendtags im Heiligen Jahr 2000 in Rom überreichte der Papst den Jugendlichen der Welt eine Kopie der Marienikone „Salus Populi Romani“ und sagte: „Von jetzt an wird sie zusammen mit dem Kreuz die Weltjugendtage begleiten. Sie wird ein Zeichen der mütterlichen Gegenwart Marias an der Seite der Jugendlichen sein, die ebenso wie der Apostel Johannes dazu berufen sind, die Muttergottes in ihrem Leben aufzunehmen.“ Zur Vorbereitung gehören auch die unmittelbar dem Treffen vorausgehenden „Tage der Begegnung“ mit den ausländischen Gästen in allen deutschen Diözesen vom 11. bis 15. August. Ein soziales Projekt sollen die Gastgeber und Gäste am „Tag des sozialen Engagements“ (12. August) praktisch angehen.

Der Jugendpfarrer des Bistums Erfurt Wigbert Scholle berichtet über den Verlauf der „ökumenischen Pilgerstation“ des Weltjugendtagskreuzes am 8. Mai letzten Jahres in Thüringen. In der Kirche des Augusti-nerklosters in Erfurt und im Erfurter Dom fanden ökumenische Gottesdienste mit Bischof Joachim Wanke und Jugendbischof Franz-Josef Bode statt. Im Anhang sind die liturgischen Texte und der Ablauf der „ökumenischen Pilgerstation“ abgedruckt. Ebenfalls im Mai des vergangenen Jahres machte das Weltjugendtagskreuz Station im Eichsfeld. Jugendpfarrer Marcellus Klaus berichtet von einer Station auf dem Hülfensberg, dem Wallfahrtsort der Eichsfelder, der während der Teilung im Sperrgebiet lag. Hier gedachte man der Opfer von Teilung und Unterdrückung. Einen Ausblick auf die vierzigtägige Fußwallfahrt mit dem Weltjugendtagskreuz von Dresden nach Köln gibt Simone Honecker, Referentin für Glaubensbildung bei der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz. Seit dem Palmsonntag 2003 ist das Kreuz in sechsundzwanzig europäische Länder getragen worden. Am Palmsonntag 2003 wurde es in Berlin in alle deutschen Diözesen gesandt.

Die Idee einer Wallfahrt zum Veranstaltungsort ist nicht neu, bereits 2002 in Kanada wurde am Ende der Vorbereitungszeit eine Pilgerfahrt von Montreal nach Toronto organisiert. Der Weg von Dresden nach Köln folgt weitgehend der historischen Handelsstraße Via Regia. Außerdem verläuft hier bereits der „ökumenische Pilgerweg“ von Görlitz nach Vacha (420 Kilometer) bis zur hessischen Grenze, der an den fränkischen Jakobsweg anschließt.

Der Pilgerweg führt von Ost nach West, wie der Weg der Heiligen drei Könige, mit denen die jugendlichen Teilnehmer in Köln das Motto des XX. Weltjugendtages gemeinsam haben: „Wir sind gekommen, um ihn anzubeten“ (Mt 2, 2). Die Wallfahrt, zu der sich Jugendliche und junge Erwachsene im Zielgruppenalter von sechzehn bis dreißig Jahren anmelden können, erfolgt in Etappen. Jeder Teilnehmer kann auf einer oder maximal zwei Etappen mitgehen. Inhaltlich soll auf dem Weg, der den Charakter von Exerzitien haben soll, nach einem Modell des Jesuitenpaters Willi Lambert mit acht Begriffen ein Zugang zu den Sterndeutern ermöglicht werden, der sich auch als „Spiegelbild für die eigenen Fragen nach unserem Glaubens- und Lebensweg anbietet“. Die acht Begriffe sind: „Sehnsucht nach den Sternen – Der Weg – Die Weggefährten – Die Weisheit – Widerstand – Anbetung – Würde und Wert.“

Ziele des Weltjugendtages und mögliche Auswirkungen auf die Jugendpastoral in Deutschland formuliert Pfarrer Michael Kühn, Leiter der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge. Erfreulich ist, dass als „vorrangiges Ziel“ der Jugendpastoral die „Vermittlung des Glaubens in die Lebenswelt junger Menschen“ angegeben wird. Ebenso erfreulich sind die leisen selbstkritischen Töne: „Die Jugendpastoral hat sich eine Zeitlang schwer getan, inhaltlich religiöse Fragen anzupacken.“ Der Aufruf zur Zusammenarbeit mit den geistlichen Bewegungen über den Weltjugendtag hinaus verdient Beachtung. Die geistlichen Bewegungen – ihre Mitglieder stellen einen Großteil der Teilnehmer der Weltjugendtage – zeichnen sich nämlich gerade dadurch aus, inhaltliche religiöse Fragen sogar auf dem Boden der Lehre der Kirche anzupacken.

Einen Blick in die „Gottesdienstwerkstatt“ zum Großevent erlaubt der Beitrag des Bereichsleiters für Liturgie des Weltjugendtages Pater Manfred Kollig ss. cc. In vier zentralen Gottesdiensten wird abschnitts-weise die Perikope von der Anbetung der Könige (Mt 2, 1–12) entfaltet werden. Zu den Altären „auf den beiden großen liturgischen Bühnen, die für die Poller Rheinwiesen und das Marienfeld Frechen/ Kerpen geplant werden, fährt jeweils ein langer Prozessionsweg … Durch die Länge von 60 bis 250 m soll der Charakter des Weges zu Gott unterstrichen werden, …“

Insgesamt ist der Einsatz von dreitausend Kommunionspendern vorgesehen. Im „Zentrum der Versöhnung“ können Teilnehmer das Bußsakrament empfangen. Dort wird auch das Kreuz und die Mari-enikone außerhalb der zentralen Gottesdienste aufgestellt werden. Ganztägig sollen einhundert Priester für Beichtgespräche in den verschiedenen Landessprachen zur Verfügung stehen. In den „Kirchen des Geistlichen Zentrums“ wird die Möglichkeit zur Meditation und Gottesdienstfeier in kleineren Gruppen angeboten. Wenig überzeugend klingt die Ankündigung bezüglich der musikalischen Gestaltung: „Ein repräsentativer, unter Berücksichtigung unterschiedlicher Kompetenzen im Bereich Kirchenmusik zusammengesetzter Musikalischer Beirat hat die Lieder für die zentralen Gottesdienste … abgestimmt. Eine Mischung aus bekannten und neuen Liedern, aus Musik mehrerer Kulturkreise, aus getragener und eher rhythmisch mitreißender Musik soll es den Mitfeiernden ermöglichen, sich ganzheitlich auszudrücken.“

Sollte der Papst anreisen können, wird er mit „Pantomime und Tanzgruppe“ bei der „Willkommensfeier“ begrüßt werden. Hier heißt das Motto „Reduzieren statt Ausschmückung“: Als zentrale Symbole im Gottesdienst haben sich „Licht und Kreuz herauskristallisiert“. Bei einer Vigilfeier wird das „Licht von Bethlehem“ von Pfadfindern auf das Marienfeld gebracht. Dieses Licht werden die Teilnehmer mit ihrem „Vigilbecher“ empfangen. „Diesen Becher, … sollen alle am Sonntagnachmittag mit in ihre Heimat nehmen.“ Beim Abschluss-gottesdienst werden alle „dreitausend bis viertausend konzelebrierenden Bischöfe und Priester“ ein einheitliches Messgewand, entworfen von Leo Zogmayer, tragen: „Das Gewand symbolisiert das ?Lichtzeichen Kreuz?. Auf der Vorderseite zeigt es einen leuchtenden, etwa sieben Zentimeter breiten vertikalen Weg, auf der Rückseite einen ebenso breiten horizontalen Weg. Faltet der Konzelebrant die Hände, so kreuzen sich die horizontalen und vertikalen Wegstrecken, und es entsteht das Kreuz, in das sich der Priester stellt.“ Da der Weltjugendtag in einem eucharistischen Jahr stattfindet, möchte man in der Vigilfeier eucharistische Anbetung halten. „Der Lichtsymbolik folgend, soll das eucharistische Brot in einer ?Strahlenmonstranz? ausgesetzt werden.“ Auf dem Altar soll dabei die Monstranz stehen, „über der nach dem Entwurf von Professor Ulrich Hahn die Wolke leuchtet.“

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