Christkönigsonntag
Christkönigssonntag C (24.11.2019) – Ein König, der am Kreuze hängt
L1: 2 Sam 5,1-3; L2: Kol 1,12-20; Ev: Lk 23,35-43
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Menschliche Reiche kommen und gehen. Wie viele Herrscher, wie viele Dynastien, wie viele Regierende hat doch die menschliche Geschichte schon im Ablauf der Jahrtausende gesehen, und auch wir selber haben schon so manches erlebt und erfahren! In diesen Tagen wurde der Ereignisse im Zusammenhang mit der schicksalhaften politischen „Wende“ im Osten um das Jahr 1989 gedacht, als viele Völker und Staaten ihre Freiheit fanden und das Joch des Kommunismus abschütteln konnten.
Als Christen leben wir in dieser Welt und sind doch nicht von dieser Welt. Wir wohnen in Häusern und wissen uns einem bestimmen Staatsgebilde zugehörig, und doch haben wir als Christen gleichsam noch eine zusätzliche Staatsbürgerschaft: Wir sind kraft der heiligen Taufe zu Erben des Himmels geworden; wir sind Bürger des Himmelreiches, in welchem Jesus Christus als König regiert.
Unser Aufenthalt auf Erden dauert wenige oder viele Jahre, und doch ist das irdische Leben nur kurz in der Erwartung der ewigen Vollendung, die uns Gott schenken will. Die wahre Heimat der Christen ist im Himmel. Das Christkönigsfest lässt diese Wirklichkeit in hoffnungsvoller Erwartung neu in den Blick treten.
Das Evangelium berichtet uns von einer einzigartigen Gnadenstunde, die einem Verbrecher zuteil geworden ist, der wegen seiner Taten von den Römern gekreuzigt wurde und zur Seite Jesu am Kreuze hing. Eigentlich waren es zwei Verbrecher: der rechte und der linke Schächer, wie sie genannt werden. Der eine verspottete Jesus und lästerte über ihn; der andere aber erkannte: Jesus ist unschuldig. Und in seinem Herzen bereute er die eigene Schuld, die ihn in diese Situation gebracht hatte. Er wagte es, zu Jesus zu sprechen: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ (Lk 23,42)
Dem rechten Schächer wurde klar: Jesus ist kein Verbrecher. Er ist vielmehr der von Gott gesandte Erlöser. Er ist ein König, und sein Reich ist nicht von dieser Welt.
Die Antwort Jesus war eindeutig und verheissungsvoll: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lk 23,43).
Jesus ist also doch ein König! Er beansprucht zwar keine Macht im irdischen Sinn, denn er hat es nicht unternommen, die Römer mit militärischer Gewalt aus Palästina zu vertreiben. Wohl aber ist ihm von seinem Vater im Himmel ein ewiges Reich übergeben, in welchem er die Herrschaft innehat. Am Kreuz ist er menschlich gesehen ohnmächtig. Und doch erschliesst sich seine Herrlichkeit den Augen des Glaubens.
Der rechte Schächer ist fähig, die Liebe Gottes zu erkennen. Er glaubt an den Sohn Gottes, an Jesus Christus, den Herrn. Eben deshalb, weil er auf diese Weise seine Verbrechen bereut und sich hoffnungsvoll Gott zuwendet, wird ihm vergeben. Er darf nach seinem Tod eintreten ins himmlische Paradies. Das Leben dieses Menschen war zerstört und gleichsam am Ende; doch Gott hat ihn gerettet.
Was bedeutet es für uns, dass Jesus Christus wahrhaft ein König ist? Glauben wir an ihn und vertrauen wir ihm? Erwarten wir die Vollendung des Lebens durch seine Liebe, die er uns in seinem Tod am Kreuz und in seiner Auferstehung erwiesen hat?
Gottes Sohn hat auch für unsere Nöte ein offenes Herz! Wagen wir es also, dass wir uns im Gebet an ihn wenden! Er ist uns nicht ferne, sondern ganz nahe. Gott ist so gross, dass ihm auch das Kleinste und Geringste nicht gleichgültig ist. Unser Leben interessiert ihn, weil ihm an uns etwas liegt: Er liebt uns wirklich und will das Beste für uns! Vertrauen wir uns also jeden Tag aufs Neue seiner göttlichen Vorsehung an, die uns zur ewigen Vollendung im Himmelreich hinführen will. Jesus Christus ist der König des Weltalls; er sei auch der König in unseren Herzen!
Die Fürbitte der Gottesmutter Maria, des heiligen Josef und aller Engel und Heiligen des Himmels möge uns im irdischen Leben begleiten, damit wir einst eintreten dürfen ins Königreich der Liebe Gottes im Himmel!
Amen.
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