Kehrt um, bekehrt euch!

Kehrt um, bekehrt euch! – Wann wollen wir das ernst nehmen?

Quelle

Impuls zum 3. Sonntag im Jahreskreis A — 22. Januar 2017

Peter von Steinitz – 20. Januar 2017

Mit dem 3. Sonntag im Jahreskreis wird uns das öffentlichen Auftreten Jesu nach seiner Taufe im Jordan vor Augen geführt. Er beruft die ersten Jünger. Zunächst die beiden Brüderpaare Andreas und Petrus, wenig später Jakobus und Johannes.

Wie immer schildert die Hl. Schrift nicht die Empfindungen und Gefühle der beteiligten Personen. Es werden nur die Fakten berichtet. Ganz lapidar sagt Jesus zu ihnen: „Folget mir nach!“ und sofort folgen sie ihm. Auch wenn das offensichtlich schnell vonstatten ging, so muss doch im Herzen dieser jungen Leute etwas vorgegangen sein, das zu einem solchen bedeutsamen Entschluss geführt hat. Das wird aber nicht thematisiert.

Ferner wird berichtet, dass Johannes der Täufer ins Gefängnis geworfen wurde aufgrund der Intrigen der Ehebrecherin Herodias. Johannes hatte in sehr direkter Weise dem Herodes vorgeworfen, dass er eine schon verheiratete Frau, eben diese Herodias, zur Frau genommen hatte, und dass das dem Gebot Gottes widersprach.

Das Leben des Täufers war verwirkt.

Was mag Jesus, der ein fühlendes Herz hat – das wissen wir -, empfunden haben, als er diese Nachricht bekam? Ihm ist bewusst, dass Johannes, mit dem er ja nahe verwandt ist, im Werk der Erlösung eine ganz besondere Rolle spielt, er ist der Vorläufer, derjenige, der das Auftreten Jesu vorbereitet. Dass nun sein Wirken durch die Bosheit zweier lüsterner Frauen, der Herodias und ihrer Tochter, ein abruptes Ende findet, muss Jesus zutiefst erschüttert haben.

Aber gleichzeitig wird es hier interessant für uns, die wir ja auch dabei mithelfen wollen, dass Jesus bei den Menschen ankommt – denn unser Herz drängt uns dazu. Worin bestand das Vorläufertum des Johannes? Ihm stehen keine Pastoralpläne zur Verfügung, kein Geld, keine Umfragen und keine Bischofssynode. Er ist lediglich die „Stimme des Rufers in der Wüste“, er ruft den Menschen eindringlich zu: „Bekehrt euch! Kehrt um!“ Wie kann er das? Weil der Geist Gottes ihn dazu drängt.

Nachdem Johannes ausgeschaltet ist, übernimmt Jesus diesen Ruf zur Umkehr: „Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe!“ (Mt 4,14)

Ist das nicht vielleicht das entscheidende Wort, das heute in der Verkündigung fehlt? Immerzu werden die Menschen in dem, was sie tun, nur bestätigt. Allenfalls werden sie dazu angeregt, weiterhin etwas Gutes zu tun, z.B. Flüchtlingen zu helfen. Machen wir denn sonst im Grossen und Ganzen alles richtig?

Aber wie steht es um die Stellung des Einzelnen vor Gott? Ja, ist nicht vielleicht von Gott viel zu wenig die Rede? Die Hauptperson ist doch er, nicht der Mensch. Und wenn er unser Schöpfer ist, hat er da nicht vielleicht einige Rechte?

Kardinal Sarah spricht in sehr herber Weise davon, dass wir im Westen „Gott ermordet haben“. Er will damit sagen, dass selbst in der Kirche Gott nicht die ihm gebührende Rolle spielt.

Wenn wir uns ehrlich prüfen, müssen wir feststellen, dass wir viel zu sehr von den falschen Ideen unserer Zeit beeinflusst sind. Kaum einem ist bewusst, dass der in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene Darwinismus unser Gottesbild ruiniert hat. Die Kinder lernen es schon in der Schule: die Welt ist von selbst entstanden, und der Mensch stammt von einem affenähnlichen Wesen ab. Bis heute hallt uns das triumphierende Wort von Friedrich Engels in den Ohren: „Das ist ja famos! Wir brauchen keinen Gott mehr, die Welt ist von selbst entstanden!“

Nichts gegen eine massvolle Evolutionstheorie. Natürlich gibt es eine Evolution innerhalb einer Art, aber dass eine höhere Art sich durch Mutation und Selektion aus einer niederen entwickelt haben soll, ist eine schöne, aber unbewiesene Hypothese. Ehrlicherweise sollte man das dazu sagen. Aber in den Schulbüchern wird dieser Vulgärdarwinismus als gesicherte Erkenntnis verkauft, und schon als Kind ist einem klar, Gott kann nicht so wichtig sein, denn er hat ja die Welt nicht gemacht.

Nach so vielen Jahrzehnten unwidersprochener pseudowissenschaftlicher Indoktrinierung ist es wohl nicht weiter verwunderlich, wenn die Menschen, und eben auch die Christen ein gestörtes Gottesbild haben. Denn wenn die Welt von selbst entstanden ist, und wenn Gott gar nicht der Schöpfer aller Dinge ist, wozu brauchen wir ihn denn dann noch? Auch für viele Christen, die ja ausserdem durch eine einseitige Theologie ‚erfahren‘ haben, dass Gott nicht in die Geschehnisse der Welt eingreift, ist Gott oft nur ein gutmütiger Onkel, von dem man aber nicht allzu viel erwarten kann. Ab und zu braucht man ihn für das Gefühl. Dann holt man ihn aus dem Schrank, um ihn anschliessend wieder dort hinein zu tun.

Es bedarf dringend einer Pastoral, die uns die Grösse und Bedeutung Gottes wieder nahe bringt. Ein freundlicher alter Herr, der mir nichts tut, zu dem brauche ich mich nicht zu bekehren. Ausserdem wovon bekehren, wo es doch praktisch keine Sünde mehr gibt und man das Sakrament der Bekehrung, die Beichte, de facto abgeschafft hat?

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, dichtete Hermann Hesse. Aber noch hilfreicher scheint das Wort des Meisters Eckardt zu sein, auf das sich Hesse wohl bezog: „Und plötzlich weisst du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.“

Gehen wir tatsächlich zurück zu den Anfängen, da Jesus der Herr die ersten Jünger berief, die ihm voller Begeisterung und von falschen Ideen völlig unbeschwert gefolgt sind. Ihnen war klar: dieser Jesus ist nicht nur ein freundlicher und heiligmäßiger Rabbi, sondern er ist der Sohn Gottes, das heißt der Allmächtige Gott.

Und wenn wir das verinnerlicht haben, kommt die Ergänzung: dieser Allmächtige Gott, der das gewaltige Universum und die winzige Ameise geschaffen hat, ist mein Vater.

Dann ist es stimmig, und das Leben ist schön.

Msgr. Dr. Peter von Steinitz war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“.  Der Fe-Medienverlag hat einige ZENIT-Beiträge vom Autor als Buch mit dem Titel „Der Stein, den die Bauleute verwarfen“ herausgebracht.

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