Sonntag der Verklärung
Benedikt XVI. – Angelus, Petersplatz, 20. März 2011
Quelle
Verklärung Jesu – 6. August
Liebe Brüder und Schwestern!
Ich danke dem Herrn, der mir in den vergangenen Tagen die Teilnahme an den Exerzitien gewährt hat, und ich bin auch all jenen dankbar, die mir im Gebet nahe gewesen sind. Der heutige zweite Sonntag der Fastenzeit wird Sonntag der Verklärung genannt, da das Evangelium von diesem Geheimnis im Leben Christi berichtet. Nachdem er seinen Jüngern sein Leiden angekündigt hatte, »nahm er Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiss wie das Licht« (Mt 17,1–2). Für die Sinne ist das Sonnenlicht die stärkste Wahrnehmung, die man in der Natur kennt, doch dem Geist entsprechend erblickten die Jünger für eine kurze Zeit einen noch stärkeren Glanz, den Glanz der göttlichen Herrlichkeit Jesu, der die ganze Heilsgeschichte erleuchtet. Der hl. Maximus Confessor sagt: »Die weiss gewordenen Kleider trugen das Symbol der Worte der Heiligen Schrift, die klar und durchsichtig und hell wurden« (Ambiguum 10: PG 91,1128 B).
Das Evangelium sagt, dass neben dem verklärten Jesus »Mose und Elija erschienen und mit Jesus redeten« (Mt 17,3); Mose und Elija, Bild des Gesetzes und der Propheten. So kam es, dass Petrus verzückt ausrief: »Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija« (Mt 17,4). Doch der hl. Augustinus sagt in seinem Kommentar, dass wir nur eine Wohnstatt haben: Christus. Er »ist das Wort Gottes, Wort Gottes im Gesetz, Wort Gottes in den Propheten« (Sermo De Verbis Ev. 78,3: PL 38,491). Tatsächlich erklärt der Vater selbst: »Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören« (Mt 17,5).
Die Verklärung ist keine Veränderung Jesu, sondern die Offenbarung seiner Göttlichkeit, »die innerste Durchdringung seines Seins mit Gott, die reines Licht wird. In seinem Einssein mit dem Vater ist Jesus selbst Licht vom Licht« (Jesus von Nazareth, Freiburg-Basel-Wien 2007, S. 357). Durch die Betrachtung der Göttlichkeit des Herrn werden Petrus, Jakobus und Johannes darauf vorbereitet, sich dem Ärgernis des Kreuzes zu stellen, wie in einem alten Hymnus besungen wird: »Auf dem Berg hast du dich verklärt, und soweit sie dazu fähig waren, haben deine Jünger deine Herrlichkeit betrachtet, damit sie, wenn sie dich am Kreuz sehen, begreifen, dass dein Leiden freiwillig war, und sie der Welt verkündigen, dass du wahrhaft der Glanz des Vaters bist« (Κοντάκιον εἰς τὴν Μεταμόρφωσιν, in: Μηναῖα, t. 6, Rom 1901, 341).
Liebe Freunde, nehmen auch wir an dieser Vision und an diesem übernatürlichen Geschenk Anteil, indem wir dem Gebet und dem Hören des Wortes Gottes Raum geben. Darüber hinaus rufe ich euch besonders in der Fastenzeit auf, wie der Diener Gottes Paul VI. schreibt, »dem göttlichen Gebot der Busse mit manch freiwilligem Tun zu entsprechen, jenseits der Entsagungen, welche die Last des alltäglichen Lebens auferlegt« (Apostolische Konstitution Pænitemini, 17. Februar 1966, III, c: AAS 58 [1966], 182). Beten wir zur Jungfrau Maria, daß sie uns helfe, stets Jesus, den Herrn, zu hören und ihm zu folgen, bis hin zur Passion und zum Kreuz, um auch seiner Herrlichkeit teilhaftig zu werden.
Appell
In den vergangenen Tagen haben die besorgniserregenden Nachrichten aus Libyen auch in mir tiefe Unruhe und Befürchtungen erweckt. Ich habe dafür während der Exerzitienwoche besonders zum Herrn gebetet.
Ich verfolge die jüngsten Ereignisse in diesen Stunden mit grosser Sorge und bete für alle, die an der dramatischen Situation jenes Landes beteiligt sind. Zudem richte ich einen dringenden Appell an alle, die politische und militärische Verantwortung tragen, dass sie vor allem für die Unversehrtheit und Sicherheit der Bürger Sorge tragen und den Zugang zu humanitären Hilfeleistungen gewährleisten. Die Bevölkerung möchte ich meiner Nähe und Anteilnahme versichern, während ich zu Gott bete, dass sich so bald wie möglich ein Horizont des Friedens und der Eintracht über Libyen und der ganzen nordafrikanischen Region eröffne.
* * *
Grussworte nach dem Angelusgebet:
… auf französisch: Liebe Pilger französischer Sprache, am heutigen Sonntag berichtet uns das Evangelium vom Ereignis der Verklärung Jesu. Wie die Jünger wollen wir den Lärm des Alltags hinter uns lassen. Wir wollen in die Gegenwart des dreieinigen Gottes eintauchen, der unserem Dasein Sinn verleiht.
Lassen wir uns von seinem Licht durchdringen! Es erleuchtet uns, um das Gute vom Bösen zu unterscheiden. Es lädt uns zur Umkehr des Herzens ein, um uns von Egoismus und Stolz zu befreien. Und so wird unser Wille gestärkt, gemäß der in der Taufe empfangenen Gnade zu leben. Die Jungfrau Maria lehre uns, wie sie in Fülle Mitarbeiter am Geheimnis der Erlösung zu sein! Von ganzem Herzen segne ich euch und eure Familien, besonders jene, die Unsicherheit und Gewalt erleiden.
… auf englisch: Es freut mich, die englischsprachigen Pilger zu grüssen, die zum Angelusgebet gekommen sind. Während wir unseren Weg durch die Fastenzeit fortsetzen, rufen wir uns heute in der heiligen Messe die Verklärung des Herrn in Erinnerung und wie sie die Apostel auf das kommende Ärgernis des Kreuzes vorbereitete. Gestärkt durch unseren Glauben an Jesus, wahrer Gott und wahrer Mensch, möge uns das Kreuz, das unserem Heiland und unseren mit ihm überall auf der Welt leidenden christlichen Brüdern und Schwestern auferlegt worden ist, inspirieren und nicht empören. Besonders in dieser heiligen Zeit rufe ich auf euch und eure Familien Gottes reichen Segen herab.
… auf deutsch: Von Herzen grüsse ich alle deutschsprachigen Besucher auf dem Petersplatz, besonders die Pilgergruppe aus Bocholt. Im heutigen Evangelium sehen drei Jünger ihren Herrn mit leuchtendem Antlitz und im weissen Lichtgewand. Der Glanz vom Berg der Verklärung bescheint auch uns, weil Gott uns durch das Sakrament der Taufe in Licht gekleidet hat, damit wir selber »Licht der Welt« sein können. Bitten wir den Herrn, dass er unserem Leben das Dunkle der Sünde und der eigensinnigen Pläne nehme und unsere Herzen offen halte für seine Stimme. Dazu schenke er euch und euren Familien in dieser Fastenzeit seine besondere Gnade.
… auf spanisch: Ich grüsse voll Zuneigung die Pilger aus dem spanischen Sprachraum, die an diesem Mariengebet teilnehmen. Am heutigen zweiten Fastensonntag lädt uns die Liturgie ein, über das aussergewöhnliche Ereignis der Verklärung nachzudenken. Jesus offenbart den Glanz seiner Herrlichkeit, um zu bezeugen, dass das Leiden der Weg zur Auferstehung ist. Ich ermutige euch, in dieser Zeit auf den geliebten Sohn des Vaters zu hören, euren Geist am Wort zu nähren und so in der Osternacht voll Freude die Taufversprechen zu erneuern. Einen gesegneten Sonntag!
… auf slowenisch: Ich grüsse herzlich die Pilger aus Tržič (Neumarktl) in Slowenien! Auf unserem Weg auf Erden ist es für uns notwendig, ab und an einzuhalten, um auszuruhen, Kraft zu schöpfen und die Wegrichtung zu überprüfen. Eure Pilgerfahrt möge eine derartige geistliche Ruhepause sein, damit ihr mutig zum auferstandenen Christus, unserem Erlöser, voranschreiten könnt. Dabei begleite euch mein Segen!
… auf slowakisch: Ich grüsse von Herzen die slowakischen Pilger, besonders alle, die aus Sobrance (Sobranz), Medzilaborce, Snina und Bardejov (Bartfeld) kommen. Brüder und Schwestern, die Fastenzeit mahnt uns zur Umkehr durch das Gebet, die Übung der Werke der Nächstenliebe und das Hören des Wortes Gottes. Für diesen Weg durch die Fastenzeit erteile ich gerne euch und euren Lieben den Apostolischen Segen.
… auf polnisch: Herzlich grüsse ich nun alle Polen. Gestern haben wir das Hochfest des hl. Josefs gefeiert, Oberhaupt der Heiligen Familie, Beschützer der Kirche und auch mein Namenspatron. Ich danke von Herzen allen, die während der Tage der Exerzitien im Vatikan und am gestrigen Hochfest für mich gebetet haben. Der hl. Josef lege vom Himmel aus für uns alle Fürsprache ein und helfe euren Familien bei ihrem Einsatz gegen die Widrigkeiten des Lebens. Ich segne euch von Herzen zu Beginn dieser neuen Woche der Fastenzeit.
… auf italienisch: Schliesslich grüsse ich voll Zuneigung die Pilger italienischer Sprache, besonders die Gläubigen aus Venedig, die Organisatoren der Kampagne »Adotta un papà nel sud del mondo« (Adoptiere einen Vater im Süden der Welt), die anlässlich des Festes des hl. Josefs neu angeregt worden ist, die Mitglieder des »Movimento di vita cristiana« aus Salerno, das »Istituto di Istruzione Superiore« in Pelagonia und alle weiteren Schülergruppen. Allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche. Danke euch allen. Gesegneten Sonntag!
© Copyright 2011 – Libreria Editrice Vaticana
Schreibe einen Kommentar