Gibt es eine Kirchenkrise? UPDATE

Kirchenkrise

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1. Gibt es eine Kirchenkrise?

Man müsste die Augen schliessen, um nicht zu sehen, dass sich die katholische Kirche in einer schweren Krise befindet.

Hatte man in den 60er Jahren, vor allem während des 2. Vatikanischen Konzils, noch auf eine neue Blütezeit für die Kirche gehofft, so ist gerade das Gegenteil eingetreten. Tausende von Priestern haben seither ihr Amt niedergelegt und Tausende von Mönchen und Ordensfrauen sind in das weltliche Leben zurückgekehrt.

Neue Berufungen gibt es wenigstens in Europa und Nordamerika nur sehr spärlich, so dass schon unzählige Priesterseminare, Klöster und Ordenshäuser geschlossen werden mussten. Viele Pfarreien können nicht mehr besetzt werden, und die Orden mussten viele ihrer Schulen, Krankenhäuser und Altersheime aufgeben. “Der Rauch Satans ist durch irgendeinen Riss in den Tempel Gottes eingedrungen”, klagte darum Papst Paul VI. am 29. Juni 1972. [1]

Diese Krise ist inzwischen so weit gediehen, dass Papst Benedikt XVI. in seinem Brief an die Bischöfe der Welt vom 10. März 2009 den Glauben an den Gott der Bibel in “weiten Teilen der Welt zu verlöschen” sieht, “wie eine Flamme, die keine Nahrung mehr findet.”

Jean Guitton, ein Freund Pauls VI. und Mitglied der Académie française, gab das Ausbleiben der ersehnten Früchte des II. Vatikanums ausdrücklich zu: „Ich entsinne mich, daß ich mit meinen Artikeln und meinen Interventionen dartun wollte, daß nach dem Konzil die geistlichen Berufungen an Zahl und Eifer zunehmen würden, daß ferner die Konversionen zunähmen und der Glaube der Katholiken wieder belebt und sich ausweiten würde. Das Gegenteil ist eingetreten, und das in einem solchen Ausmaß, daß ich bei einem Gespräch hierüber mit Paul VI. sah, wie er aus der Fassung geriet.“ [2] Abfall vom Priestertum – Professor Georg May schreibt: „Nach einem Artikel von Fabrizio de Santis im „Corriere della Sera“ vom 25. September 1971 haben sich in Italien in den letzten 8 Jahren etwa 7000 bis 8000 Priester vom Priestertum abgewandt. In der gesamten Kirche haben sich in den Jahren zwischen 1962 und 1972 angeblich 21.320 Priester laisieren lassen. In dieser Zahl sind jene nicht enthalten, die auf eine amtliche Laisierung keinen Wert legen.“ [3] In der ganzen Kirche sollen zwischen 1967 und 1974 30.000 bis 40.000 Priester ihren heiligen Beruf aufgegeben haben. Diese katastrophalen Vorgänge können höchstens noch mit den Ereignissen während der sog. Reformation im 16. Jahrhundert verglichen werden. Ordensberufungen – Für die Lage bei den Ordensschwestern sei auf folgenden Sachverhalt hingewiesen, den Kardinal Ratzinger erzählt und den er als „exemplarischen Fall“ bezeichnet. Quebec, die französischsprachige Provinz von Kanada, war zu Beginn der sechziger Jahre die Region mit den meisten Ordensfrauen. „Zwischen 1961 und 1981 sind die Ordensfrauen infolge von Austritten, Todesfällen und Stagnation des Nachwuchses von 46.933 auf 26.294 zurückgegangen. Also ein Schwund um 44%, und es ist noch kein Ende in Sicht. Die neuen Berufungen sind im gleichen Zeitabschnitt um gut 98,5% zurückgegangen. Es kommt dann noch dazu, daß der Großteil jener verbleibenden 1,5% sich nicht aus sehr jungen Leuten, sondern aus ‚Spätberufenen’ zusammensetzt, so daß sich aufgrund einer einfachen Hochrechnung alle Soziologen in einer düsteren, aber objektiven Prognose einig sind: In Kürze … werden die Frauenorden, wie wir sie kennen, in Kanada nur mehr eine Erinnerung sein“. [4] Die Aussichten sind seither keineswegs besser geworden. Das Jahr 2004 stellte z. B. einen neuen Minusrekord bei den Priesteramtskandidaten in Deutschland dar. Die deutschen Priesterseminare und Ordensniederlassungen verzeichneten damals lediglich 210 Neueintritte. In den Jahren 1995 bis 2008 lag die Zahl immer um die 240, 1986 waren es noch 727 gewesen. [5] Dabei verlassen natürlich viele das Seminar wieder, und viele Priester geben ihr Priestertum oft nach kurzer Zeit wieder auf. Sonntäglicher Meßbesuch – Nur noch eine Minderheit der Katholiken erfüllt das Gebot des sonntäglichen Gottesdienstbesuches. In Deutschland waren es 2008 13,4% (1990 z. B. 21,9%). Da in den meisten Gemeinden fast nur noch ältere Menschen zu finden sind, kann man sich ausrechnen, daß die katholische Kirche in Deutschland in etwa 20 Jahren praktisch nicht mehr vorhanden sein wird. Noch verheerender sind die Verhältnisse in Frankreich. Nach einer Studie über die Entwicklung der Kirche Frankreichs in den letzten Jahrzehnten, welche die katholische Tageszeitung „La Croix“ bei dem Meinungsforschungsinstitut ‘IFOP’ in Auftrag gab, gingen 2006 gerade einmal 4,5% der Katholiken regelmäßig in die Messe. Dabei waren 65% der praktizierenden Katholiken über 50 Jahre alt. Jährlich treten Tausende aus der Kirche aus. Besonders beunruhigend ist, daß es vor allem jüngere Menschen sind, die der Kirche den Rücken zuwenden. Von den 93.000 Katholiken, die 1989 in Deutschland aus der Kirche austraten, waren 70% unter 35 Jahren. Von 1990 (dem Jahr der Wiedervereinigung) bis 2004 lag die Zahl der Kirchenaustritte jedes Jahr bei über 100.000 (Höhepunkt 1992 mit 192.766). Von 2005 bis 2007 sank sie zwar vorübergehend etwas, was wahrscheinlich mit der Wahl des deutschen Papstes zusammenhing, aber 2008 waren es wieder 121.155. Dabei sind meistens nicht Haß oder Zorn die Motive des Austritts, sondern einfach Gleichgültigkeit. Die Kirche sagt den Menschen nichts mehr, sie hat keine Bedeutung mehr in ihrem Leben und darum verläßt man sie, um z. B. die Kirchensteuer zu sparen. Nach einer groß angelegten Studie der Bertelsmann-Stiftung „Religionsmonitor 2008“ hatte jedes sechste Kirchenmitglied so schwach ausgeprägte religiöse Überzeugungen, daß es von den Autoren der Studie als atheistisch eingestuft wurde. Die katholische Religion ist auf dem direkten Weg, die Religion einer kleinen Minderheit zu werden. Deutschland ist nach einem Wort von Karl Rahner in der Gefahr, ein „heidnisches Land mit christlicher Vergangenheit und christlichen Restbeständen“ zu werden. Dasselbe gilt für die meisten einst christlichen Länder. 2. Ist diese Krise eine Krise des Glaubens? Der christliche Glaube ist zweifellos am Schwinden. Die grundsätzlichsten christlichen Wahrheiten wie der Glaube an Gott, die Gottheit Jesu Christi, den Himmel, das Fegefeuer und die Hölle werden immer weniger geglaubt. Dabei ist besonders alarmierend, daß diese Glaubensartikel selbst von solchen geleugnet werden, die katholisch sein wollen und regelmäßig den Gottesdienst besuchen. Die Verteidiger des Konzils kommentieren den Rückgang der Zahlen mit der Ausrede, ohne die nachkonziliaren Reformen wäre es noch schlimmer gekommen. Über ein „was wäre, wenn“ kann man natürlich nur Spekulationen anstellen. Tatsache aber ist, daß die heutigen Katholiken in der Mehrheit nicht mehr den katholischen Glauben besitzen. Einige Zahlen sollen dies belegen. Nach einer Umfrage des „Spiegels“ [6] von 1992 glaubten in Westdeutschland nur 56% an die Existenz Gottes, 38% an seine Allmacht, 30% an die Erbsünde, 29% an die Gottessohnschaft Jesu und 24% an die Existenz der Hölle. Wenn man in letzter Zeit gelegentlich ein neues Interesse an Glaube und Religion festzustellen scheint, so geht es dabei meist nicht um einen kirchlich geprägten Glauben. Unter jungen Deutschen (18 bis 29 Jahre) ist zwar der Glaube an Auferstehung und ein Leben nach dem Tod laut der Studie der Bertelsmann-Stiftung (2008) weit verbreitet – 41% der Jüngeren glauben an eine Fortführung der menschlichen Existenz nach dem Tod – aber die Bereitschaft zu religiösen Ritualen, wie zum Beispiel zum Beten, ist relativ schwach ausgeprägt, und ein Viertel der Befragten in dieser Altersgruppe meint, daß man sich aus verschiedenen religiösen Lehren seinen eigenen Glauben zusammensetzen sollte. Auch unter den Katholiken ist die Lage katastrophal. An das fundamentale Dogma der wirklichen Auferstehung Jesu Christi glaubten 1992 nur 43% von ihnen. Selbst von den sonntäglichen Kirchgängern glaubten nur 55% an die Jungfrauengeburt und nur 44% hielten den Papst für unfehlbar. Der Durchschnitt war bei den Katholiken insgesamt natürlich noch tiefer. Hier waren es ganze 32%, die an die päpstliche Unfehlbarkeit glaubten. In Frankreich meinten nach der oben erwähnten Studie 63% der wenigen praktizierenden Katholiken, daß alle Religionen gleich seien. Hierin offenbart sich das ganze Ausmaß der Krise: Es sind nicht nur immer weniger, die sich zur Kirche zählen, sondern auch die Mehrzahl derjenigen, die noch offiziell Mitglieder der Kirche sind, besitzt nicht den katholischen Glauben! Wer nur eine Glaubenswahrheit leugnet, verliert den Glauben, denn dieser ist ein Ganzes und muß als ganzes angenommen werden. Es scheint daher glaubwürdig, wenn ein Mann des Opus Dei in Deutschland 2009 mit nur noch 30.000 wirklich praktizierenden Katholiken rechnete, d. h. solchen, die alle Glaubenswahrheiten ohne Ausnahme annehmen und jeden Sonntag die Messe besuchen, soweit es ihnen möglich ist. In seinen Gesprächen mit J. Guitton redete Paul VI. davon, daß „in der katholischen Welt ein Gedanke nicht katholischer Art zuweilen die Oberhand bekommen zu haben scheint und daß er möglicherweise morgen innerhalb des Katholizismus das stärkste Gewicht bekommen wird. Er wird aber nie das Denken der Kirche darstellen. Es ist notwendig, daß eine kleine Herde bestehen bleibt, auch wenn sie nur winzig klein ist.“ [7] 3. Ist diese Krise auch eine Krise der Sitten? Mit der Krise des Glaubens geht die Krise der Sitten Hand in Hand. Wenn der hl. Paulus den Christen zuruft, sie sollten inmitten eines verkehrten Geschlechtes durch ihren Lebenswandel wie Sterne im Weltall leuchten (vgl. Phil 2,15), so gilt von den heutigen Christen immer mehr, daß sie sich in ihrer Lebensweise in nichts mehr von den Kindern dieser Welt, den Ungläubigen, unterscheiden. Ihr schwacher und ausgehöhlter Glaube hat keine Kraft mehr, ihr Leben zu beeinflussen, geschweige denn zu prägen. Der durch die Erbsünde geschwächte Mensch hat immer die Neigung, seinen Trieben freien Lauf zu lassen und so die Herrschaft über sich selbst zu verlieren. Der christliche Glaube zeigt dem Menschen dagegen, was Gott von ihm erwartet und wie er sein Leben dem Willen Gottes gemäß führen soll. Durch den Glauben weiß der Mensch um die Verheißungen, auf die er hoffen darf, wenn er den Geboten Gottes gehorcht, und auch um die Strafen, die Gott über ihn verhängen wird, wenn er sich von ihm abwendet. Der Glaube und die Sakramente geben dem Menschen auch die Kraft, seine schlechten Neigungen zu überwinden und sich ganz dem Guten und der Liebe zu Gott hinzugeben. Fällt dies alles weg und glaubt der Mensch nicht mehr an seine Berufung zur sittlichen Vollkommenheit und zum ewigen Leben in Gott, so wird er sich immer mehr dem möglichst ungezügelten Genuß des diesseitigen Lebens hingeben. Genau dies erleben wir heute. Treue, Reinheit, Gerechtigkeit, Opfergeist usw. sind auch unter Christen keine unumstrittenen Werte mehr. Jede dritte Ehe wird heute nach fünf bis zehn Jahren geschieden, und es ist allgemein bekannt, daß die kirchliche Duldung der Scheidung und „Wiederverheiratung“ auch von immer mehr Katholiken gefordert wird. Der Herderkorrespondenz vom März 1984 konnte man entnehmen, daß im katholischen Tirol 88% der Bevölkerung die kirchliche Lehre über die Empfängnisverhütung ablehnt, wobei unter den 18- bis 30-jährigen der Anteil der vollkommen Zustimmenden gegen Null geht (1,8%). Das hat sich mit Sicherheit seither nicht verbessert. In Frankreich möchten 75% der praktizierenden Katholiken, daß die Kirche ihre Lehre über die Empfängnisverhütung ändert, 68% sind mit der kirchlichen Haltung zur Abtreibung und 69% mit der Ablehnung der Ehescheidung und Wiederverheiratung nicht einverstanden. Immerhin fast die Hälfte (49%) möchte auch die Homosexualität anerkannt wissen, wobei von den restlichen 51% nur 48% mit der kirchlichen Lehre einig sind, da 3% keine Meinung abgaben. 4. Ist sie auch eine Krise des Klerus? Der Mangel an Berufungen zum Priester- und Ordensstand sowie das Ausscheiden vieler aus diesen Ständen zeigen deutlich, daß auch sie von einer tiefen Krise erfaßt sind. Der Klerus selbst hat in vielen seiner Mitglieder den Glauben verloren und ist deshalb auch nicht mehr in der Lage, diesen Glauben zu vermitteln oder gar die Menschen für ihn zu begeistern. Verlust des Glaubens – Wenn es, wie wir oben festgestellt haben, um den Glauben selbst derjenigen Katholiken, die noch regelmäßig die Sonntagsmesse besuchen, so schlecht steht, so kann das seine Ursache nur in der mangelnden Verkündigung haben. Würden alle Priester regelmäßig den katholischen Glauben verkünden, wäre die Lage eine ganz andere. Die Menschen haben den Glauben nicht von alleine verloren, sondern er ist ihnen von Lehrstuhl und Kanzel aus genommen worden. Wenn in der Predigt jahrelang die Glaubenswahrheiten hinterfragt, relativiert und sogar offen geleugnet werden, so ist es kein Wunder, wenn die einfachen Gläubigen ihren Glauben verlieren. Die Jüngeren haben ihn oft gar nicht erst kennengelernt. So weiß z. B. heute kaum ein Kind, das zur Erstkommunion geht, um die wahrhafte, wirkliche und wesentliche Gegenwart unser Herr Jesus Christus in der Eucharistie, weil sein Pfarrer selbst nicht mehr an dieses Geheimnis glaubt. Im Religionsbuch „Wie wir Menschen leben“ kann man lesen: „Wenn die Christen ihr Mahl mit Jesus halten, gehen sie zum Altar. Der Priester gibt ihnen ein Stückchen Brot. Sie essen das Brot“. [8] Dieses Religionsbuch erhielt das kirchliche Imprimatur und wurde von den deutschen Bischöfen zugelassen! Über die Auferstehung Jesu Christi schreibt Ernst Kirchgässner: „Niemand hat die Auferstehung Jesu gesehen. Wenn eine Filmkamera vor dem Grab Jesu aufgebaut wäre, sie hätte nichts aufgezeichnet. Die Geschichte vom leeren Grab, von den Männern und Frauen, die zum Grab eilten, von den Erscheinungen will nichts beweisen. … Die Jünger Jesu waren durch den Tod Jesu aufs tiefste verstört. Wie hätten sie das auch seelisch verkraften können: ihr Herr und Meister gescheitert, wie ein Verbrecher am Kreuz ums Leben gekommen? Waren sie einem Betrüger zum Opfer gefallen? ‚Wir aber hatten gehofft’, das war ihre Klage. Trotz der namenlosen Enttäuschung, die sie mit Jesus erlebt hatten, hingen sie wohl im geheimen immer noch an ihm. Niemand weiß es, aber vielleicht war es so: Die wenigen Getreuen fanden sich wieder zusammen, sie kamen immer wieder zu seinem Grab. Da begann der Glaube in ihnen Raum zu gewinnen. Es wurde ihnen die Gewißheit geschenkt, daß Jesus lebt“. [9] Es ist darum nicht erstaunlich, daß das sogenannte „Kirchen-Volks-Begehren“ von 1995, in dem u. a. die Morallehre der Kirche abgelehnt und das Frauenpriestertum gefordert worden ist, auch von vielen Priestern unterzeichnet wurde und daß selbst Bischöfe sich mit diesen Forderungen einverstanden erklärten, wenn sie auch vorgaben, mit der Art und Weise des Vorgehens nicht einverstanden zu sein. Man sollte sich nicht darüber hinwegtäuschen, daß das Kirchenvolk dieses Begehren gar nicht hätte, wenn es nicht jahrelang gegen selbstverständlichste katholische Prinzipien von seinen Priestern und Lehrern aufgehetzt worden wäre. Moralische Verfehlungen – Natürlich hat ein solcher glaubensschwacher Klerus keine Kraft mehr, den Zölibat zu halten, denn dies kann nur, wer einen lebendigen Glauben und eine große Liebe zu Christus hat. Es ist kein Geheimnis, daß heute viele Priester mehr oder weniger offen mit einer Frau sündhafte Beziehungen haben, und immer wieder erleben wir, wie ein Priester mit dem Geständnis, den Zölibat schon seit Jahren nicht mehr zu halten, sein Amt niederlegt. In den letzten Jahren erschüttern Berichte über Priester, die Kinder und Jugendliche mißbrauchten, die Kirche. Offensichtlich schreckt der Zölibat auch viele junge Männer vom Priestertum ab; aber anstatt deswegen gegen den Zölibat zu polemisieren, sollte man sich lieber die Frage stellen, wieso es früher zahlreiche Männer gab, die dieses Opfer gerne auf sich nahmen, während dies heute nicht mehr der Fall ist. 5. Worin unterscheidet sich die heutige Krise von früheren Kirchenkrisen? Die gegenwärtige Kirchenkrise unterscheidet sich von früheren Krisen vor allem dadurch, daß es die höchsten Autoritäten der Kirche selbst sind, die diese Krise mit ausgelöst haben, sie unterstützen und wirksame Gegenmaßnahmen verhindern. Krisen hat es in der Kirche immer wieder gegeben. Priester, Bischöfe und selbst Päpste haben nicht immer ein sittenreines Leben gemäß den Normen des Evangeliums geführt, Unsittlichkeit und Zügellosigkeit des Klerus führten also oft zu kirchlichem Niedergang. Hin und wieder sind auch Priester und Bischöfe vom rechten Glauben abgewichen. Noch nie aber gab es eine Zeit, in der Irrtümer und offene Leugnungen von Glaubenswahrheiten mit der Duldung und Förderung der römischen Autoritäten und des Weltepiskopates ausgestreut wurden. Das ist das einzigartige an der heutigen Kirchenkrise, daß sie von den höchsten Autoritäten der Kirche – die Päpste nicht ausgenommen – gefördert wurde. Kein Geringerer als Papst Paul VI. sprach darum auch 1968 das berühmte Wort, die Kirche befinde sich in einem Prozeß der „Selbstzerstörung“: „Die Kirche befindet sich in einer Stunde der Unruhe, der Selbstkritik, man könnte sogar sagen der Selbstzerstörung. Dies ist wie eine innere Erschütterung … die niemand nach dem Konzil erwartet hätte“. [10] [1] Der Fels 1972, Nr. 10, S. 313 [2] Interview in Il Tempo vom 1.6.1980. Übersetzung nach UVK 1980, 368. [3] May, Georg: Die Krise der nachkonziliaren Kirche und wir. Wien 1979, S. 50 f. [4] Ratzinger, Joseph Kardinal: Zur Lage des Glaubens. München, Zürich, Wien 1985, S. 102 [5] Die Angaben zu den Verhältnissen der deutschen Kirche sind – wenn nicht anders vermerkt – der Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz www.dbk.de entnommen. [6] Der Spiegel 25/1992. S. 36 ff. [7] Jean Guitton: Paul VI secret, S. 168; zitiert nach: Die neue Theologie, Sion 1995, S. 162). [8] Wie wir Menschen leben, Ein Religionsbuch. Herder: 31972, S. 78. Das Imprimatur wurde am 17.1.1972 durch den Generalvikar des Bistums Freiburg, Dr. Schlund, gegeben. [9] Kirchgässner, Ernst: Jesus – Diener der Menschen. Bd. 51 der „Reihe für Dich“. Süddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm. S. 27 f. [10] Rede am 7.12.1968; DC 1969, S. 12 Quelle: „Katechismus zur Kirchenkrise“ von Pater Matthias Gaudron

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