Das Morgengebet und das Vaterunser

Kurzlesungen im Brevier ohne Einleitung und Abschluss


Zenit.org – Edward McNamara

Pater Edward McNamara, Professor für Liturgie und Studiendekan der Theologischen Fakultät am Päpstlichen Athenäum „Regina Apostolorum“ in Rom, beantwortet eine Frage zum Stundengebet.

Frage: Bei der Rezitation des Morgengebets (Laudes), kommt nach den drei Psalmen (inklusive der jeweiligen Antiphon) eine Kurzlesung. Muss man hier wie bei den Lesungen der Messe „Lesung aus dem Buch [Name des Buchs der Heiligen Schrift]“ sagen, oder geht man einfach direkt zur Lesung über, ohne zu sagen „Lesung aus…“? Zweitens: Sagt man am Ende der Lesung, „Wort des lebendigen Gottes“ und geht zum dann folgenden Responsorium über, oder spricht man nur das Responsorium, ohne „Wort des lebendigen Gottes“ gesagt zu haben? Schliesslich: Wird während der Rezitation der kleinen Hore vom Mittag das Vaterunser nach den Psalmen und der Kurzlesung gesprochen, oder ist das nicht der Fall, weil es in der Struktur der kleinen Hore keine Anweisung hierfür gibt? — J.V., Diözese von Poona, Indien

Pater Edward McNamara: Es ist Brauch, die Kurzlesungen des Stundengebets ohne Einleitung oder Abschluss vorzulesen oder gesungen vorzutragen. Der Leser oder Kantor geht also zum Ambo und liest oder singt den Text einfach so vor, wie er dasteht (oder er tut dies sogar von seinem Platz in der Kapelle aus). Wenn er fertig ist, folgt eine kurze Stille oder eine Predigt und dann folgt das Responsorium.

Das Vaterunser wird nur zu Laudes und Vesper gebetet, sodass es zusammen mit dem Vaterunser während der Messfeier jeden Tag drei liturgische Rezitationsmomente für das Gebet des Herrn gibt. Während der übrigen Horen wird es nicht gebetet.

Daher heisst es in der Allgemeinen Einführung in das Stundengebet:

„45. Die Kurzlesung wechselt je nach Wochentag, Kirchenjahrzeit oder Fest. Sie soll als echte Verkündigung des Wortes Gottes gelesen und gehört werden, die einen religiösen Gedanken eindringlich darbietet. Auch manches kurze Schriftwort, das in der fortlaufenden Lesung (Bahnlesung) vielleicht weniger zur Geltung kommt, erscheint hier in neuem Licht. Die Kurzlesungen wechseln mit den Tagen des Vier-Wochen-Psalters.“

„46. Man kann aber auch eine längere Schriftlesung wählen, besonders bei der Feier mit der Gemeinde. Dazu wird man vor allem die Texte der Lesehore oder der Messe des betreffenden Tages verwenden, die aus irgendeinem Grund nicht vorgetragen werden konnten; doch ist auch gegen die Auswahl einer anderen, besonders geeigneten Lesung nichts einzuwenden. Dabei ist auf die Bestimmungen in Nr. 248, 249 und 251 zu achten.“

„51. Auf das Canticum folgen in den Laudes Bitten, in denen der Tag und die Arbeit Gott geweiht werden, in der Vesper dagegen Fürbitten (vgl. Nr. 179–193).“

„52. Danach singen oder sprechen alle gemeinsam das Vaterunser.“

„Die Kurzlesungen“

„156. Die Kurzlesungen oder ‚Kapitel‘, von deren Bedeutung im Stundengebet unter Nr. 45 die Rede ist, sind so ausgewählt, dass sie einen Gedanken oder eine Aufforderung kurz und treffend zum Ausdruck bringen. Ausserdem wurde auf Abwechslung Wert gelegt.“

„157. Vier Wochenreihen von Kurzlesungen im Jahreskreis sind dem Psalterium darum so eingefügt, dass die Lesung während der vier Wochen täglich wechselt. Ausserdem gibt es Wochenreihen für den Advent, die Weihnachts-, Fasten- und Osterzeit. Dazu kommen noch die eigenen Kurzlesungen für Hochfeste und Feste und einige Gedenktage und eine Wochenreihe für die Komplet.“

„158. Die Kurzlesungen sind nach folgenden Gesichtspunkten ausgewählt:

  1. a) Altem Brauch gemäss sind die Evangelien nicht verwendet.
  1. b) Soweit wie möglich ist der Eigenart des Sonntags, des Freitags und auch der jeweiligen Hore Rechnung getragen.
  1. c) Die Kurzlesungen der Vespern sind dem Neuen Testament entnommen, weil sie auf das Canticum aus dem Neuen Testament folgen.“

„Das Gebet des Herrn“

„194. In Laudes und Vesper, die am ehesten als Volkshoren gefeiert werden, folgt auf die Bitten nach ehrwürdiger Überlieferung und wegen seiner hohen Würde das Gebet des Herrn.“

„195. Das Gebet des Herrn wird also künftig dreimal am Tag feierlich gebetet: in der Messe, in den Laudes und in der Vesper.“

„196. Das Vaterunser wird von allen gemeinsam gesprochen. Eine kurze Überleitung kann vorangehen.“

Übersetzt von P. Thomas Fox, LC aus dem englischen Originalartikel https://zenit.org/articles/short-readings-at-morning-prayer-and-frequency-of-the-our-father/

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