Die „Sanierung“ einer Wallfahrtskapelle
Die „Sanierung“ einer Wallfahrtskapelle – eine Modernisierung im Sinne der Neuen Kirche
Quelle
Bildersturm – Diverse Beiträge
Die Zerstörung des Sakralen Raums
(22.9.2015)
Am Ende einer Informationsveranstaltung unter Leitung des Diözesankurators Professor Dr. Kloft und des Gemeindepfarrers Andreas Fuchs steht die Hadamarer Feststellung des Gemeindemitglieds Harald Zumpe „das ist keine Denkmalpflege, das ist Zerstörung“.
Bezug: Nassauische Neue Presse vom 4.9.2015
Dazu ein Kommentar des renommierten Hamburger Chirurgen Professor Dr. med. Eberhard Gross.
Er selbst war Schüler des Hadamarer Gymnasiums und hat dort sein Abitur abgelegt. Er ist vertraut mit der Herzenbergkapelle.
Was von der Öffentlichkeit kaum bemerkt wird und bestenfalls nur lokaler Gesprächsstoff ist, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein Zeichen, das die Protagonisten der Neuen Kirche seit dem II. Vatikanum bewusst setzen und dies äusserst erfolgreich: Das Glaubensbekenntnis der Neuen Kirche, einer protestantisierten katholischen Kirche, wird zielstrebig in den Kathedralen, Kirchen und Kapellen materiell implementiert und bestimmt mittlerweile so auch ihre innere Architektur. Diese andere Architektur ist weitgehend unbemerkt vom „Kirchenvolk“ etabliert worden.
Die Renovierung der Wallfahrtskapelle aus dem 17. Jhd. am Herzenberg in Hadamar unweit von Limburg, dem Bischofsitz, dessen verwaistes Bischofshaus nach dem Willen des Bistums nun eine Touristenattraktion geworden ist und bekannter ist als der St. Georgsdom, das auf dem Lahnfelsen weithin sichtbare Zeugnis eines einstmals christlichen Landes, zeigt paradigmatisch, dass die Destruktion des sakralen Raumes eines der Instrumente ist den Glauben zu dekonstruieren.
Die Destruktion des sakralen Raumes hat ihr Pendant in der Zerstörung der zentralen sakralen Feier in der katholischen Kirche, der Hl. Messe. Mit dem künstlich geschaffenen „Neuen Ritus“ wurde die Tradition bewusst eliminiert. Sie sollte vergessen gemacht werden. Der Neue Ritus ist somit wesentlicher Wurzeln des Glaubens beraubt und lässt mit neuem Inhalt gefüllt auch den Menschen entwurzelt zurück: Die Hinwendung des Menschen zu sich selbst, sein Blick auf ein gelingendes Leben, wobei dann Gott naturgemäss aus dem Blick gerät. Diese Sicht hat in vielen Kirchen ihren baulichen Ausdruck darin gefunden, dass dem Hochaltar, sofern er noch nicht entsorgt wurde und dem Klerus noch als Staffage dient, das Allerheiligste genommen wurde. Dem Allerheiligsten, nun irgendwo randständig, verwehrte man so die Verehrung. Diese wird mittlerweile auch von der Mehrzahl der Kirchgänger verweigert, sieht man doch in ihm nur noch ein Symbol.
Religiöser Indifferentismus im Sinne des anything goes gehen Hand in Hand mit baulichen Verwüstungen von Kirchen und grober Missachtung, ja Verletzung ihrer Kunst durch Volksaltäre, die wie Fremdkörper in sie eingedrungen sind. Daraus folgt auch die Umwidmung solcher Kirchen zu nützlichen Mehrzweckgebäuden – Konzerte gegen Eintrittsgeld oder ein Kolumbarium wie im Hamburger Mariendom – oder zu musealen Bauwerken, in denen nur wenige Gläubige die Hl. Messe mitfeiern, dafür aber umso mehr Touristen sich wie Touristen bewegen. Die Umwidmung geschieht schleichend und so nahezu unbemerkt.
Bei der Renovierung der besagten Kapelle wollen die Konservatoren des Bistums die Motivfenster und die Votivtafeln entfernen. Diese sind aber gerade wesentliche Bestandteile der Kapelle; denn sie sind Zeugnisse einer Glaubenspraxis, die allerdings von den Vertretern der Neuen Kirche genau so wenig ernst genommen, ja mitunter als antiquiert belächelt wird wie der Glaube an die Realpräsens.
So zeigt der Diözesankonservator auch gönnerhaft Verständnis und infantilisiert die Kritik einfach, indem er sie zu einer Sache der kindlichen Prägung macht, wenn er sich zitieren lässt: „Ich weiß, wenn man als Kind mit etwas aufgewachsen ist, …, tut man sich schwer damit es aufzugeben“. Damit gibt der Konservator auch zu verstehen, dass er in den Kritikern nur eine demographische Grösse sieht, die sich in absehbarer Zeit biologisch von selbst erledigt.
Die Glaubenspraxis macht man am wirksamsten vergessen, indem man ihre Zeugnisse entfernt. Dabei legitimiert der Diözesankonservator sein Projekt, indem er sich nun traditionsbewusst einreiht in die Zahl der Bauleute, die an der Kapelle seit ihrer Errichtung immer wieder Veränderungen im Stil der jeweiligen Zeit vorgenommen hätten. Nur dass seine katholischen Vorgänger bei den Zeugnissen und Zeichen der Glaubenspraxis niemals tabula rasa machten nach der Art der Bilderstürmer. Letztere wollen ihren Ideen „materiell“ durchsetzen und meinen es sehr ernst, wie auch der Konservator es sehr ernst meint, wenn er, wie er in der Presse zitiert wird, seine Argumente mit einem gewissen Drohpotential versieht: „Was wir nicht ideal finden, fördern wir nicht. Wir bezahlen nichts, was wir nicht wollen“. Laut Pressezitat nennt so auch ein Besucher auf der Veranstaltung über die Renovierung der Kapelle die geplante Renovierung mit Recht eine „Zerstörung“.
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