Zurück zum Wesentlichen

Weihnachten steht vor der Tür

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Zurück zum Wesentlichen

Von Guido Horst

Weihnachten steht vor der Tür. Nach römischen Bischofssynoden, die sogar ein starkes Medienecho fanden, nach einem Heiligen Jahr mit starken Gesten und Zeichen des Papstes, nach manchen Aufregungen um Äusserungen von Franziskus, die nicht immer ganz eindeutig waren, heisst es jetzt, wieder ein ganz normales Kirchenjahr zu feiern, angefangen mit seinen grossen Festen, dem der Fleischwerdung, dem der Epiphanie, dem der Auferstehung und dem der Herabkunft des Heiligen Geistes. Und das ist gut so. Es geht zurück zum Wesentlichen unseres Glaubens.

Das alles sind Feste, mit denen man keine Ideen feiert, sondern etwas, das sich in der Geschichte ereignet hat. Das Christentum sowie vor ihm und mit ihm das Judentum sind die einzigen Religionen, wo sich nicht der Mensch seinen Gott, sondern Gott die Menschen suchte, wo das Irdische nicht den Himmel erdachte, sondern der Himmel auf die Erde fiel. Gott offenbarte sich dem Abraham und sammelte sich ein Volk. Johannes der Täufer ging, und Jesus Christus kam. Weihnachten: Gott wurde Mensch. Das Kreuz war schliesslich die Antwort der religiösen Elite auf diesen unerhörten Anspruch des Menschensohnes. Und dessen Antwort war Ostern: die Auferstehung. Die beiden wichtigsten Feste des Christentums, Weihnachten und Ostern, erinnern nicht an Eingebungen religiöser Genies oder an schöne Werte, sondern daran, dass vor zweitausend Jahren etwas Unerhörtes geschehen ist. Der Sohn Gottes fing an, Juden und Heiden in seine Kirche, seine Versammlung zu berufen, mit den zwölf Aposteln an der Spitze. Mit den religiösen Vorstellungen seiner Zeit hat Jesus Christus kräftig aufgeräumt. An deren Stelle setzte er eine ganz neue Botschaft: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Nicht ein religiöses System oder noch so geniale Welterklärungstheorien stehen im Zentrum des Christentums, sondern eine Person, die vor zweitausend Jahren kam, starb und auferstand. Eine Geschichte, die mit Abraham begonnen hatte, nahm ab dann einen neuen und schliesslich weltumfassenden Lauf. Wer das Wesen des Christentums kennzeichnen will, sollte es weniger als Religion oder System religiöser Lehren begreifen, sondern als eine Geschichte, als die Geschichte eines Volkes, das sich Gott selber geschaffen hat.
Das war auch das Selbstverständnis der ersten Christen. Wie sahen sie sich selbst? Was dachten sie wohl, wer sie seien – damals, als es noch keine Kirchen gab, keine Bischofskonferenzen und keinen römischen Papst, keine Hirtenbriefe, Konzilien und keine vatikanischen Instruktionen? Sie sahen sich als Heilsgemeinschaft. Brüder, ihr Söhne aus Abrahams Geschlecht und ihr Gottesfürchtigen, rief Paulus den Leuten in einer jüdischen Synagoge zu, uns wurde das Wort des Heils gesandt. Dieses Heil aber ist Christus. In keinem anderen ist Heil zu finden, erklärte Petrus den Ältesten und Priestern freimütig, als ihn die Juden festnahmen, denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden können. Man hat es also mit einer Gemeinschaft zu tun, die sich im Besitz des Heils weiss. So sahen sich die Mitglieder der ersten christlichen Gemeinden von Jerusalem, Antiochien, Ephesus, Rom. Manchem mag der Hinweis auf die ersten Christen wie ein Griff in die Klamottenkiste erscheinen, als billiger rhetorischer Trick, um sich tatsächlich bestehende Probleme mit dem Zuckerguss verklärter Urchristen-Romantik à la Ben Hur und Quo vadis zu versüssen. Wer wissen will, was die Kirche im Kern auch noch heute ist, kommt nicht umhin, zu den Wurzeln zurückzugehen. Die aber legen ein beredtes Zeugnis dafür ab, dass die Kirche keine Interessenvertretung oder ein Schutzbündnis war, um sich des Misstrauens und der Verfolgungen einer heidnischen Umwelt zu erwehren. Später war sie auch kein Apparat, den die Kleriker erfanden, um ihre Machtposition in der christlichen Welt zu sichern und auszubauen.

Die Kirche war seit ihren Anfängen das Werk und die Gründung Christi. Ein Grund zum Jubeln: Gloria in excelsis Deo!

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