Kampf um Aleppo

Flüchtlinge in der eigenen Stadt: Die Bewohner des Ostteils von Aleppo

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Apokalyptische Bilder aus der wohl grössten Stadt Syriens: Unaufhörlich regnen Bomben über Aleppo, Gespräche über eine Waffenpause haben zu keinem Ergebnis geführt und etwa 30.000 Menschen sind in den letzten Tagen aus dem belagerten Ostteil der Stadt geflohen, während etwa 200.000 Menschen dort noch eingeschlossen sind.

„Man sollte die bewaffneten Gruppen (aus Aleppo-Ost) abziehen lassen, aber vor allem sollte man die Familien dorthin gehen lassen, wohin sie wollen, denn die syrische Regierung ist entschlossen, den ganzen Ostteil zurückzuerobern.“ Das sagt im Interview mit Radio Vatikan der chaldäische Bischof von Aleppo, Antoine Audo.

Der Jesuit und Caritas-Chef war schon lange nicht mehr im Ostteil seiner Stadt – obwohl er ganz in der Nähe wohnt, im christlichen Viertel, das unter der Kontrolle von Assads Armee steht. Aber er sieht die Bomber, die die Stadt überfliegen, und hört die Einschläge.

„Die Lage ist wegen dieser Bombardements sehr ernst. Im Fernsehen sehen wir Bilder völliger Zerstörung im Ostteil von Aleppo; die Bombardements sind sehr, sehr intensiv. Man muss auch dazu sagen – und das ist mittlerweile allgemein bekannt –, dass die bewaffneten Gruppen die Menschen, die Zivilisten, benutzen, um sich zu schützen. Viele Familien haben versucht, den Ostteil zu verlassen, wegzugehen, aber man erlaubt ihnen nicht, in den Westteil zu wechseln. Das ist die Lage: Zivilisten als menschliche Schutzschilder. Das ist ihre Strategie. Arme Leute, sie sind zwischen zwei Feuern: Unter den Bomben der Regierungsarmee und unter der Kontrolle der bewaffneten Gruppen. Wie immer sind es die Armen, die für diesen Krieg die Zeche zahlen.“

Insgesamt sind nach den neuesten UNO-Zahlen 400.000 Menschen in Aleppo Flüchtlinge in ihrer eigenen Stadt. „Zweifellos gehen alle, die können, in den Westteil, wo sie Verwandte haben und wo sie unterkommen können. Dort arbeiten internationale Organisationen wie das Rote Kreuz, die Caritas und andere. Viele gehen vermutlich auch nach Idlib, wo es ebenfalls diese bewaffneten Gruppen gibt, oder vielleicht in Richtung Türkei, das weiss ich nicht genau. Sie gehen eben, wohin sie können – Hauptsache weg von den Bombardements und dem Tod!“

Die UNO hat Lebensmittel für 150.000 Menschen im Westteil von Aleppo auf Lager, kommt aber nicht an die Eingeschlossenen im Ostteil der Stadt heran. Eine Feuerpause, um wenigstens 400 Schwerverletzte aus der Todeszone zu evakuieren, haben Syrien und Russland am Donnerstag abgelehnt. „Die Lage (im Ostteil) ist furchtbar: ohne Wasser, ohne Strom, ohne Nahrung. Man muss wirklich dringend eine Lösung finden, um die Bombardements zu stoppen, damit diese Menschen den bewaffneten Gruppen entkommen und frei weggehen können, statt als Druckmittel eingesetzt zu werden.“

Seit September hat sich der Ring um Aleppo-Ost geschlossen, das Assad-Regime macht sich, unbehelligt von der internationalen Gemeinschaft, mit russischer, iranischer und Hisbollah-Unterstützung an die Rückeroberung der Stadtviertel. „Es gibt im Moment auf Erden wohl keinen Ort, wo Menschen stärker gefährdet sind als in Aleppo“, sagte am Donnerstag UNO-Nothilfe-Koordinator Jan Egeland.

rv 02.12.2016 sk

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