Aleppo: Humanitäre Organisationen benötigen ungehinderten Zugang

Die Caritas wirbt mit der Kampagne „Syrien: Frieden ist möglich“ für ein sofortiges Ende der Katastrophe

Quelle, Zenit.org, 11. Oktober 2016

Mehr als 275.000 Menschen sind täglich im Osten der syrischen Stadt Aleppo schwerem Bombardement ausgesetzt. In der Gegend, die von den Rebellen kontrolliert wird, sitzen rund 100.000 in der Falle und durchleiden eine wahrhafte humanitäre Katastrophe. Die Belagerung, die seit Mitte Juli andauert wird inzwischen mit Massakern wie in Srebrenica (Bosnien) oder Ruanda. „Die rücksichtslose Brutalität in Aleppo muss aufhören. Die Menschen in Aleppo benötigen einen sofortigen Waffenstillstand“, sagte der Generalsekretär von Caritas Internationalis, Michael Roy.

Die Gesundheit müsse vorgehen. Krankenhäuser und Ambulanzen hätten einen bedenklichen Bedarf an Unterstützung, denn kämpften damit, mit unzureichender Versorgung, Belegschaft und Räumlichkeiten, um die Verletzten zu versorgen. Zudem herrscht unter der Belagerung eine Lebensmittelknappheit. „Humanitäre Organisationen benötigen sicheren, vollständigen, regelmässigen und ungehinderten Zugang. Die Gesundheitsversorgung ist zerstört. Hunderte von Patienten in kritischen Situationen müssten evakuiert werden“, sagte Michel Roy.

Am 28. September sagte Papst Franziskus: „Dramatische Nachrichten über das Schicksal der Menschen in Aleppo erreichen mich fortlaufend, mit denen ich mich, durch Gebet und spirituelle Nähe, im Leid verbunden fühle.“ Er appelliert an diejenigen, die für die Bombardements verantwortlich sind. Er warnte sie, dass sie vor Gott Rechenschaft für ihre Taten abzulegen hätten. „Indem ich meine grossen Kummer und meine lebhafte Betroffenheit darüber zum Ausdruck bringe, was in dieser ohnehin in Mitleidenschaft gezogenen Stadt geschieht, in der Kinder, ältere Menschen, Kranke, Junge und Alte, alle sterben“, sagte er, „erneuere ich meinen Appell an jeden, sich mit all seiner Kraft dem Schutz der Zivilisten zu widmen, als eine gebotene und dringende Verpflichtung.“

Aufgrund der massiven Bombardierung können zwei von drei Krankenhäusern nicht mehr betrieben werden. Die wichtigste Klinik für Verletzte wurde kürzlich zum dritten Mal bombadiert und damit vollständig zerstört. Rund 95 Prozent der Ärzte haben das Gebiet verlassen, werden festgehalten oder wurden getötet. Trotz des Verlusts von medizinischen Einrichtungen und medizinischem Personal gelingt es noch täglich, Menschenleben zu retten. Noch im Jahr 2010 hatte Aleppo 33 Krankenhäuser, wogegen vorigen August nur noch zehn davon in Betrieb waren. In einigen Kliniken halten manchmal nur noch zwei Ärzte die Versorgung aufrecht, so gut es in ihren Kräften steht. Die Relation zwischen Ärzten und Bevölkerung betrug vor dem Krieg eins zu 800 und im vorigen Jahr schon nur noch eins zu 7.000. Die Menschen sind zeitweise vollständig von der Versorgung mit Strom, Nahrung, Medizin und sogar Trinkwasser abgeschnitten.

Die Caritas wirbt mit der Kampagne „Syrien: Frieden ist möglich“ für ein sofortiges Ende dieser Katastrophe. Unterstützer sollten auf ihre Regierungen Druck ausüben, damit alle Beteiligten Konfliktparteien zusammenkommen und eine friedliche Lösung suchen. Sie sollten die Millionen Menschen, die vom Krieg betroffen sind, unterstützen. Syrern in der Heimat und im Ausland solle Würde und Hoffnung gegeben werden. „Die Syrer brauchen Frieden und Würde“, sagte Bischof Antoine Audo, der chaldäische Bischof von Aleppo und zugleich Präsident der syrischen Caritas, bei seiner Begegnung mit Papst Franziskus in der vorigen Woche. „Die Lösung für Syrien ist nicht militärisch, sondern vielmehr politisch. Sie muss aus Syrien selbst kommen, von den Syrern, und sollte nicht von aussen aufgenötigt werden.“ (Übersetzung: Michaela Koller)

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