Syrien

Syrien: Bombeneinschlag auf Franziskanerkolleg fordert Todesopfer

Quelle
Gemeinde Hl. Franziskus von Assisi in Aleppo
Fides-Dienst:  Anschlag auf christliches Viertel in Qamishli fordert mindestens drei Opfer

Die Kampffähigkeit der syrischen Dschihadisten hat in den letzten Wochen zugenommen, anstatt schwächer zu werden – auch wenn die Armee des syrischen Präsidenten Assad immer wieder Erfolgsmeldungen verlauten lässt. Das berichtet gegenüber Radio Vatikan der Franziskanerpater Lutfi Fìras; er ist Prior des Franziskanerkollegs in Aleppo und Vikar für die Pfarrei der vom Krieg gemarterten Stadt.

Während zunächst vor allem selbstgebaute so genannte „Gasflaschen“ mit wenigen hundert Metern Reichweite abgeschossen wurden, sind nun auch Marschflugkörper im Einsatz, die auf wesentlich weiter entfernte Ziele abgeschossen werden können. Am Samstag wurde auch das Franziskanerkolleg, das bislang als sicherer Hort galt, getroffen. Traurige Bilanz des ersten Einschlags dieser Art im Kolleg: Eine Tote und zwei Verletzte. Pater Firas: „Mit dieser Bombe haben wir eine neue Dimension vor Augen; die Botschaft, die sie uns übermitteln wollten, ist, dass es keinen Ort gibt, den sie nicht erreichen können. Deshalb gibt es auch keinen Ort, der zu hundert Prozent sicher ist.“

Bis vor wenigen Tagen war das Kolleg die einzige vermeintlich sichere Anlaufstelle für einen Grossteil der in Aleppo verbliebenen Christen. „Hier war der einzige Ort, an dem die Kinder und Jugendlichen wenigstens saubere Luft atmen, die Ruhe geniessen und in Frieden spielen konnten. Der Bombeneinschlag am Samstag hat alle Menschen, die sich hier befanden, in Panik versetzt. Der Flugkörper ist explodiert und hat eine Frau getötet und zwei weitere verletzt…“, zeigt sich der Pater von dem Erlebnis erschüttert. Das tägliche Leben müsse dennoch irgendwie weitergehen. Die Lebensmittelpreise seien ins Unermessliche gestiegen; wer noch eine Arbeit habe, müsse auf seinem Weg zum Arbeitsplatz dem Tod ständig ins Gesicht blicken und wisse nicht, ob er heil wieder nach Hause kommen werde. Dieser psychologische Stress bringe auch die letzten in Syrien verbliebenen Christen dazu, eine Ausreise in Betracht zu ziehen, und mache ein völliges Ausbluten dieser Minderheit, die so wertvolle Beiträge zur Kultur und Blüte Syriens geleistet habe, immer wahrscheinlicher.

Für ihn sei es eine schreckliche Situation, von Gemeindemitgliedern um Rat gefragt zu werden, ob sie nun bleiben oder ausreisen sollten, berichtet Pater Fìras: „Ich fühle eine unbeschreibliche Bitterkeit und Traurigkeit, nicht nur, weil sich der Nahe Osten von Christen leert, sondern auch, weil die Frage ist: Wohin? Und wie? Die europäischen Botschaften stellen den Syrern keine offiziellen Visa aus, deshalb müssen sie den Weg übers Meer wählen und den Tod riskieren. Diese Menschen, so wie es vielen Familien passiert ist, werden ausgebeutet, beraubt, haben alles verkauft… Und all das, um ein Boot zu nehmen und über die Türkei und Griechenland nach Europa zu kommen.“ Deshalb, so schliesst der Pater seinen bewegenden Bericht aus dem Kriegsgebiet, erneuere er seinen Appell an die internationale Gemeinschaft, sich ernsthaft darum zu bemühen, die Friedensgespräche für Syrien mit konkreten Visionen und dem gebotenen Ernst zu führen. Denn: „Wie kann man denn sonst hier leben und  bleiben, wenn es keine eindeutige Entscheidung dafür gibt, diesem Krieg ein Ende zu bereiten?“

rv 26.05.2016 cs

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