Der eigentliche Drogenskandal

Eklatante Fehleinschätzung von Drogen und ihrer Wirkung

Von Jürgen Liminski

Die Tagespost, 07.03.2016
Christa Meves: Diverse Beiträge

Eine ganzseitige Werbung in einer Sonntagszeitung macht sich über Volker Beck und die Drogensucht lustig. Da zeigt eine Autoverleihfirma ein Cabrio und das Gesicht des Grünen-Politikers und schreibt: „Gönnen Sie sich zur Abwechslung mal eine Nase frischen Wind“. Die Doppeldeutigkeit des Begriffs „sich eine Nase gönnen“ spielt auf die Aufnahme von Kokain an. Für die fixen PR-Leute mag das lustig sein, vielleicht nehmen sie selbst auch diese Droge. Für die Firma ist es ein Ausweis von Geschmacklosigkeit, immerhin geht es um die Würde einer Person, auch wenn diese sich oft nicht um die Würde anderer gekümmert hat. Schlimmer aber noch ist die in dieser Anzeige zum Ausdruck kommende eklatante Fehleinschätzung von Drogen und ihrer Wirkung. Hier wird ein Fehlverhalten als normal und salonfähig dargestellt und damit verharmlost. So als wäre der Drogenrausch eine Alternative zum Cabrio-Fahren.

Das ist der eigentliche Skandal: Die Drogensucht als selbstverständliche, alternative Lebensform, gelegentlich sogar als Bereicherung in der Langeweile des Alltags. Drogen sind aber nicht harmlos. Aus internen Unterlagen des Bundeskriminalamts geht hervor, dass die Zahl der Drogentoten 2015 dramatisch anstieg und zwar um 18,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In zwei der neuen Bundesländer, die bezeichnenderweise an der Grenze zu EU-Ostländern liegen (wo viele Drogen herkommen), hat sich die Zahl der Drogentoten glatt verdoppelt. Auch die Zahl der Konsumenten ist signifikant gestiegen. Die jahrelange Verharmlosung durch Politik und Medien rächt sich und schlägt als Bumerang gesellschaftlich zurück.

Die Verharmlosung fängt schon an bei der Unterscheidung von weichen und harten, von leichten und schweren Drogen. Denn Drogen töten. Früher oder später. Sie töten zuerst die Menschlichkeit und dann den Körper. Sie schalten bewusstes Denken und Willen aus, sie machen abhängig. Gewiss betäuben manche Drogen auch Schmerzen. Aber man weiss zu wenig über die Langzeitwirkung auch der sogenannten weichen Drogen wie Haschisch. Von den 400 Substanzen in der Cannabis-Pflanze sind gerade mal drei, vier Dutzend erforscht. Christa Meves warnte schon früh vor Psychosen und Neurosen, die ihren Ursprung in den „harmlosen“ Drogen haben. Eine Stimme in der politisch-medialen Wüste.

Aber manche Politiker lernen offenbar nichts. Der Grünen-Chef Cem Özdemir zeigt ein Video mit einer Hanf-Pflanze auf seinem heimischen Balkon, der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, spricht im Fall Beck und Crystal Meth von einer „sicher nicht ganz einfachen Droge“, mit anderen Worten: das ist ein bisschen kompliziert aber da gibt es doch viel Schlimmeres.

Die Verharmlosung der Droge ist ein Symptom des Niedergangs einer Gesellschaft und ihrer Politik. Das hat auch der Papst bei seiner Mexiko-Reise angeprangert. Der Rauschgifthandel verzehre und zersetze die Gesellschaft. Wer es gut meint mit dem Menschen, der müsste hier ebenso deutliche Worte sprechen. Wäre das nicht die Stunde für christdemokratische Politiker, sich mal mit dem realen Menschenbild und nicht nur mit Ideologien und Ängsten zu befassen?

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