“Eine Schule der Barmherzigkeit und der Solidarität”

Die Worte des Papstes beim heutigen Angelus-Gebet

Fronleichnam Erzbistum BerlinRom, Staff Reporter

Papst Franziskus zeigte sich heute um 12.00 Uhr am Fenster seines Arbeitszimmers im Apostolischen Palast, um gemeinsam mit den auf dem Petersplatz versammelten Pilgern den sonntäglichen Angelus zu beten.

Zur Einführung in das Mariengebet sprach er die folgenden Worte, die wir hier in einer eigenen Übersetzung dokumentieren.

***

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Heute wird in vielen Ländern – darunter Italien – das Hochfest des Leibes und Blutes Christi gefeiert, dessen lateinische Bezeichnung “Corpus Domini” weiter verbreitet ist.

Das Evangelium legt uns die Erzählung von der Einsetzung der Eucharistie vor, die von Jesus während des letzten Abendmahles in Jerusalem vollbracht wurde. Am Abend vor seinem erlösenden Tod am Kreuz verwirklichte er, was er vorausgesagt hatte: “Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm“ (Joh 6,51.56). Jesus nimmt das Brot in seine Hände und sagt: “Nehmt, das ist mein Leib“ (Mk 14,22). Mit dieser Geste und mit diesen Worten verleiht er dem Brot eine Funktion, die über die einfache Nahrung für den Körper hinausgeht und seine Person inmitten der Gemeinschaft der Gläubigen vergegenwärtigt.

Das letzte Abendmahl stellt den Ausgangspunkt des gesamten Lebens Christi dar. Es handelt sich nicht nur um die Vorwegnahme seines Kreuzesopfers, sondern auch um eine Zusammenfassung einer Existenz, die für das Heil der der ganzen Menschheit hingegeben worden ist. Daher genügt es nicht zu sagen, dass Jesus in der Eucharistie gegenwärtig ist. Vielmehr ist darin die Gegenwart eines geschenkten Lebens zu sehen, an dem Anteil zu nehmen ist. Wenn wir dieses Brot nehmen und essen, werden wir dem Leben Jesu angeschlossen und treten in Gemeinschaft mit ihm. Wir bemühen uns, die Gemeinschaft untereinander zu verwirklichen, unser Leben in ein Geschenk zu verwandeln, vor allem für die Ärmsten.

Das heutige Fest ruft diese Botschaft der Solidarität wach und drängt uns dazu, die innigste Einladung zur Umkehr und zum Dienst, zur Liebe und zur Vergebung anzunehmen. Es regt dazu an, mit dem Leben Nachahmer dessen zu werden, was wir in der Liturgie feiern. Christus, der uns mit den gewandelten Gestalten des Brotes und des Weines nährt, ist der gleiche, der uns in den alltäglichen Geschehnissen entgegenkommt; im Armen der die Hand ausstreckt, im um Hilfe bittenden Leidenden, im Bruder, der unsere Bereitschaft und Aufnahme erwartet. Er ist in einem Kind, das nichts von Jesus und seinem Heil weiss und den Glauben nicht besitzt. Er lebt in jedem Menschen; selbst in den kleinsten und schutzlosesten.

Die Eucharistie, Quelle der Liebe für das Leben der Kirche, ist eine Schule der Barmherzigkeit und der Solidarität. Wer sich vom Brot Christi nährt, kann gegenüber all jenen, denen es am täglichen Brot fehlt, nicht gleichgültig bleiben. Wie wir wissen, ist dies trotz des Einsatzes der internationalen Gemeinschaft und vieler Organisationen heute ein zunehmend schwerwiegendes Problem.

Möge das Fest “Corpus Domini” in einem jedem von uns den Wunsch nach einer aufnehmenden und solidarischen Gesellschaft sowie das Bemühen darum wachsen lassen. Legen wir diese Hoffnungen in das Herz der Jungfrau Maria, der eucharistischen Frau. Möge sie in uns die Freude an der Teilhabe an der hl. Messe insbesondere am Sonntag wachrufen sowie den Mut, als freudige Zeugen der unendlichen Liebe Jesu zu wirken.

[Nach dem Angelus:]

Liebe Brüder und Schwestern,

ich lese hier die Worte “Bentornato!” (Willkommen zurück), denn gestern habe ich mich als Pilger des Friedens und der Hoffnung nach Sarajewo in Bosnien-Herzegowina begeben. Sarajewo ist eine symbolische Stadt. Jahrhundertelang handelte es sich um einen Ort des Zusammenlebens von Völkern und Religionen, der die Bezeichnung “Jerusalem des Westens“ hervorgebracht hat. In der jüngeren Vergangenheit wurde die Stadt zum Symbol der Zerstörungen des Krieges. Nun vollzieht sich ein schöner Prozess der Versöhnung und dies war der Hauptgrund meiner Reise: die Ermutigung zu diesem Weg des friedlichen Zusammenlebens zwischen unterschiedlichen Völkern, wobei dieser Weg schwierig und mühevoll, aber möglich ist! Er gelingt gut! Ich erneuere den Obrigkeiten und der gesamten Stadtbevölkerung gegenüber meine Dankbarkeit für die herzliche Aufnahme. Ich danke der geliebten katholischen Gemeinde, der ich die Zuneigung der Universalkirche entgegenbringen wollte und vor allem danke ich allen Gläubigen: den Orthodoxen, Muslimen, Juden und allen anderen religiösen Minderheiten. Ich würdige die Zusammenarbeit und Solidarität zwischen Menschen verschiedener Religionen, die alle zur Voranbringung des geistlichen und moralischen Wiederaufbaus der Gesellschaft anspornt. Sie arbeiten wie wahre Brüder zusammen. Der Herr segne Sarajewo und Bosnien-Herzegowina.

Am kommenden Freitag wird der “Welttag gegen die Kinderarbeit“ begangen. Viele Kinder in aller Welt haben nicht die Freiheit zum Spielen und die Schule zu besuchen und werden als Arbeitskräfte ausgenutzt. Ich erhoffe mir rasches und beständiges Handeln der internationalen Gemeinschaft für die Förderung und faktische Anerkennung der Kinderrechte.

Nun begrüsse ich euch, ihr lieben Pilger aus Italien und verschiedenen Ländern. Mein Gruss gilt insbesondere den Gläubigen aus Madrid, Brasilien und Curitiba, sowie jenen aus Chiavari, Catania und Gottolengo (Brescia). Euch allen wünsche ich einen schönen Sonntag.

Bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!

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