Zwei Jahre Franziskus

Zwei Jahre Franziskus: Vatikanpressesprecher zieht Resümee

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Wenn jemand hautnah an dem Geschehen im Vatikan dabei ist und sich tagein tagaus mit Papst Franziskus auseinandersetzt, dann ist es wohl Vatikansprecher Pater Federico Lombardi. Er ist bei jeder Reise an der Seite des Papstes, kümmert sich um die Journalisten im Vatikan und hat für jede vatikanische Angelegenheit eine Antwort parat. Nach zwei Jahren mit dem ersten Papst, der auch Jesuit ist – wie Lombardi selber – versucht Lombardi sich an die vielen Bilder dieser Zeit zurückzuerinnern:

“In einem unendlichen Fluss von Bildern scheint es schwierig eines auszuwählen. Ich möchte jedoch an drei besondere erinnern. Das erste ist die Umarmung zu dritt, vor der Klagemauer in Jerusalem gemeinsam mit dem Rabbi und dem muslimischen Oberhaupt. Ein durch und durch symbolträchtiger Moment des Dialogs und des Friedens während der Reise von Papst Franziskus im Heiligen Land in einem durchaus kritischen Punkt des Weltfriedens.

Ökumene und interreligiöser Dialog

Ein zweites und für viele beeindruckendes Bild war am Ende der grossen Zeremonie in der orthodoxen Kathedrale in Istanbul, in Konstantinopel als sich Papst Franziskus vor dem Patriarchen hinkniete und in gewisser Weise um eine Segnung bat. Also der Moment der Brüderlichkeit, der Ökumene, der Grosse Wunsch nach christlicher Einheit. Und das dritte Bild ist kein einzelnes Bild, sondern eine Serie an Bildern als Papst Franziskus auf den Philippinen war. In dieser Menschenmasse, voller Liebe. Sie wünschten sich so sehr den Papst zu sehen, ihn zu umarmen und dieser Enthusiasmus wurde über die Kinder transportiert. Also diese Freude, die Hoffnung gegenüber Papst Franziskus, eines Volkes, dass auf die eigene Zukunft mit Hoffnung blickt und ihm die Kinder präsentiert, die neue Generation Asiens und der Menschlichkeit.”

Anfänglich wirkte es für Lombardi so, als ob der Papst ein wenig “ängstlich” und “misstrauisch” gegenüber Reisen wäre. Doch dann zeigte sich schliesslich ziemlich schnell, wie viel Bedeutung er der pastoralen Dimension anrechnete. Wie wichtig es für ihn war und ist, die Erwartung der Menschen zu erfüllen und an die Grenzen zu gehen. Lombardi erwähnte im Gespräch mit Radio Vatikan die Asienreise als ein Charakteristikum des zweiten Pontifikats-Jahres. Die Reisen nach Korea und Sri Lanka-Philippinen gelten für ihn als eine Öffnung der asiatischen Front, nicht nur weil Franziskus nach langer Zeit ein Papst auf dem asiatischen Kontinent war, sondern auch weil das Christentum dort eine Minderheit darstellt. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil stehen bereits der interreligiöse und der ökumenische Dialog im Mittelpunkt der Kirche. Diesen Weg hat laut Pater Federico Lombardi Papst Franziskus auf eine besondere Art und Weise weitergeführt:

“Für die Ökumene haben wir vor allem die Beziehung mit dem Patriarchen von Konstantinopel, also eine sehr intensive Auseinandersetzung mit den Orthodoxen, aber auch interessant und originell die Art und Weise die Papst Franziskus gewählt hat, um mit anderen christlichen Gemeinden, die nicht Teil der klassischen, traditionellen Kirche sind, umzugehen – wie der Dialog, das Treffen mit den Pfingstkirche. Das, was einer der wichtigsten Punkte aus ökumenischer Sicht ist, denn es ist die dynamischste Dimension des Christentums in unserer heutigen Welt. Papst Franziskus hat mit seinem originellen und persönlichen Art der Begegnung neue Horizonte und bedeutende Wege eröffnet. Aus interreligiöser Sicht, wissen wir, dass der Papst eine Tradition von Begegnungen pflegt wie persönliche Freundschaften mit jüdischen aber auch muslimischen Oberhäupter. Und in Zeiten wie heute, wo auch im Gleichgewicht der Welt, und Spannungen zwischen Völkern mit religiösen Problematiken verbunden sind, ist diese Orientierung an einem friedlichen Dialog, die Ermutigung des Verständnisses zwischen Religionen extrem wertvoll.”

Diplomatische Erfolge

Auf einem internationalen Level hat Papst Franziskus für die Kirche auch eine Vermittlerrolle übernommen. Die Liste der Friedensappelle sei unendlich lang, erklärt Lombardi. In den dramatischsten Situationen richtete sich der Papst an diejenigen, die seine Unterstützung brauchten: sei es der nahe Osten, die Ukraine oder Europa. Ein besonderes Beispiel solcher Initiativen war für Lombardi der Gebetsmoment und das Friedensgebet in den Vatikanischen Gärten vergangenen Juni, kurz nach seiner Heilig-Land-Reise, mit den Präsidenten Israels und Palästinas, Peres und Abbas. Viele internationale Aufmerksamkeit regnete es auch für die durchaus wichtige Rolle von Papst Franziskus bei der Wiederaufnahme der diplomatischer Beziehungen von Kuba und Amerika:

“Jetzt, denke ich ist es schön, wenn die katholische Kirche diese wichtige Rolle für den Frieden auf internationalem Level weiterhin halten kann. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat den Frieden zwischen den Völkern erst unlängst in einer Ansprache an der gregorianischer Universität als grosses Abbild der diplomatischen Arbeit des Heiligen Stuhles beschrieben.

Aber Papst Franziskus trägt, meiner Meinung nach, auch einen persönlichen Beitrag bei, basierend auf seinem Charisma bei den persönlichen Begegnungen mit den Leader und wenn er versucht mit ihnen vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Persönliche Beziehungen, die über das Besprechen der objektiven Probleme und dessen Komplexität hinausgehen. Er hilft diesen weiteren Schritt zu machen und er spielt mit seiner Person. Mit seinem Mut, seiner Hoffnung….Das sind dann die entscheidenden Schritte, an welche sich das System der diplomatischen Beziehungen, der Verhandlungen etc. orientiert und auf welches eine längerfristige Lösung der Probleme folgt.

Also, ich denke, dass Franziskus diese Gabe hat. Er hat die Gabe Impulse mit seiner eigenen Persönlichkeit zu geben und er hat eine Begabung Beziehungen mit Staatsoberhäupter und auch mit religiösen Oberhaupte zu führen. Sie sehen in ihm die Kraft der Persönlichkeit, die zu weiteren konkreten Schritten im Leben führt. Von dessen bin ich sehr überzeugt. Diese zwei Sachen schliessen sich nicht gegenseitig aus: das Charisma der Persönlichkeit des Papstes und der diplomatische Dienst, auch, der seiner Mitarbeiter des Vatikanstaates, im weitesten Sinne. Hoffen wir, dass das auch helfen kann in vielen Teilen der Welt Frieden zu bringen, denn das brauchen wir sehr dringend.”

Reformen auf der ganzen Linie

Die Kurienreform galt als ein weiterer prägnanter Punkt des “neuen Papstes”. Bereits am Anfang seines Pontifikates hat er diese Reform zu seinem Schlagwort gemacht und sich damit den grossen internen Problemen der Kirche gewidmet. Lombardi betont, dass es dem Papst nicht um Schnelligkeit geht. Viel eher um Sorgfalt und einen passenden “Rhythmus der Reflexion” basierend auf der Idee von Beratungen. Hier spielt auch der sogenannte K-9 Rat eine tragende Rolle, den Papst Franziskus während seines Pontifikats einführte.

Die Weihnachtsansprache mit den neun Krankheiten von Papst Franziskus für die Kurie erwähnt Lombardi als tragendes Beispiel dafür, dass er die Reform als eine “persönliche Umwandlung“ von jedem Einzelnen sehe. Die mitleidenschaftliche und von den Medien vielzitierte Ansprache hätte genauso gut auf jedes andere Unternehmen umgesetzt werden können.

“Also, das was dem Papst wichtig ist, ist dass die Reform keinen logistischen, organisatorischen Charakter hat, aber, dass sie vor allem eine Erneuerung des Verhaltens mit sich bringt. Das ist auch das, was das Evangelium jeden von uns fragt.“

Familiensynode – Der Weg ist lang

Die Familiensynode hat in gewisser Weise das zweite Jahr von Papst Franziskus monopolisiert. Das Thema Ehe- und Familienpastoral hatte sich der Papst als erste grosse Reformbaustelle im Innerkirchlichen ausgesucht. Dazu verschickte er einen Fragebogen an die Bischofskonferenzen in aller Welt, der vielerorts auch von interessierten Laien ausgefüllt wurde. Für viele eine Sensation, für Lombardi ist der Weg noch lang, aber die Richtung die Richtige:

“Natürlich, die Familie ist sehr mit dem konkreten Leben, der meisten Menschen dieser Welt verbunden und daher ist die Reflexion über dieses Thema anhand des Evangeliums, wie man diese Dimension erlebt, die fundamentalen Problemen der persönlichen und sozialen Themas, ist ein grosser Beitrag auch für die Menschheit und eine Art den Dienst der Kirche weiterzuentwickeln für die Menschheit heute.”

Die Peripherie, die Ausgegrenzten, die Armen

Das Wort Peripherie ist eines dieser Wörter, das man mit Papst Franziskus verbindet.er hat die Armen, die Menschenwürde und die Verteidigung der Schutzlosen von Anfang an in den Mittelpunkt gestellt. Auch in seinem zweiten Jahr habe er das öffentliche Interesse auf die Menschen, “am Rande unserer Gesellschaft“ gelenkt und die Mission der “Rettung der Menschenwürde“ ganz oben auf die Agenda geschrieben. Seien es die Probleme der Migranten, der neuen Sklaven , der Flüchtlinge, die Älteren oder die Kranken. Wichtig erscheint Lombardi, dass er auch die Arbeit von Benedikt XVI. weitergeführt hat mit dem Fokus auf die minderjährigen Opfer des sexuellen Missbrauchs.

“Die minderjährigen Opfer des sexuellen Missbrauchs sind diese menschlichen Personen, dessen Menschenwürde verletzt ist und um die wir uns kümmern müssen. Das wurde auch mit der Gründung der neuen Kinderschutzkommission für Minderjährige, in einer Perspektive – nicht nur auf die Vergangenheit und rückblickend auf Fehler, sondern auch mit einem Blick für die Probleme und die Vorsorge in der Zukunft, klar. Den Missbrauch, auch ausserhalb der Kirche, in der heutigen Welt zu betrachten scheint mir ein wichtiger Schritt vorwärts in der Kontinuität des Engagements von Benedikt XVI, aber mit der Erweiterung des Horizonts und mit der Eingliederung seines Kampfes (von Papst Franziskus) für die wahre Menschenwürde.”

Medien mögen den Papst

Die Medien mögen den Papst, sagt Lombardi. Er weiss es, denn das Interesse ist unglaublich gross und täglich bekommt er drei bis vier Anfragen der “wichtigen Zeitungen” aus allen Teilen der Welt. Das reflektiere einerseits ein Interesse der Menschen und sei andererseits ein Indikator dafür, dass der Papst als moralisches Oberhaupt, als religiöses gefragt sei. Und die Meldungen seien mehrheitlich auch positiv:

“Ich hoffe, dass dies anhält und andauert. Manchmal, vielleicht, gibt es Teile, am Rande dieser medialen Welt. Sie sind von der Freiheit und der Originalität mit welcher der Papst manche Situationen meistert, geprägt. Und die Medien bleiben daraufhin ein wenig orientierungslos, ein wenig verwirrt und betonen eben genau diesen Aspekt. Aber das liegt vielleicht daran, dass sie nicht diesen positiven Ausblick haben, von einem Blickpunkt des Glaubens aus gesehen oder ihnen fehlt der Blickpunkt auch auf die Zukunft, der wichtig ist für das Verständnis und die Begleitung eines Pontifikates wie das von Francesco.”

rv 12.03.2015 no

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