Impuls zum Fest der Taufe des Herrn (Lesejahr B)

Was war in den dreissig Jahren und in den drei Jahren danach?

Ein einfacher Zimmermann
Rosarium Virginis Mariae:
Apostolisches Schreiben Papst Johannes Paul II.: Über den Rosenkranz

Münster, 9. Januar 2015, zenit.org, Dr. Peter von Steinitz

Mit diesem Sonntag endet die weihnachtliche Festzeit. Mit der Taufe im Jordan beginnt Jesus sein öffentliches Wirken, das wir aus dem Evangelium relativ gut kennen. Relativ gut, wenngleich wir über viele Ereignisse aus dem Leben des Herrn gerne mehr wissen möchten. Aber was in den dreissig Jahren bis dahin gewesen ist, das wissen wir nicht, jedenfalls nicht aus der Heiligen Schrift.

Der hl. Johannes Paul II., der ein grosser Rosenkranz-Beter war, hatte sich während seiner Kindheit und Jugend immer wieder gefragt, warum diese lange Zeit im Leben Jesu sich niemals in einem Rosenkranz niedergeschlagen habe.

Nachdem Geburt und frühe Kindheit des Herrn in zusammen gefasster Form den freudenreichen Rosenkranz ausmachen, folgte darauf immer gleich der schmerzensreiche Rosenkranz. Und danach, sehr folgerichtig, die glorreichen Geheimnisse. Aber wenn schon nicht die dreissig Jahre in Nazareth, so sollten doch wenigstens die drei Jahre zwischen Taufe und Leidensweg, da sie sehr inhaltsschwere Ereignisse beinhalten, dem betrachtenden Gebet ebenfalls vorgestellt werden.

Später als Papst hat Woityla dann diesen Gedanken in die Tat umgesetzt: am 16. Oktober 2002 wurde mit dem Apostolischen Schreiben ‘Rosarium Virginis Mariae’ der Lichtreiche Rosenkranz präsentiert, der seitdem in aller Welt von Millionen von Gläubigen schon gebetet worden ist.

Darin wird in fünf Geheimnissen oder Gesätzen betrachtet, wie

– Jesus von Johannes im Jordan getauft worden ist,
– wie er sich bei der Hochzeit zu Kana als der Gottmensch geoffenbart hat,
– wie er in diesen drei Jahren unermüdlich das Evangelium vom Reich verkündet hat,
– wie er vor den drei Aposteln auf dem Berg verklärt worden ist und
– wie er das Testament seiner Liebe, die hl. Eucharistie eingesetzt hat.

Wenn man so will, könnten wir diese fünf Geheimnisse als eine Zusammenfassung des Festes ansehen, das wir vor wenigen Tagen gefeiert haben – Epiphanie, Erscheinung des Herrn.

Bleibt jedoch immer noch die Frage: wie sehen wir die Zeit zwischen dem 12. und dem 30. Lebensjahr Jesu Christi. All diese Jahre in Nazareth waren ja nicht einfach Staffage, damit die Zeit vergehen sollte, die es brauchte, damit Jesus dreissig Jahre alt sein würde, denn erst in diesem Alter war es einem Mann erlaubt, öffentlich zu predigen.

Der hl. Josefmaria war es, der – wie allerdings viele auch schon vor ihm – darauf hingewiesen hat, dass sich in diesen scheinbar bedeutungslosen Jahren doch viel Wichtiges getan hat. Ja, man kann sagen, dass Gott mit Absicht so viele Jahre lang ein einfaches von Arbeit und den gewöhnlichen Dingen des Alltags geprägtes Leben führen wollte, damit jeder Mensch, der einfache wie auch der intellektuelle, sich ein Bild davon machen kann “wi man zer werlte sollte leben“, um mit Walther von der Vogelweide zu sprechen oder wie es in einem modernen Kirchenlied heisst: “Wer leben will wie Gott auf dieser Erde….” – Dort in Nazareth in diesem einfachen Familienleben, in der Werkstatt Josefs, umgeben von der mütterlichen Fürsorge Mariens, da befindet sich der vollkommene Lebensentwurf, den alle Menschen, in unendlich vielen Varianten, nachleben können.

Dürfen wir nun an dieser Stelle die Frage stellen, ob es nicht noch einen fünften Rosenkranz geben sollte, der diese elementaren Gedanken beinhaltet?

Hier ein Vorschlag:

– Jesus, der durch sein Leben in Nazareth Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter der Menschen geheiligt hat,
– Jesus, der durch seinen Gehorsam die Familie geheiligt hat,
– Jesus, der in der Werkstatt Josefs die Arbeit geheiligt hat,
– Jesus, der uns die Gotteskindschaft vorgelebt hat und
– Jesus, der durch seine selbstlose Liebe dem menschlichen Leben einen göttlichen Wert verliehen hat.

Mögen in jedem Fall diese Drei uns verdeutlichen und Hilfestellung geben, damit möglichst alle Menschen erkennen

Erstens: jeder kann heilig werden und
Zweitens: so kann es gehen.

Msgr. Dr. Peter von Steinitz, war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“.

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