Mediziner: Jeder kann schmerzfrei sterben!

Vorsitzender des Hospizverbandes, Hardinghaus, fordert Suizidprävention statt Sterbehilfe

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Der barmherzige Samariter, Johann Karl Loth um 1676– Er warnt ausserdem vor finanziellen Argumenten für eine Erleichterung der Suizidbeihilfe.

Würzburg, kath.net/KNA, 11. November 2014

Der Osnabrücker Mediziner Winfried Hardinghaus erhofft sich ein strafrechtliches Verbot jeder Form organisierter Beihilfe zur Selbsttötung. Es müsse ausserdem alles vermieden werden, das die Suizidbeihilfe “zu einer regelhaften, normalen oder üblichen ärztlichen Massnahme werden liesse”, sagte Hardinghaus der “Tagespost” (Dienstag) in Würzburg. Der Vorsitzende des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes (DHPV) äusserte sich mit Blick auf die “Orientierungsdebatte” zu diesem Thema am Donnerstag im Bundestag. Er forderte auch ein Verbot der Werbung für Suizidbeihilfe.

“Wir können heute jeden Menschen unspektakulär schmerzfrei und würdevoll sterben lassen”, betonte Hardinghaus. Leidvolles Leben sei zudem nicht zwangsläufig menschenunwürdig. Würde werde in der aktuellen Debatte zu oft ausschliesslich mit Selbstbestimmung gleichgesetzt. Nötig sei eine gesellschaftliche Kultur “der Wertschätzung des Lebens auch unter den Bedingungen von Pflege, schwerer Krankheit und Demenz”. Dazu müsse die Palliativpflege zu einem Angebot der Regelversorgung in Kliniken, Heimen und zuhause werden.

Der Mediziner wies auf die insgesamt rückläufige Zahl der Selbsttötungen in Deutschland hin. Gegen diesen Trend nähmen sie jedoch unter alten Menschen deutlich zu. “Zugrunde liegt fast immer die Angst vor Schmerzen, körperlichen Leiden, Alleinsein oder vor dem zur Last fallen”, sagte Hardinghaus. Genau hier müsse Suizidprävention ansetzen.

Hardinghaus warnte ausserdem vor finanziellen Argumenten für eine Erleichterung der Suizidbeihilfe. “Von dieser Motivation zur Entlastung des Gesundheitssystems sind wir gar nicht so weit entfernt”, meinte er. In der Schweiz legitimiere die Akademie der Wissenschaften die Sterbehilfe bereits mit der demographischen Entwicklung. Mit den älteren Menschen seien auch die Gesundheitskosten überproportional gestiegen.

Vergangene Woche hatte auch der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP), Lukas Radbruch, erklärt, es gebe “keine Situation, in der die Palliativmedizin nichts mehr anzubieten hat”.

Bei den allermeisten schwerkranken Patientinnen und Patienten liessen sich mit einfachen palliativmedizinischen Strategien belastende Krankheitssymptome wie Schmerzen, Luftnot, Übelkeit oder Angst wie auch psychosoziale Belastungen weitestgehend lindern. Selbst in Grenzsituationen stünden Handlungsoptionen zur Verfügung. “Den sehr wenigen Patienten, bei denen keine ausreichende Symptomlinderung erreicht werden kann, bleibt die Palliative Sedierung als Option, um unerträgliches Leid zu lindern”, so der Arzt und Wissenschaftler. Der überwachte Einsatz von Medikamenten diene dem Ziel, das Bewusstsein zu reduzieren oder auszuschalten, um so die Belastung durch unerträgliches und durch keine anderen Mittel beherrschbares Leiden zu lindern. “Dies sollte erst dann in Erwägung gezogen werden, wenn alle anderen therapeutischen Massnahmen versagt hätten.”

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