Allerseelen

Evangelium nach Johannes 11,17-27

Auferweckung des Lazarus MichelangeloIn jener Zeit, als Jesus in Betanien ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus.

Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiss ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.

Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.

Marta sagte zu ihm: Ich weiss, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?

Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Ambrosius (um 340 – 397), Bischof von Mailand und Kirchenlehrer
Über den Tod seines Bruders, §6

“Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert” (Joh 11,33)

Warum werde ich um dich, mein Bruder, der mich so sehr geliebt hat und der mir genommen wurde, trauern…? Weil meine Beziehung zu dir nicht abgebrochen ist: Bis jetzt war sie untrennbar mit dem Körperlichen verbunden, jetzt ist sie unzertrennbar von meinen Gefühlen. Du bleibst bei mir und wirst es immer bleiben… Der Apostel Paulus ruft mich zur Besinnung und zügelt in gewisser Weise meine Trauer wenn er sagt…: “Brüder, wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben” (1Thess 4,13)…

Nicht alle Tränen sind etwa Zeichen mangelnden Glaubens oder von Schwäche. Der natürliche Schmerz ist eine Sache, die leere Traurigkeit des Unglaubens eine andere… Der Schmerz ist nicht der einzige, der Tränen hervorruft: Die Freude hat ihre Tränen, auch die Zuneigung kann Tränen hervorrufen, und ein Wort kann den Boden mit Tränen benetzen, auch das Gebet kann nach den Worten des Propheten unser Lager mit Tränen überschwemmen (Ps 6,7). Als die Patriarchen begraben wurden, hielt ihr Volk auch eine grosse Totenklage. Tränen sind also Zeichen der Zuneigung und nicht ein Anreiz zum Weltschmerz. Ich habe bitterlich geweint, ich gebe es zu, aber auch der Herr hat so geweint (Joh 11,35); Er hat um jemand Tränen vergossen, der nicht zu seiner Familie gehörte, ich um einen Bruder. Er hat in einem Menschen alle Menschen beweint; und ich werde dich, meinen Bruder, in allen Menschen beweinen.

Mit einer Verwundbarkeit, die die unsrige ist, hat Christus geweint, nicht mit der seinen, denn Göttlichkeit ist ohne Tränen… Er hat in jenem Mann geweint, der “zu Tode betrübt” war (Mt 26,38); er hat in jenem geweint, der gekreuzigt, der begraben wurde; Er hat geweint in jenem Menschen… geboren aus einer Jungfrau.

Lesungen

Zweites Buch der Makkabäer 12,43-45.

In jenen Tagen veranstaltete Judas, der Makkabäer, eine Sammlung, an der sich alle beteiligten, und schickte etwa zweitausend Silberdrachmen nach Jerusalem, damit man dort ein Sündopfer darbringe. Damit handelte er sehr schön und edel; denn er dachte an die Auferstehung.

Hätte er nicht erwartet, dass die Gefallenen auferstehen werden, wäre es nämlich überflüssig und sinnlos gewesen, für die Toten zu beten.

Auch hielt er sich den herrlichen Lohn vor Augen, der für die hinterlegt ist, die in Frömmigkeit sterben. Ein heiliger und frommer Gedanke! Darum liess er die Toten entsühnen, damit sie von der Sünde befreit werden.

Psalm 130(129),1-2.3-4.5-6ab.6c-8

Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir:
Herr, höre meine Stimme!
Wende dein Ohr mir zu,
achte auf mein lautes Flehen!

Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten,
Herr, wer könnte bestehen?
Doch bei dir ist Vergebung,
damit man in Ehrfurcht dir dient.

Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele,
ich warte voll Vertrauen auf sein Wort.
Meine Seele wartet auf den Herrn
mehr als die Wächter auf den Morgen.

Mehr als die Wächter auf den Morgen
soll Israel harren auf den Herrn.
Denn beim Herrn ist die Huld,
bei ihm ist Erlösung in Fülle.
Ja, er wird Israel erlösen von all seinen Sünden.

Erster Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher 4,13-18

Brüder, wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben.
Wenn Jesus – und das ist unser Glaube – gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen.
Denn dies sagen wir euch nach einem Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die noch übrig sind, wenn der Herr kommt, werden den Verstorbenen nichts voraushaben.
Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt. Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen;
dann werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind, zugleich mit ihnen auf den Wolken in die Luft entrückt, dem Herrn entgegen.

Dann werden wir immer beim Herrn sein.

Tröstet also einander mit diesen Worten!

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