Höchste Zeit für Papst Franziskus

Harte Tage für das interreligiöse Miteinander in Israel

BergpredigtDie Tagespost, 12. Mai 2014, von Oliver Maksan

Es sind harte Tage für das interreligiöse Miteinander in Israel. Jüdische Extremisten schänden und beleidigen vermehrt, was Christen und Muslimen – immerhin etwa 20 Prozent der Bevölkerung – heilig ist. Die Grenzen zwischen Vandalismus und Terror werden durchlässiger. Ganz bewusst setzen sie die Aufmerksamkeit der Medien, die in den Tagen vor dem Papstbesuch auf Israel gerichtet ist, als Waffe für nationalistische und extremistische Ziele ein. Bei der Auseinandersetzung um das Davidsgrab und den Abendmahlssaal handelt es sich zudem um eine von interessierten Kreisen gesteuerte Irreführung der Öffentlichkeit. Eine Übernahme Jerusalems durch den Vatikan steht nämlich nicht bevor.

Die beteiligten Aktivisten und Politiker spielen kalkuliert mit anti-christlichen Ressentiments, die im traumatisierten kollektiven Gedächtnis der Juden mehr oder weniger verdeckt vorhanden sind. Die Botschaft, die sie an die Minderheiten Israels und die Welt senden, ist eindeutig: Israel für die Juden, und nur für sie. Gerade so delegitimieren sie den Judenstaat, den die Welt historischer Gründe wegen grossenteils für moralisch geboten hielt und hält.

Es ist höchste Zeit, dass Israels Führung in Wort und Tat hart gegen die Extremisten vorgeht. Denn jüdischer Extremismus ist nicht nur ein PR-Problem, er zersetzt die ohnehin brüchigen Bande zwischen Israels Mehr- und Minderheit weiter. Es zeigt sich dabei: Auf religiösen Fundamentalismus sind keineswegs nur islamistische Fanatiker abonniert. Risse bekommt auch Israels Mantra, nur im jüdischen Staat genössen religiöse Minderheiten im Nahen Osten volle Religionsfreiheit. Verfassungsmässig garantierte Freiheitsrechte sind nur dann wirklich realisiert, wenn die nötige Sicherheit und gesellschaftliche Anerkennung für ihre Ausübung gewährleistet ist. Die Kirche im Heiligen Land reagiert derweil genau richtig. Entschlossen setzt sie sich für die Rechte der Minderheiten ein, giesst aber kein zusätzliches Öl ins Feuer der Extremisten. So sehr die Ereignisse auch die Vorfreude auf den Papstbesuch mindern: Die Worte von Papst Franziskus kommen genau zur rechten Zeit.

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