Konzil setzte praktizierende Glaubende voraus
Kurienkardinal Koch:
Die gehaltvolle Liturgietheologie des Zweiten Vatikanischen Konzils setzt praktizierende Glaubende voraus, doch könne heute “nicht mehr einfach von dieser Voraussetzung ausgegangen werden”.
St. Pölten, kath.net/dsp, 27. Febraur 2014
Freude in der Diözese St. Pölten über einen hochrangigen Besuch aus dem Vatikan: Kurienkardinal und “Ökumene-Minister” Kurt Koch referierte vor rund 150 diözesanen Priestern, Diakonen und Pastoralassistent/innen über die “Schätze in der katholischen Liturgie”. Der gebürtige Schweizer ist seit Juli 2010 Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.
Er ruft dazu auf, “die Schönheit der katholischen Liturgie” wiederzuentdecken. Gerade auch im intensiven Gespräch mit anderen christlichen Konfessionen sei ihm der “Reichtum der eigenen Riten bewusst geworden”. Dabei könnte man viel voneinander lernen. Von den evangelischen Christen etwa die Bedeutung des Wortes Gottes für die Liturgie. Umgekehrt sei durch den ökumenischen Dialog in der evangelischen Kirche die Wertschätzung für die Doxologie gestiegen.
Grosse Hoffnung in Treffen Patriarch und Papst im Mai
Von der orthodoxen Christenheit habe die römisch-katholische Kirche die kosmologische Bedeutung der Liturgie stärker erkannt. Die Liturgien des Ostens seien von der Verschränkung der auf Erden gefeierten Liturgie mit der himmlischen Liturgie stark durchdrungen. Umgekehrt könnten orthodoxe Christen von der katholischen Kirche lernen, die Liturgie besser für die Gläubigen zu erschliessen, etwa in der Diaspora. Grosse Hoffnung setzt Koch auf die Begegnung des Ökumenischen Patriarchs von Konstantinopel, Bartholomeos I., mit Papst Franziskus im Mai in Jerusalem. Diese solle wieder die Leidenschaft für Gemeinsames anfachen. Denn “wir sind letztlich eine Kirche”. Dabei zitierte der Kardinal die Worte von Papst Johannes Paul II. “die eine katholische Kirche atmet richtig nur mit beiden Lungen, Ost und West”. Wichtig für die Ökumene sei dabei das Gebet. Im Übrigen stellte er fest, dass es viele Anfragen verschiedenster christlicher Konfessionen gebe, die um ein Treffen mit dem Papst und um seinen Segen bitten. Auch im Gespräch mit dem Judentum, also den christlichen Wurzeln, könne die römische Kirche lernen – etwa die Bedeutung der Preisung Gottes.
Weiters betont der Kurienkardinal: “Die ganze Kirche ist zum Gotteslob berufen. Das müssen Christen auch weitererzählen. Denn die Freude und den Reichtum, den glaubende Menschen empfangen, können sie unmöglich für sich behalten.” Die Liturgie der Kirche finde ihre höchste Zielbestimmung im Gotteslob der Schönheit Gottes, zu dem das neue “Gotteslob” anleiten wolle. Harmonisch sei es, wenn der Dreiklang Empfang der Botschaft Gottes, das Lob Gottes und das Weitersagen stimme. “Die Liturgie bringt es an den Tag, dass die Christen ihre erste und grundlegende Weise des Tuns im Danken finden”, so der Kardinal.
Kirche ist dort, wo Liturgie gefeiert wird
Koch betont: “Kirche ist dort, wo Liturgie gefeiert wird.” Auch das Zweite Vatikanische Konzil spreche von der Liturgie als Wesensbestandsteil der Kirche – mit der Feier der Eucharistie als Quelle und Höhepunkt. Darum sei es auch nötig, dass sich die Gemeinde zum Gottesdienst versammelt. Es treffe die Kirche also im Kern, wenn die Teilnahme an Gottesdienstfeiern zurückgeht.
Das Kirchenverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils zeichne sich durch eine gottesdienstliche Konzentration aus, die “erfreulicherweise wieder entdeckt worden ist”. Das Konzil habe es sich zum Ziel gesetzt, das christliche Leben unter den Gläubigen mehr und mehr zu vertiefen. “Darum hält es das Konzil auch in besonderer Weise für seine Aufgabe, sich um Erneuerung und Pflege der Liturgie zu sorgen”, so die Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium. Diesem Prinzip seien folgende Prinzipien verpflichtet: das Prinzip der tätigen Teilnahme aller Glaubenden an der Liturgie, das Prinzip der leichteren Verstehbarkeit der Liturgie und das Prinzip der organischen Entwicklung der Liturgie.
Konzil setzte praktizierende Glaubende voraus
Das Kernproblem in der heutigen pastoralen Praxis bestehe darin, dass die gehaltvolle Liturgietheologie des Zweiten Vatikanischen Konzils praktizierende Glaubende voraussetzt, “dass aber heute nicht mehr einfach von dieser Voraussetzung ausgegangen werden kann.” Es gelte deshalb, katechumenale bzw. präkatechumenale Feiern und sakramentale Liturgien zu unterscheiden gemäss dem Grundsatz, dass nicht jede gottesdienstliche Feier bereits kirchliche Liturgie sei.
Der innerste Bereich des Arkanum des christlichen Glaubens und des kirchlichen Lebens sei uns mit der Liturgie der Eucharistie anvertraut. In der Eucharistie würden wir am intensivsten die grenzenlose Liebe Jesu Christi erfahren, der sein eigenes Leben bis zur Preisgabe am Kreuz investiert habe. Die Eucharistie sei deshalb auch die grosse Schule der Liebe: Jeden Tagen müssten wir neu lernen, die Eucharistie zu feiern und sie zu leben; umgekehrt lehre uns die Eucharistie, wie wir als Christen recht leben könnten. “Wir sind deshalb berufen, eucharistische Menschen zu sein, deren Leben selbst zum Gotteslob und zum ‘eucharistischen Hochgebet’ (Franz von Assisi) wird.”
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