Anbetung oder Ablehnung

Sterndeuter aus dem Osten

Damals wie heute finden wir den Hass der Mächtigen gegen Jesus Christus und Christen bis hin zur Christenverfolgung. Von Bischof Heinz Josef Algermissen.

Fuld, kath.net/pbf, 6. Januar 2014

“Als Jesus geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.” (Matthäus 2, 1 – 2).

Der Bericht des Evangeliums über das Erscheinen von Sterndeutern, die nach dem Messias fragen, hat von Anfang an die christlichen Theologen zum Nachdenken angeregt.

Die Kirchenväter lehrten, es seien drei gewesen, nämlich die Vertreter der drei im Altertum bekannten Erdteile: Asien, Afrika und Europa. Sie sahen in den drei Weisen das Wort der Schrift erfüllt, dass alle Völker der Erde Gottes Heil schauen werden. Die Sterndeuter bestätigen sichtbar, dass Menschen aller Erdteile auf der Suche nach dem Erlöser sind.

Die jüdischen Schriftgelehrten wurden zum Symbol für alle, die zwar den Glauben als Lehre kennen, jedoch weder Hände noch Füsse rühren, um ihn zu praktizieren, Symbol also für Gleichgültigkeit und Erstarrung. Schliesslich sahen die Kirchenväter in Herodes alle Inhaber der Macht verkörpert, die um der Machterhaltung willen brutal jedwede Konkurrenz ausschalten, und sei es ein Kind, dem königliche Abstammung nachgesagt wird. Diese Konstellation dreier Gruppen, die Suchenden, Gleichgültigen und Mächtigen, kehrt in sämtlichen Perioden der Geschichte wieder – bis auf den heutigen Tag.

Auch heute entdecken wir unter den Völkern der Erde den Aufbruch hin zu Jesus Christus. Es gibt ihn in Afrika, wo die Zahl der Getauften stärker wächst als die Zahl der Gesamtbevölkerung. Es gibt ihn in Lateinamerika, wo Christen sich an die Spitze einer sozialen, politischen und religiösen Erneuerung setzen.

Damals wie heute gibt es aber auch die gleichgültigen Bescheidwisser, die Schriftgelehrten und Theoretiker, die über jeden Buchstaben der Glaubenslehre Auskunft geben können, aber kaum daran denken, für ihr eigenes Leben Konsequenzen zu ziehen. Es gibt die müde und bequem gewordenen Christen, deren Leben nicht mehr vom Glauben an Jesus Christus geformt ist. Gehört nicht weitgehend unsere europäische Christenheit dazu? Wird nicht bei uns viel geredet, aber recht wenig gelebt? Gibt es nicht viel perfekte Organisation, aber wenig Inspiration und Perspektive?

Damals wie heute finden wir den Hass der Mächtigen gegen Jesus Christus und Christen bis hin zur Christenverfolgung. Was sie fürchten, ist die Macht des Kindes, das in die Welt gekommen ist, um Zeugnis für die Wahrheit abzulegen.

Auf den leuchtenden Stern, den Heiland und Erlöser, zielt die Suche der Sterndeuter und aller, die in ihre Fussstapfen treten. Ihm gilt die Gleichgültigkeit der Schriftgelehrten und ihrer Nachfolger, die alles gelernt haben, nur nicht die Kniebeuge, um anzubeten. Auf ihn geht die Verfolgung des Herodes und aller sich absolut setzenden Machthaber. Jesus Christus ist die geheimnisvolle Mitte der Menschheitsgeschichte. An ihm entscheiden sich Heil oder Unheil. Ihm gegenüber gibt es keine Neutralität, sondern nur Ablehnung oder Anbetung, in welcher Form auch immer.

Daher ist es auch unwichtig zu wissen, ob die Weisen aus dem Orient nun Könige waren oder nicht. Die Kirchenväter kannten die Bibel und wussten, dass darin nichts von Königen steht. Und doch taten sie recht daran, die suchenden Weisen mit Kronen darzustellen. In nichts anderem besteht die königliche Würde des Menschen als darin, dass er sich aufmacht, um die Wahrheit zu suchen, und dass er die Knie beugt, um die menschgewordene Liebe Gottes anzubeten.

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