Pakistan: “Neue Qualität der Gewalt gegen Christen”

Missio-Deutschland zum Attentat von Peshawar

Kirche in Not: Pakistan

“Christliches Leben in Pakistan noch schwieriger als es bisher schon war” – Bischöfe: Attentat Zeichen einer zunehmenden religiösen Intoleranz, die alarmierendes Ausmass erreicht hat.

Islamabad, 24.09.2013, KAP

Nach dem Anschlag auf eine Kirche in Pakistan mit 85 Toten sehen die deutschen Päpstlichen Missionswerke (Missio Aachen) eine neue Qualität der Gewalt gegen religiöse Minderheiten in dem Land. “Christen und andere religiöse Minderheiten in Pakistan sind zwar in der Vergangenheit schon Opfer von Angriffen geworden, Kirchen und Gottesdienste sind davon aber bisher weitgehend verschont geblieben”, erklärte Missio-Präsident Klaus Krämer am Dienstag in Aachen. “Es hat auch ein solches Ausmass an Toten und Verletzten bisher nicht gegeben.”

Am Sonntag waren bei einem Anschlag auf eine anglikanische Kirche in Peshawar 85 Menschen getötet worden. “Es bereitet uns Sorge, dass Christen jetzt anscheinend nicht mehr ohne Angst Gottesdienst feiern können. Damit wird christliches Leben in Pakistan noch schwieriger, als es bisher schon war,” fügte Krämer hinzu.
Die pakistanische Regierung müsse alles dafür tun, religiöse Minderheiten zu schützen. Die Bewachung von Kirchen durch Sicherheitskräfte sei in der angespannten Lage ein wichtiges Element. Noch wichtiger aber sei die Arbeit für einen dauerhaften Religionsfrieden und Harmonie zwischen den Glaubensgruppen. In diesem Zusammenhang forderte der Geistliche die Abschaffung der Blasphemiegesetze und die Reformierung des Schulunterrichts mit Blick auf die Darstellung der Religionen in Pakistan.

Missio Aachen startet am 7. Oktober eine “Aktion Lebenszeichen”, um in Deutschland spirituelle Solidarität mit bedrängten Christen in aller Welt zu organisieren. Das Hilfswerk stellt interessierten Gruppen Aktionsmaterial, Infoflyer und Liturgische Hilfen zur Verfügung, mit denen sie Gottesdienste oder andere öffentliche Veranstaltungen organisieren können, in denen am Beispiel des Schicksals bedrängter Christen aus Pakistan, Ägypten, Nigeria und Indonesien auf Verletzungen des Menschenrechts der Religionsfreiheit weltweit hingewiesen wird.

Als einen “schändlichen Akt der Feigheit” haben die katholischen Bischöfe Pakistans den Anschlag bezeichnet. Das Attentat sei ein Beweis, dass “eine zunehmende religiöse und sektiererische Intoleranz ein alarmierendes Ausmass erreichen”, sagte der Erzbischof von Karachi, Joseph Coutts, in einer Erklärung und forderte, dass die Regierung “sofortige Schritte ergreifen muss, um die Verantwortlichen für diesen Anschlag festzunehmen”.

Aber nicht nur die Kirche, das ganze Land sei über die Todesfälle erschüttert, berichtete Bischof Sebastian Shaw, Apostolischer Administrator der Erzdiözese Lahore, am Montag im Gespräch mit dem internationalen Hilfswerk “Kirche in Not”. Mehr als 80 Menschen seien am Sonntag begraben worden, und der Zustand einiger Überlebender sei nach wie vor kritisch, so Shaw weiter. Aus einigen christlichen Quellen im Lande ist zu hören, dass die Zahl der Toten letztendlich bei über 100 Menschen liegen könnte.

Die Attentäter sprengten sich unmittelbar nach dem Sonntagsgottesdienst vor der anglikanischen Kirche im Bezirk Kohati Gate in Peshawar in die Luft. Peshawar ist die Hauptstadt der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, die man früher auch als Nordwest-Grenzprovinz bezeichnete, in der es zahlreiche Stützpunkte islamistischer extremistischer Gruppen gibt.
Die militante Gruppierung Tahrik-e-Taliban Jandullah erklärte, sie habe die Anschläge als Vergeltungsmassnahme für die Drohnenangriffe der USA verübt. Hingegen wurde in einer Erklärung der führenden Talibangruppe Pakistans, Tahrik-e-Taliban Pakistan, klar zum Ausdruck gebracht, dass diese keinerlei Verantwortung für den Anschlag auf die Kirche übernimmt.

Pakistans Premierminister Nawaz Sharif verurteilte den Anschlag mit den Worten: “Terroristen haben keine Religion – und auf unschuldige Menschen zu zielen, widerspricht der Lehre des Islams und aller anderen Religionen.” Nach dem Attentat wurde eine dreitägige Staatstrauer vom 23. bis 25. September angeordnet. Erzbischof Coutts gab bekannt, dass auch die kirchlichen Bildungseinrichtungen in dieser Zeit geschlossen bleiben werden.

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