Impuls zum Barmherzigkeitssonntag

Seid barmherzig wie euer Vater im Himmel barmherzig ist (Lk 6,36)

BarmherzigkeitssonntagBarmherzigkeitssonntag

Münster, Msgr. Dr. Peter von Steinitz

Nach allem, was wir bisher von Papst Franziskus gehört haben, könnten wir sagen: wäre der Barmherzigkeitssonntag nicht schon durch den seligen Papst Johannes Paul II. eingeführt worden, der neue Papst würde es sicher tun. Das Wort von der Barmherzigkeit ist für Papst Franziskus so etwas wie ein Schlüsselwort. Beim Gebet des Regina Coeli sagte er am Ostersonntag: “Ein wenig Barmherzigkeit lässt die Welt weniger kalt und gerechter erscheinen.”

Und das ist auch mehr als verständlich, denn unsere Welt wird in steigendem Masse von der Unbarmherzigkeit geprägt. Dabei sind es nicht nur die bösen Taten einzelner Personen oder ganzer Regierungen, die die Menschen erschüttern. Oder die verirrte Gesetzgebung in vielen westlichen Staaten, die menschliches Leben unbarmherzig zur Disposition stellt. Im gewöhnlichen Zusammenleben der Menschen ist da auch eine entsprechende Tendenz. Trotz aller gleichzeitig herrschender “political correctness” nimmt man eine zunehmende Ruppigkeit im öffentlichen Leben wahr.

Die Lösung, die der Papst meint, liegt weniger darin, dass mehr Barmherzigkeit von Staats wegen verordnet wird. So etwas wäre nicht möglich. Vielmehr muss jeder, auch Sie und ich, selber damit beginnen und nicht warten, dass der andere den Anfang macht. Man könnte das Wort eines anderen grossen Heiligen in dieser Richtung variieren: “Wo keine Liebe ist, da setze du Liebe ein, und dann wirst du Liebe empfangen“ (hl. Johannes vom Kreuz). Wenn es stimmt, dass jeder Mensch gerne Barmherzigkeit erlebt, dann darf er nicht warten, dass ein anderer den Anfang macht, denn alle anderen warten auch darauf. Vielmehr muss er so handeln wie Papst Franziskus und auf die Menschen zugehen.

Als der sel. Johannes Paul II. den Sonntag nach Ostern zum Barmherzigkeitssonntag erklärte, brauchte er die liturgischen Texte des Tages gar nicht zu ändern, sie passten ohne weiteres zu dem neuen Festgedanken. Das Tagesgebet beginnt mit den Worten: “Barmherziger Gott…..“, und das Evangelium berichtet von der Einsetzung des Sakraments der Barmherzigkeit durch Jesus: “Empfangt des Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem sind sie verweigert“ (Joh 20.23).

“Öffnet die Tore der Kirchen und die Menschen werden eintreten … wenn ihr das Licht im Beichtstuhl einschaltet und da seid, werdet ihr sehen, wie sich die Menschen für die Beichte anstellen werden“, sagte Papst Franziskus am Gründonnerstag in einem Gespräch mit Priestern.

In gewissem Sinne ist Papst Bergoglio so etwas wie ein wieder gekehrter Franziskus, dessen Liebe zu den Armen und zur Schöpfung er nachahmt.

Der hl. Franziskus von Assisi hat aber auch die Barmherzigkeit in vielfacher Hinsicht verkündet und vorgelebt. Besonders hat er auf das Sakrament der Beichte hingewiesen, denn wenn wir barmherzig sein sollen zu anderen, fällt uns das natürlich leichter, wenn wir die unendliche Barmherzigkeit Gottes am eigenen Leib kennen gelernt haben.

In seinem “Brief an die Gläubigen“ schreibt der hl. Franziskus, der selber kein Priester war:

“Wir alle müssen ja unsere Sünden dem Priester beichten; und von ihm lasst uns den Leib und das Blut unseres Herrn Jesus Christus empfangen. 
Wer sein Fleisch nicht isst und sein Blut nicht trinkt (vgl. Job 6,55.57), “kann nicht in das Reich Gottes eingehen“ (Joh 3,5). 
Doch soll man würdig essen und trinken, denn wer unwürdig empfängt, “der isst und trinkt sich das Gericht, weil er den Leib des Herrn nicht unterscheidet“ (l. Kor 11,29), das heisst: unterschiedslos behandelt. Lasst uns überdies “würdige Früchte der Busse bringen“ (Lk 3,8).
Und lasst uns unsere Nächsten lieben wie uns selbst (vgl. Mt 22,39). 
Und wenn einer sie nicht genauso lieben will wie sich selbst, so möge er ihnen wenigstens nichts Böses antun, sondern Gutes erweisen.“

Der hl. Franziskus hatte – genauso wie alle grossen Heiligen und auch genauso wie alle Päpste – eine grosse Liebe zur Gottesmutter.

Er betet zu ihr um die Tugenden:

Sei gegrüsst, Herrin, heilige Königin, heilige Gottesmutter Maria, du bist Jungfrau, zur Kirche gemacht und erwählt vom heiligsten Vater im Himmel, die er geweiht hat mit seinem heiligsten geliebten Sohn und dem Heiligen Geiste, dem Tröster; in der war und ist alle Fülle der Gnade und jegliches Gute.
Sei gegrüsst, du sein Palast.
Sei gegrüsst, du sein Gezelt.
Sei gegrüsst, du seine Wohnung.
Sei gegrüsst, du sein Gewand.
Sei gegrüsst, du seine Magd.
Sei gegrüsst, du seine Mutter.

Und seid gegrüsst ihr heiligen Tugenden alle, die durch die Gnade und die Erleuchtung des Heiligen Geistes in die Herzen der Gläubigen eingegossen werden, um sie aus Ungläubigen zu Gott getreuen Menschen zu machen.

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