Ein grosser Lehrer der Kirche

“Und ER wird auf ihn zeigen …“ – Komm, Heiliger Geist

Wir dürfen sicher sein, dass der Papst seine Entscheidung lange durchdacht, durchbetet und dann als Vorsehung des Heiligen Geistes angenommen hat – genauso wie am 19. April 2005 überraschend das “Fallbeil” auf ihn gefallen war. Von Georg Dietlein

Vatikan-Köln, kath.net/gd, 12. Februar 2013

Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. am 11. Februar 2013, dem Gedenktag unserer Lieben Frau von Lourdes, kam für viele überraschend. Nur wenige hatten damit gerechnet. Dass sich dem 85-jährigen Pontifex angesichts seines gesundheitlichen Zustandes und seines hohen Alters eines Tages die Frage stellen würde, wie es mit ihm und der Kirche weiter gehen soll, war selbstverständlich.

Anzeichen für einen “spontanen” Rücktritt hatte es allerdings nicht gegeben. Wir dürfen daher sicher sein, dass der Papst seine Entscheidung lange durchdacht, durchbetet und schliesslich als Vorsehung des Heiligen Geistes für sich angenommen hat – genauso wie am 19. April 2005 für ihn überraschend das “Fallbeil” auf ihn gefallen war.

Sein Rücktritt ist Zeichen seiner Grösse und Demut vor Gott.

Der Rücktritt eines Papstes ist – im Gegensatz zum altersbedingten Rücktritt von Bischöfen – eher ungewöhnlich. Bisher gab es in der Kirchengeschichte mit Papst Coelestin V. im Jahre 1294 allein einen Fall eines solchen Papstrücktritts. Doch auch wenn für uns ein solcher Akt als eine Neuerung in der Amtsführung von Päpsten erscheint – das katholische Kirchenrecht sieht ihn ausdrücklich vor: “Falls der Papst auf sein Amt verzichten sollte, ist zur Gültigkeit verlangt, dass der Verzicht frei geschieht und hinreichend kundgemacht, nicht jedoch, dass er von irgendwem angenommen wird.” (can. 332 § 2 CIC)

Auch der Papst ist in erster Linie Bischof von Rom. Als solcher kann er seinen Rücktritt freilich nicht – wie ein normaler Bischof der Weltkirche – bei seinem “Dienstvorgesetzten”, dem Bischof von Rom, einreichen. Das Amt des Papstes ist allerdings immer ein zeitliches Amt, das nicht einmal mit einer gesonderten Weihe übergeben wird. Papst wird man durch seine Wahl zum Bischof von Rom. Ist der Gewählte bereits Bischof, so beginnt sein Dienst bereits in diesem Augenblick. Ab diesem Moment ist der Gewählte Nachfolger des heiligen Apostels Petrus, “Fels der Kirche”, den der Heilige Geist – so das Versprechen Jesu Christi (vgl. Mt 16,18) – immer und unfehlbar in der Wahrheit halten wird. Mit seinem Rücktritt oder Tod wiederum endet dieser besondere und wichtige Petrusdienst in und an der Kirche.

Mit seinem Rücktritt wird sich Papst Benedikt XVI. aus dem öffentlichen Leben zurückziehen. Er wird die Zukunft der Kirche der Fügung des Heiligen Geistes und seinem Nachfolger überlassen. Dies kann gerade in diesem Jahr des Glaubens umso besser erfolgen, in dem der Papst seinen Rücktritt in einer “friedlichen Minute” einreicht. Bereits 2010 äusserte der Papst in seinem Interviewbuch “Licht der Welt”: “Zurücktreten kann man in einer friedlichen Minute, oder wenn man einfach nicht mehr kann. Aber man darf nicht in der Gefahr davonlaufen und sagen, es soll ein anderer machen. … Wenn ein Papst zur klaren Erkenntnis kommt, dass er physisch, psychisch und geistig den Auftrag seines Amtes nicht mehr bewältigen kann, dann hat er ein Recht und unter Umständen auch eine Pflicht, zurückzutreten.” (S. 47)

Die Amtszeit von Joseph Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation (1982 – 2005) und als Papst Benedikt XVI. (2005 – 2013) war durchzogen von der Frage nach der Wahrheit im Rahmen grosser gesellschaftlicher Umbrüche. Stets ging es dem Papst darum, Jesus Christus selbst, der die Wahrheit ist, ins Zentrum der Kirche zu rücken und von ihm zu lernen. Unvergessen bleiben hier seine Erklärung “Dominus Jesus”, seine Enzykliken und sein grosses Jesus-Buch. Das umfangreiche Schrifttum dieses Papstes, der eines grossen Kirchenlehrers würdig ist, wird die Kirche noch viele Jahrhunderte lang beschäftigen. Sein Nachfolger wird sich verstärkt mit der Frage beschäftigen müssen, wie die Kirche Christi mit ihrer Botschaft die Menschen von heute neu erreichen, wie sie noch überzeugender auftreten und missionarischer in die Welt hineinwirken kann. Vermutlich kommt es 50 Jahre nach Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils wieder zu einem neuen Aufbruch in der Kirche. Der Nachfolger von Papst Benedikt XVI. wird in jedem Falle jünger sein als er und noch viele Missions- und Pastoralreisen unternehmen können.

In seinem “Römischen Tripytchon” hat der selige Papst Johannes Paul II. dem Konklave nach seinem Tod ein Paar Zeilen gewidmet, die auch für das Konklave 2013 gelten: “Es ist wichtig, dass Michelangelo beim Konklave den Menschen dies bewusst macht. Vergesst nicht: Omnia nuda et aperta sunt ante oculos Eius. DU, der DU alles durchschaust – zeige auf jenen!

“Und ER wird auf ihn zeigen …” – Komm, Heiliger Geist

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