Katechesen Papst Benedikt XVI. zum Heiligen Augustinus

Fünf Generalaudienzen
(1) Mittwoch 9. Januar 2008

Liebe Brüder und Schwestern!
Nach den großen Weihnachtsfeierlichkeiten möchte ich zu den Betrachtungen über die Kirchenväter zurückkehren und heute über den größten Vater der lateinischen Kirche sprechen, den hl. Augustinus: Als ein Mann voll Leidenschaft und Glauben, von höchster Intelligenz und unermüdlicher pastoraler Sorge ist dieser große Heilige und Kirchenlehrer zumindest dem Rufe nach oft denen bekannt, die das Christentum nicht kennen oder nicht mit ihm vertraut sind, da er eine sehr tiefe Spur im kulturellen Leben des Abendlandes und der ganzen Welt hinterlassen hat. Aufgrund seiner einzigartigen Bedeutung hatte der hl. Augustinus einen sehr großen Einfluß, und man könnte einerseits behaupten, daß alle Wege der lateinischen christlichen Literatur nach Hippo führen (dem heutigen Annaba an der Küste Algeriens), dem Ort, wo er Bischof war, und andererseits, daß von dieser Stadt des römischen Afrikas, deren Bischof Augustinus von 395 bis zu seinem Tod im Jahr 430 war, viele andere Wege des nachfolgenden Christentums und der abendländischen Kultur ausgehen.

Der Heilige Augustinus
(2) Mittwoch 16. Januar 2008

Liebe Brüder und Schwestern!
Wie schon am vergangenen Mittwoch will ich heute über den großen Bischof von Hippo, den hl. Augustinus, sprechen. Vier Jahre vor seinem Tod wollte er seinen Nachfolger ernennen. Dazu versammelte er am 26. September 426 das Volk in der Friedensbasilika in Hippo, um den Gläubigen den Mann vorzustellen, den er für diese Aufgabe bestimmt hatte. Er sagte: »In diesem Leben sind wir alle sterblich, aber der letzte Tag dieses Lebens ist für jeden einzelnen immer ungewiß. Trotzdem hofft man in der Kindheit, zum Jünglingsalter zu gelangen; im Jünglingsalter zur Jugend; in der Jugend zum Erwachsenenalter; im Erwachsenenalter zur Zeit der Reife; in der Zeit der Reife zum Alter. Man ist nicht sicher, dahin zu gelangen, aber man hofft darauf. Das Alter hat hingegen keinen weiteren Zeitabschnitt vor sich, auf den es hoffen könnte; seine Dauer selbst ist ungewiß… Ich kam durch Gottes Willen in der Blüte meines Lebens in diese Stadt; aber jetzt ist meine Jugend vorüber, und ich bin nun alt« (Ep. 213,1). An dieser Stelle nannte Augustinus den Namen des designierten Nachfolgers, des Priesters Heraclius. Die Versammlung brach in zustimmenden Beifall aus und wiederholte dreiundzwanzig Mal: »Gedankt sei Gott! Gelobt sei Christus!« Mit weiteren Akklamationen stimmten die Gläubigen außerdem allem zu, was Augustinus dann hinsichtlich seiner künftigen Vorhaben sagte: er wollte die ihm noch verbleibenden Jahre einem intensiveren Studium der Heiligen Schrift widmen (vgl. Ep. 213,6).

Der Heilige Augustinus
(3) Mittwoch 30. Januar 2008

Liebe Brüder und Schwestern!
Nach der Gebetswoche für die Einheit der Christen kehren wir heute zu der großen Gestalt des hl. Augustinus zurück. Mein lieber Vorgänger Johannes Paul II. hat ihm 1986, das heißt zum 1600. Jahrestag seiner Bekehrung, ein langes und gedankenreiches Dokument, das Apostolische Schreiben Augustinum Hipponensem, gewidmet. Der Papst selbst nannte diesen Text “einen Dank an Gott für das Geschenk, das mit jener wunderbaren Bekehrung der Kirche und durch sie der ganzen Menschheit zuteil geworden ist”. Auf das Thema seiner Bekehrung möchte ich bei einer der nächsten Audienzen zurückkommen. Es ist nicht nur für sein persönliches Leben, sondern auch für unser Leben ein fundamentales Thema. Im Evangelium am vorigen Sonntag hat der Herr selbst seine Verkündigung mit dem Wort: “Kehrt um!” zusammengefaßt. Wenn wir dem Weg des hl. Augustinus folgen, könnten wir darüber nachdenken, was diese Bekehrung ist: Sie ist etwas Endgültiges, Entscheidendes, aber die grundlegende Entscheidung muß sich entwickeln, muß sich in unserem ganzen Leben verwirklichen.

Der Hl. Augustinus
(4) Mittwoch 20. Februar 2008

Liebe Brüder und Schwestern!
Nach der kurzen Unterbrechung durch die Exerzitien in der vergangenen Woche kommen wir heute zur großen Gestalt des hl. Augustinus zurück, über den ich bereits mehrmals in den Mittwochskatechesen gesprochen habe. Er ist der Kirchenvater, der die größte Zahl an Werken hinterlassen hat, und über diese will ich heute kurz sprechen. Einige Schriften des Augustinus sind von grundlegender Bedeutung, und dies nicht nur für die Geschichte des Christentums, sondern für die Entwicklung der gesamten abendländischen Kultur: das deutlichste Beispiel sind die Confessiones, zweifellos eines der meistgelesenen Bücher der christlichen Antike. Wie verschiedene Kirchenväter der ersten Jahrhunderte, aber in unvergleichlich größerem Ausmaß, übte auch der Bischof von Hippo in der Tat einen weitreichenden und anhaltenden Einfluß aus, wie schon aus der überreichen Handschriftenüberlieferung seiner Werke deutlich wird, die wirklich sehr zahlreich sind.

Der Hl. Augustinus
(5) 27. Februar 2008

Liebe Brüder und Schwestern!
Mit der heutigen Begegnung möchte ich die Vorstellung der Gestalt des hl. Augustinus abschließen. Nachdem wir uns bei seinem Leben, seinen Werken und einigen Aspekten seines Denkens aufgehalten haben, möchte ich heute auf seinen inneren Weg zurückkommen, die aus ihm einen der größten Bekehrten der christlichen Geschichte gemacht hat. Dieser seiner Erfahrung habe ich im besonderen meine Überlegung während der Pilgerreise gewidmet, die ich im vergangenen Jahr nach Pavia unternommen habe, um die sterblichen Überreste dieses Kirchenvaters zu verehren. Auf diese Weise wollte ich ihm die Ehrerbietung der ganzen katholischen Kirche bezeigen, aber auch meine persönliche Verehrung und Dankbarkeit gegenüber einer Gestalt sichtbar machen, der ich mich sehr verbunden fühle wegen der Rolle, die sie in meinem Leben als Theologe, Priester und Hirt gespielt hat.

09. Januar 2008
16. Januar 2008
30. Januar 2008
20. Februar 2008
27. Februar 2008
Pilgerreise Papst Benedikt XVI. nach Pavia
Bekehrung des Hl. Augustinus;  1600 Jahrestag “Augustinum Hipponensem”
Pastoralbesuch Papst Benedikt XVI. in Vigevano und Pavia

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