Eine Helferin in aussichtslosen Fällen
Das Weinstockwunder von Cascia
Quelle
Video der Hl. Rita von Cascia (italienisch)
Hl. Rita von Cascia
Von Johann Werfring
Die Wiener Augustinerkirche hat auch ausserhalb der sogenannten Herzerlgruft viele besichtigungswürdige historische und künstlerische Highlights zu bieten.
In vielen Kirchen können Kultur- und Geschichtsinteressierte echte “Entdeckungen” machen. Eines der berühmtesten Gotteshäuser Wiens ist die Augustinerkirche in der Innenstadt. Betritt man sie vom Josefsplatz aus, so wird man sogleich eines beeindruckenden Kenotaphs ansichtig, welches – wie einer Inschrift zu entnehmen ist – Herzog Albert von Sachsen-Teschen seiner “besten Gattin” (“uxori optimae”), namentlich Maria Christina von Österreich (1742 bis 1798), die als Lieblingstochter Kaiserin Maria Theresias gilt, hatte errichten lassen.
Überregional berühmt ist auch die Herzgruft (vulgo “Herzerlgruft”) der Kirche, wo in Urnen die Herzen von 54 Habsburgern beigesetzt sind.
Information
Augustinerkirche
1010 Wien, Augustinerstrasse 3
Info: Tel. (01) 533 09 47 0
Anmeldung zu Kirchenführungen:
Tel (01) 533 70 99 (Fr. Lechner)
Das Weinstockwunder von Cascia
Im vorderen Teil des Gotteshauses befindet sich das Gemälde einer hierzulande wenig bekannten Patronin aus dem Mittelalter. Es handelt sich um eine der beiden in Wien verehrten Heiligen, die mit einem Rosenwunder in Zusammenhang stehen. Während die heilige Elisabeth von Thüringen vor allem in der Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläumskirche am Mexikoplatz Verehrung geniesst, ist die Kultstätte der heiligen Rita von Cascia in der Augustinerkirche verortet.
Der Legende nach trotzte Rita der Natur nicht nur im Zusammenhang mit Rosen, die auf wundersame Weise im Winter zu blühen begannen, Ungewöhnliches ab. Auch ein Feigenbaum soll auf Ritas Verlangen bei klirrender Kälte Früchte getragen haben. Während ihrer Zeit als Nonne im Kloster in der italienischen Gemeinde Cascia in Umbrien hatte sie von der Äbtissin den Auftrag erhalten, täglich einen an der Klostermauer befindlichen verdorrten Weinstock zu giessen. Freilich war das eine vordergründig sinnlos erscheinende Arbeit. Allerdings hatte sie diese Aufgabe zu erfüllen, um Gehorsam zu üben. Wie berichtet wird, brachte Rita das dürre Gewächs wieder zum Spriessen. Deshalb wird die heilige Rita heute als Helferin in aussichtslosen Fällen angerufen. Im Klostergarten von Cascia ist noch heute der angeblich originale Weinstock Ritas zu besichtigen.
Ritas unverwester Leichnam
Die auf dem hier abgebildeten Gemälde dargestellte Szene zeigt ein weiteres Wunder: Im Gedenken an die Passion Christi wünschte sich Rita, an dem Leid des Erlösers teilhaftig werden zu dürfen. Daraufhin bohrte sich ein Dorn aus Jesu Dornenkrone mitten in die Stirn der Nonne. Rita trug diese Wunde 15 Jahre lang bis zu ihrem Tod.
Rita, deren unverwester Leichnam heute in der Basilika Santa Rita in Cascia in einem Glassarkophag liegt, wird in Italien weiträumig verehrt. Nur Insider wissen indes, dass für Rita – als Angehörige des Augustinerinnenordens – in der Wiener Augustinerkirche alljährlich am 22. Mai eine Festmesse gefeiert wird. Die Gläubigen verehren an diesem Tag die Reliquie der Heiligen und werden zum feierlichen Ausklang mit roten “Rita-Rosen” beschenkt.
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