Architekturkritiker:

Das Limburger Bauwerk ist nicht protzig

Quelle
KathTube: Führung durch das in die Diskussion geratene Diözesane Zentrum in Limburg – Amateurvideo vom 5.9.2013 direkt vor Ort
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Sanierung Kloster Fahr
Sanierung Kloster Einsiedeln

Rainer Haubrich in “Die Welt”: Das “Diözesane Zentrum ist exzellente Baukunst, eines der besten deutschen Neubauvorhaben seiner Art aus den letzten Jahren”, “man darf den architektonischen Gestus sogar ausgesprochen bescheiden nennen”

Limburg, kath.net/pl, 12. Oktober 2013

“Was die Architektur betrifft, sind die Millionen der katholischen Kirche gut angelegt: Das Diözesane Zentrum ist exzellente Baukunst, eines der besten deutschen Neubauvorhaben seiner Art aus den letzten Jahren.”

Zu dieser überraschenden Würdigung hat sich Rainer Haubrich in der Tageszeitung “Welt” entschlossen. Haubrich ist Ressortleiter des Feuilletons und renommierter Architekturkritiker. “Abgesehen vom Preisschild, das dem Vorhaben anhängt wie ein Mühlstein, ist das Bauwerk selbst alles andere als protzig”, urteilte Haubrich, man dürfe den architektonischen Gestus sogar “ausgesprochen bescheiden” nennen.

Der Architekt Michael Frielinghaus habe sich nicht “mit spektakulären Formen oder Oberflächenreizen in den Vordergrund” gespielt, statuierte der Redakteur der “Welt”, vielmehr nehme er “die Traditionen und Massstäbe des historischen Ortes” bis in die Wahl der Materialien hinein auf und mache “dem grossartigen Limburger Dom nicht ungebührlich Konkurrenz”. Denn immerhin sei der Limburger Dom “einer der gewaltigsten Dome” der spätromanischen und frühgotischen Zeit, sein Bild habe auch “einst den wertvollsten Geldschein in Deutschland, die 1000-D-Mark-Banknote” geziert. Und auch das zweite bedeutende Baudenkmal auf dem Domberg, die alte Burg, deren Anfänge in die Merowingerzeit zurückreichten, “spiegelt sich im architektonischen Duktus des neuen Bischofssitzes”.

Frielinghaus wolle sich derzeit zwar nicht zu den Kosten äussern, so Haubrich weiter, lege aber Wert darauf, dass das Limburger Diözesane Zentrum kein Protzbau sei. Er habe etwas schaffen wollen, das “noch in 100 Jahren voller Würde ist” – dies sei Frielinghaus “ohne Zweifel gelungen”, urteilte der Architekturkritiker.

Wahre Protzbauten sähen anders aus, erläuterte Haubrich und lud dazu ein, “sich einmal in Osteuropa umsehen, in den ehemaligen Sowjetrepubliken oder in den arabischen Staaten am Golf“. Da finde man “billige Kopien vom Berliner Reichstag mit bläulich getönten oder verspiegelten Scheiben, plumpes architektonisches Imponiergehabe, bizarr gekurvte oder überdimensionierte Nationaldenkmäler, zugedröhnt mit poliertem Granit, glänzendem Metall oder Vergoldungen an den unmöglichsten Stellen. Ganz zu schweigen von Interieur-Orgien aus Plexiglas, Swarovski-Kristallen und Leopardenfellen”.

Doch “nichts von diesen geschmacklosen Übertreibungen” fände sich im Diözesanen Zentrum St. Nikolaus. Vielmehr habe der Architekt “zwischen drei bestehende Altbauten“ “behutsam ein Ensemble eingefügt, das wie eine kleine Stadt in der Stadt gruppiert ist”. Die Materialen seien typisch für die Stadt Limburg (Muschelkalkstein und Schiefer), in den Räumen herrsche “ein heller Farbklang aus Beige und Weiss, es sind zurückgenommene, noble Interieurs mit grosser Qualität im Detail, die in ihrer Reduktion der geistlichen Bestimmung des Bauwerks vollkommen entsprechen”.

Dann ging Haubrich auf die Fragen zur Kostenexplosion ein. Er wies darauf hin, dass Diözesanbaumeister Tilman Staudt schon vor Monaten von “einem schwierigen Baugrund” gesprochen habe und von Mehrkosten vor allem im Zusammenhang mit archäologischen Arbeiten, etwa “mit der Sanierung der knapp 50 Meter langen historischen Stadtmauer”. Die “Alte Vikarie” sei einsturzgefährdet gewesen, man habe “Balken aus anderen Häusern dieser Bauepoche” suchen müssen, um sie dort einzubauen.

Haubrich kommt zu dem Fazit: “Betrachtet man den Aufwand für die Neubauten und dazu die Renovierung der bestehenden drei Altbauten sowie die gärtnerische Gestaltung der Anlage, etwa des strengen Mariengartens am unteren Hang des Dombergs, dann erscheinen die Gesamtkosten von gut 30 Millionen Euro keineswegs übertrieben. Eher muss es überraschen, wie dieses Bauvolumen jemals auch nur auf einen einstelligen Millionenbetrag geschätzt werden konnte.”

Weitere Fakten im Interview mit dem Bausachverständigen Hubert Baumeister: “Limburg: Baukostenschätzung war ‘definitiv  zu nierdig’ angesetzt'”

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