Erste Ergebnisse des deutschsprachigen Arbeitskreises

Liturgie, Stellung der Laien und Kulturdialog müssen untersucht werden

Vatikanstadt, 19. Oktober 2012, ZENIT.org

Während der heutigen 17. Generalversammlung wurden zum ersten Mal die Ergebnisse der “kleinen Arbeitskreise”, die nach Sprachgruppen aufgeteilt sind, vorgetragen. Den deutschen Sprachzirkel vertrat Bischof Ladislav Nemet, der in vier Punkten die Themen vorstellte, die die deutschsprachigen Synodenväter am meisten bewegt und interessiert hatten.

Wir dokumentieren den Wortlaut der Ansprache:

Circulus Germanicus vom 19. Oktober

Moderator: Ägidius Zsifkovics Relator: Ladislav Nemet SVD

Der deutsche Sprachzirkel hat sich eingehend mit der “Relatio post disceptationem” befasst. Die intensive und fruchtbare Diskussion konzentrierte sich auf vier Problemfelder.

Das Evangelium, das verkündet wird

Das Evangelium, das verkündet werden soll, macht Hoffnung, weil es die Verheissung des ewigen Lebens in sich trägt. Es hat einen klaren Inhalt: das Bekenntnis zu Gott, der sich in Jesus Christus geoffenbart hat; und es ist ein Evangelium der Heiligung. Wegen des Heiligungsdienstes, den das Zweite Vatikanische Konzil stark betont hat, ist die Verkündigung notwendig. Die Perspektive des Heiles darf nicht einfach als selbstverständlich angesehen werden; sie muss erschlossen werden. Deshalb werden wir zu diesem Punkt Propositionen unterbreiten.

Freilich ist das Evangelium, weil es so viel Hoffnung macht, nicht einfach selbstverständlich. Es wirft die Frage nach Gott auf. In Krisenzeiten wird diese Frage existenziell. Dass der Glaube unsicher wird, hängt auch daran, dass es die Erfahrung der Abwesenheit Gottes gibt. Wir müssen diese leidvolle Erfahrung erkennen und zu teilen versuchen, weil es keine einfachen Antworten gibt und wir gemeinsam mit den Zweifelnden auf der Suche nach Trost und Hoffnung sind. Die Kirche hat die Sendung, genau in dieser Wüste das Heil Gottes zu verkünden und zu vermitteln. Der deutsche Sprachzirkel wird vorschlagen, dass es zu dieser Gottesfrage eine Aussage der Synode gibt, die von Empathie und Glaubenszuversicht geprägt ist. Das ist ein Grundanliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Die Bezeugung des Evangeliums kann nur gelingen, wenn die Evangelisierer selbst evangelisiert sind. Das ist eine Frage des Wissens, aber nicht nur, sondern auch der Spiritualität in der Begegnung mit Christus. Wesentlich ist, dass das Wissen zur eigenen Erfahrung wird. Es gibt keine Evangelisierung ohne das Eingeständnis der eigenen Schwäche und Schuld, aber auch nicht ohne das Zeugnis der Hoffnung auf Gottes Vergebung. Die Synode muss an diesem Punkt offen sprechen, um selbst glaubwürdig zu sein.

Die Welt, in der das Evangelium verkündet wird

Die Welt ist Gottes Schöpfung; unsere Geschichte und Kultur ist in der Heilsgeschichte Gottes eingeschrieben. Wir brauchen den Dialog mit der Welt; mit den Menschen, die heute leben. Wir müssen bereit sein, von den Erfahrungen der Menschen heute zu lernen: ihrer Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Liebe und Anerkennung, von ihrem Durst nach Freiheit, von ihrer Suche nach Gemeinschaft. Die Evangelisierung in der Kirche des Anfangs ist immer auf die Suche nach den Samen des Wortes Gottes in der Kultur der Gegenwart gegangen. Das ist auch heute notwendig. Wir sehen in unserer europäischen Kultur die grösste Möglichkeit, im Gespräch mit der Gegenwart mit der Wissenschaft, der Kunst, der Politik den Glauben heute neu zu entdecken und diese Entdeckungen in die Tradition der Weltkirche einzubringen. Umgekehrt werden wir in unseren Propositionen auch verdeutlichen, wie viel wir dem Glaubenszeugnissen aus den Kirchen des ganzen Erdkreises verdanken.

Die Orte, an denen das Evangelium verkündet wird

Wir stimmen zu, dass die Pfarrei – oder die kirchliche Gemeinde – der erste Ort der Evangelisierung ist, das Forum des Glaubensaustausches, der Brunnen, aus dem man das Wasser des Glaubens schöpfen kann (Johannes XXIII.). Aber wir sehen auch die starken Veränderungen der Pfarreien, die grösser werden und doch kurze Wege des Glaubens brauchen. Vor allem muss die Neuevangelisierung ja gerade dort Wege und Plätze des Gespräches öffnen, wo ein Kontakt zur Pfarrei oder zu einer kleinen christlichen Gemeinschaft nicht besteht. Diese Orte zu finden oder erst zu schaffen, ist aus unserer Sicht die grösste Aufgabe. Wir haben Propositionen zu diesen Orten vorbereitet, besonders zur Caritas, zum Dienst an den Kranken, zu den Kasualien, zu den Schulen. Besonders wichtig ist uns, dass die Kirchen in den Städten und auf dem Dort offengehalten und als Haus Gottes auch von den Passanten entdeckt werden können, die vielleicht nach einer Oase suchen und dann, so Gott will, den Brunnen des lebendigen Wassers finden können. Auf diese Weise kann die Präsenz des Heiligen in der Welt anschaulich und erfahrbar werden.

Desto wichtiger ist eine qualitativ gute Katechese. Wir haben Vorschläge zu Liturgie, zur Bibel und zum Katechismus vorbereitet, wie aus unseren Erfahrungen heraus die katechetische Arbeit orientiert und intensiviert werden kann. Der Erwachsenenkatechumenat, der allgemein zunimmt, ist ein starkes Instrument der Evangelisierung.

Die Menschen, die das Evangelium verkünden

Wir stimmen ausdrückluch dem Haupt-Relator zu, dass die Familien und die Laien von grösster Bedeutung für die Evangelisierung sind.

Der sakramentale Dienst der Bischöfe und der Priester in der Leitung der Kirche ist davon wesentlich unterschieden; aber ihre Aufgabe besteht nicht zuletzt darin, die Charismen zu wecken und die Laien zu ermutigen, ihren Platz bei der Bezeugung des Evangeliums in der Welt, aber auch in der Kirche zu finden und zu nutzen.

Die Familie ist ein bevorzugter Ort der Glaubenserschliessung. Allerdings dürfen wir nicht die Augen davor verschliessen, dass viele Ehen nicht gelingen und deshalb Familien zerbrechen; es entwickeln sich neue Formen von Zusammenleben, in denen auch ersthafte Verantwortung von Alleinerziehenden für Kinder übernommen wird. Wir wollen auch sie in ihrer grundlegenden Aufgabe bei der Einführung in den Glauben unterstützen. Die Synode sollte deutlich machen, dass sie die Krise der Familie sieht, und dass sie alles tut, die Neuevangelisierung auch als einen Beitrag zur Überwindung dieser Krise zu gestalten.

Ebenso müssen die veränderten Bedingungen beachtet werden, unter denen der Weltdienst der Laien, aber auch ihre Beteiligung an der Martyria, Diakonia und Liturgie der Kirche stehen. Die jeweils eigenen Begabungen der Männer und Frauen, die aus ihrem Leben in der Welt stammen, müssen anerkannt werden. Ohne jede Klerikalisierung müssen die Laien ermutigt werden, an ihrem Platz auch in der Kirche ihre Stimme für den Glauben zu erheben. Der deutsche Sprachzirkel setzt sich dafür ein, dass die Synode ein Zeichen der Anerkennung und Ermutigung setzt. Es braucht eine klare Regelung für die Beauftragung und Sendung von Laien in der Martyria, Diakonia und Liturgie der Kirche.

Schliesslich ist es für die Länder, die durch die Bischöfe in unserem Zirkel repräsentiert werden, typisch, dass die ökumenischen Kontakte gepflegt werden müssen. Viele Familien sind gemischt-konfessionell. Die Neuevangelisierung muss diese Dimension sehen und im ökumenischen Geist nutzbar machen.

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